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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica
Autoren: Steve Berry
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mit Gary gelesen hatte, war vom Nordatlantik die Rede gewesen. Dass kein Wrack gefunden wurde, erklärte man mit der Wassertiefe und dem von tiefen Schluchten durchzogenen Meeresgrund. Malone hatte da schon immer seine Zweifel gehabt. In großer Tiefe wäre der Rumpf geborsten und das U-Boot vollgelaufen, so dass irgendwann Wrackteile an die Oberfläche hätten aufsteigen müssen. Die Navy hatte auch die Meere nach Geräuschen abgehorcht. Die Untersuchungskommission stellte fest, dass akustische Signale aufgefangen worden waren, aber diese Geräusche erklärten praktisch nichts, und in diesem Teil der Welt wurde zu wenig gehorcht, als dass es von Belang gewesen wäre.
    Verdammt.
    Er hatte in der Navy gedient, war freiwillig eingetreten, hatte einen Eid abgelegt und ihn gehalten.
    Die Navy dagegen nicht.
    Als irgendwo in der Antarktis ein U-Boot gesunken war, hatte keine Flottille von Schiffen das Gebiet abgesucht und den Meeresgrund mit Sonar abgetastet. Für die Beurteilung der Ursache hatte man nicht Ordner voller Zeugenberichte, Karten, Zeichnungen, Briefe, Fotos oder Operationsanweisungen gesammelt. Man hatte nur ein einziges jämmerliches Schiff losgeschickt, ihm drei Tage Zeit für die Untersuchung eingeräumt und einen nichtssagenden vierseitigen Bericht verfasst.
    In der Ferne läuteten Glocken.
    Er hätte am liebsten mit der Faust die Wand durchschlagen. Aber was hätte das genützt?
    Stattdessen griff er nach seinem Handy.

6
    Captain Sterling Wilkerson von der US Navy blickte durch die vereiste Fensterscheibe auf das Posthotel. Er saß diskret auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem gut besuchten McDonald’s. Draußen gingen Passanten vorbei; alle waren gegen die Kälte und den beständig fallenden Schnee eingemummelt.
    Garmisch war ein Gewirr verstopfter Straßen und Fußgängerzonen. Der ganze Ort kam ihm vor wie eine dieser Spielzeugstädte im Spielzeugladen, mit bunt bemalten, in weißer Watte halb verborgenen Alpenhäuschen, die dick mit Plastikschneeflocken bestreut waren. Die Touristen kamen sicherlich wegen der Atmosphäre und der nahegelegenen Skihänge. Er war wegen Cotton Malone gekommen und hatte vorhin zugesehen, wie der Exagent des Magellan Billet, inzwischen Buchhändler in Kopenhagen, einen Mann getötet hatte und dann aus einer Seilbahngondel gesprungen, auf den Erdboden geklettert und in seinem Mietwagen geflüchtet war. Wilkerson war ihm gefolgt, und als Malone direkt zum Posthotel gefahren und drinnen verschwunden war, hatte er auf der Straßenseite gegenüber Stellung bezogen und sich beim Warten ein Bier genehmigt.
    Er wusste alles über Cotton Malone.
    Dieser stammte aus Georgia und war achtundvierzig Jahre alt. Ehemaliger Marineoffizier. In Georgetown hatte er ein Jurastudium abgeschlossen. Anschließend hatte er im Judge Advocate General’s Corps gedient und war Agent des Justizministeriums gewesen. Vor zwei Jahren war Malone in eine Schießerei in Mexico City verwickelt und zum vierten Mal bei der Ausübung seiner Pflichten verwundet worden, womit offensichtlich das Maß voll gewesen war, denn er hatte beschlossen, vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden, was der Präsident persönlich genehmigt hatte. Malone hatte dann sein Offizierspatent zurückgegeben und war nach Kopenhagen gezogen, wo er ein Buchantiquariat eröffnet hatte.
    All das konnte Wilkerson verstehen.
    Zwei Dinge aber verwirrten ihn.
    Zum einen der Name Cotton. In der Akte war Malones amtlicher Name als Harold Earl festgehalten. Der ungewöhnliche Spitzname war nirgends erklärt.
    Und zum anderen fragte er sich, wie wichtig Malones Vater war. Oder genauer gesagt die Erinnerung an ihn. Der Mann war vor achtunddreißig Jahren gestorben.
    War das immer noch von Bedeutung?
    Anscheinend ja, da Malone einen Menschen getötet hatte, um die Unterlagen zu schützen, die Stephanie ihm geschickt hatte.
    Wilkerson trank sein Bier.
    Draußen fuhr ein Windstoß vorbei und wirbelte die tanzenden Schneeflocken noch heftiger auf. Ein bunter Schlitten tauchte auf, der von zwei tänzelnden Pferden gezogen wurde. Die Fahrgäste waren in karierte Decken gehüllt, und der Kutscher hielt die Zügel fest in der Hand.
    Wilkerson verstand einen Mann wie Cotton Malone.
    Er selbst war ihm ganz ähnlich.
    Einunddreißig Jahre hatte er in der Navy gedient. Nur wenige stiegen zum Kapitän auf, und noch weniger brachten es zur Admiralswürde. Elf Jahre lang hatte er für den Nachrichtendienst der Navy gearbeitet, davon die letzten
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