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Cosm

Cosm

Titel: Cosm
Autoren: Gregory Benford
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ich das ganze Experiment allein durchführen.«
    Er hob beschwichtigend die Hand. »So ist das eben im Showgeschäft. Komplizierte Stories kommen nicht an.«
    Sie nickte kläglich. »Ein Reporter hat mir einmal gesagt: ›Ein fähiger Wissenschaftsjournalist mischt ein Gramm Inhalt unter ein Kilo Persönlichkeit.‹ Grrr!«
    »Aber es stimmt.« Sein Gesicht wurde ernst. »Ach ja, noch etwas. Sie haben wahrscheinlich schon gehört, daß wir Probleme mit der Datenspeicherung haben.«
    »Nein, davon war mir nichts bekannt.« Es war allerdings nicht verwunderlich. RHICs unzählige Diagnostiken spuckten, verglichen mit früheren Anlagen, einen wahren Zahlen-Mississippi aus.
    »Wir werden Ihre Uran-Daten zurückbehalten müssen, um sie hier aufzubereiten«, sagte er schlicht.
    »Was! Ich will sie aber an der UCI auswerten.«
    »Sie werden in einer Form vorliegen, die Sie nicht verwerten können.«
    »Ich kann mit BITNEX arbeiten …« Und schon bewarfen sie sich gegenseitig mit Abkürzungen für Computersysteme und Software, DAQ, PMD, CPU und so weiter. Die Wogen schlugen höher, die Stimmen wurden lauter. Endlich sagte sie: »Verdammt, wir hatten für beide Parteien gleichberechtigten Zugriff auf die Daten vereinbart.«
    »Wir haben einfach nicht das Personal und die Computerkapazitäten«, sagte Dave eisig, »um Unmengen von Uran-Daten in Ihr Format zu übertragen.«
    »Das hätten Sie mir vorher sagen müssen!«
    »Wir können uns ohnehin kaum noch über Wasser halten. Als ich im Rechenzentrum anfragte, haben die nur den Kopf geschüttelt.«
    »Aber in meinem Vertrag steht …«
    »Da steht auch eine Klausel, daß das Labor das erste Anrecht auf die Auswertung der Daten hat …«
    »Aber nur für den Fall, daß ich darauf verzichte. Wir haben ein Abkommen …«
    »Nicht unbedingt. Es liegt in unserem Ermessen.«
    »Verdammt, es sind meine Daten!«
    »Sie bekommen Sie ja auch.«
    »Wann?«
    Dave wurde verlegen und wich ihrem Blick aus. »Wir liefern Ihnen einen repräsentativen Querschnitt, sagen wir, eins von hundert Ereignissen. Auf die Gesamtausbeute müssen Sie allerdings ein paar Monate warten.«
    »Monate! Unser zweiter Versuch hier ist in einem halben Jahr angesetzt. Damit bleibt uns keine Zeit, die ersten Ergebnisse vorher ausgiebig zu begutachten.«
    Er zuckte nur die Achseln, und das ärgerte sie mehr als alles, was er gesagt hatte. »Es ist mein Experiment«, platzte sie heraus.
    »Es ist unser Experiment. Sie sind hier nur Gast.«
    Sie hätte gern zurückgeschnauzt, sah aber ein, daß sie damit nichts erreichen würde. Natürlich würde ihr das Labor irgendwann einen Satz gefilterter, komprimierter Daten zukommen lassen, aber bis dahin konnte sie mit ihrer Forschungsgruppe Däumchen drehen. Sie nahm sich zusammen und sagte so höflich sie konnte: »Gut finde ich das nicht.«
    »Das bedauere ich, aber ich kann es nicht ändern.«
    Sie sah, daß es ihm peinlich war, sie zu enttäuschen. War dies am Ende eine Begleiterscheinung der tiefen Kluft, die die Kernphysiker in Brookhaven von den blasierten Besserwissern trennte, die sich Elementarteilchenphysiker nannten? Mit RHIC hatten die Kernphysiker ein weiteres, bislang vernachlässigtes Areal der Teilchenphysik erobert, und Alicia gehörte eindeutig zum Elementarteilchenstamm. Die Spannungen zwischen den beiden Gruppen entluden sich immer wieder in kleinlichen Gehässigkeiten, und was sich eben abgespielt hatte, lag ganz auf dieser Linie. Als externer Elementarteilchenphysiker stand sie ganz unten auf der Liste, wenn die Computerzeit für die Datenauswertung verteilt wurde. Sie seufzte und unterdrückte ihren Ärger, so gut sie konnte.
    Dave lächelte zaghaft. »Na also. Dann können Sie mir doch jetzt Ihren Versuchsaufbau zeigen?«

 
    4 Alicia kämpfte mit einem tiefen Atemzuggegen ihre flatternden Nerven an. Der Öldunst der großen Maschinen, der scharfe Geruch nach Reinigungsmitteln, der schal-trockene Mief der Elektroisolation – man kam sich vor wie in einem modrigen Keller.
    Sie konnte nicht stillsitzen vor den Bildschirmen, die eine ganze Wand des Leitstandes einnahmen, also marschierte sie auf einer Bahn, die von der Länge ihres Kopfhörerkabels begrenzt wurde, unermüdlich auf und ab. Bei jeder Wendung schaute sie auf ein Poster mit Pferden, die über eine Rennbahn rasten. Im Raum befand sich nicht nur das UCI-Team, bestehend aus Brad Douglas, Zak und ihr selbst, sondern auch das RHIC-Team, also insgesamt ein Dutzend Menschen, aber sie hatte nur
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