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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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irgendein Kleinwagen und sicher ein Kunde von Marcello. Ich lief schon
äußerst links und als ich verärgert feststellen musste, dass die Karre sich
nicht den Deut um mich kümmerte, war ich auch noch gezwungen fast im Feld zu
laufen und wäre beinahe mit dem Fuß umgeknickt.
    Erbost blickte ich auf den Fahrer, den ich nicht kannte, doch
er beachtete mich nicht.
    Ich wollte gerade wieder auf den Weg zurück, als das Auto
eine Vollbremsung machte und im Rückwärtsgang auf meine Höhe rollte. Was will
er denn jetzt noch, fragte ich mich und presste wütend die Kiefer aufeinander,
lief aber weiter. Das hintere Fenster ging auf, jemand streckte schnell den Arm
heraus und ehe ich mich versah, hielt einer mich am Handgelenk fest und zwang
mich, anzuhalten. „Was soll das!“ Ich wandte mich erschrocken um und blickte
geradewegs in dunkle und gefährliche Augen. Ich schluckte. „Würdest du für
einen Moment einsteigen?“ Lippen, die lächelten, die große Hand, die ihren
Griff kaum lockerte, die Sonne, die mich blendete.
    „Don Castelli, lassen Sie mich bitte los!“
    „Warum sagst du nicht du zu mir? Ich will eine Antwort.“ Oh,
diese blitzenden Zähne!
    „Ja, ich steige ja schon ein.“ Ich landete neben ihm auf der
Rückbank. Außer dem Fahrer war niemand anderes anwesend. Zum Glück, denn ich
war aufgeregt und ich hatte gleichzeitig unerklärliche Angst. Was wollte er
eigentlich mit diesem Auto, das war eher ungewöhnlich.
    Und warum fuhr er damit über irgendwelche Feldwege in die
Stadt hinein? Wie auch immer. „Was wollen Sie?“ fragte ich vorsichtig. Sabatino
nahm mein Kinn zwischen seine Finger und zog ein ernstes Gesicht. Ich zuckte.
    „Hast DU mich nicht ein wenig vermisst? Wir und Emidio haben
DICH sehr vermisst.“ Sein Daumen strich kurz über meine Lippen.
    Ich stockte: „Ich, ich…“
    „Ist auch egal jetzt. Aber ich erwarte, dass du heute Abend
als Wiedergutmachung zu mir in die Villa kommst, ich gebe eine kleine Party.
Wenn nicht für mich, dann komm bitte für Emidio, denn er ist sehr verstimmt und
möchte dich sehen, auch wenn er es im Leben nicht zugeben würde. Seinetwegen
würde ich dich auch entführen und mit Gewalt hinbringen, verstanden? Also
stehst du heute Abend in meiner Auffahrt, sonst sehe ich mich leider gezwungen,
vor deiner Tür zu stehen. Hai capito ?“ Er lächelte einfach hinreißend
und diese Augen ließen keinen Widerspruch zu. Ich lächelte nun auch und
bemerkte, wie ich es kaum erwarten konnte, sie alle zu sehen und wie sehr ich
sie vermisste. Mein Gott, vergebe mir.
    „ Ja, ich…ich... ich denke, ich komme heute Abend.“
    „Das ist ein Wort!“
    „Bis heut Abend.“ Ich blickte ihn noch einmal kurz an und
stieg dann schnell wieder aus.
    Sabatino formte die Lippen zu einem Kuss und lächelte
funkelnd. Das Auto fuhr los und ließ mich verwirrt stehen. Oje, ich merkte, wie
meine Knie zitterten und ein seltsames Gefühl meine Magengegend beherrschte.
Mir wurde schlecht. Plötzlich dachte ich wieder an unsere Intimitäten auf der
Couch. Dieses Gefühl hatte ich bis jetzt nur einmal, als ich mit der kleinen
Silvia, ach, ich war mal in sie verliebt gewesen, in Silvia vom Obststand, wo
sie am Piazza del Mercato aushalf. Jeden zweiten Tag versuchte
ich von ihr ein Lächeln zu ergattern und meine Freunde machten sich lustig und
nannten mich ein verliebtes Hündchen, weil ich wie ein Hündchen ihr stets
hinterher ging. Das war mit dreizehn. Dagegen konnte ich nichts einwenden.
    Aber das war auch normal, jeder von meinen Freunden war schon
einmal in ein Mädchen verliebt. Jetzt allerdings mit sechzehn, sah es so aus,
als würde ein Mann ebenso meine Gefühle aufwallen lassen können.
    Vielleicht lag es daran, dass ich nicht mehr oft mit Mädchen
außer meinen Schwestern zu tun hatte? Was hatte Sabatino gesagt, ich wäre
beides? Ich sollte mich glücklich schätzen, dass ich beides genießen könne?
Jetzt erst ging mir auf, was er damit meinte. Was ist, wenn er recht hatte? Ich
kannte auch verschiedene Jungs, die allerdings gegen Geld mit älteren Männern
verkehrten, aber nur flüchtig, schließlich wohnte ich in einer italienischen
Kleinstadt! Okay, Spoleto war weltoffen etc., es gab viele kulturelle
Höhepunkte und Gäste von außerhalb, die dieses Flair genossen, aber die wahren
Einwohner, die alten Familien, die kannten sich, ihre Kinder und ihre
Kindeskinder. Nicht selten wurden homosexuell wirkende Gäste beschimpft oder es
kam nachts sogar zu Prügeleien. Ich hatte
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