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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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mich stets von ihnen fern und aus den
Konflikten rausgehalten, doch ich war schon immer ein wenig neugierig gewesen,
das konnte ich nicht abstreiten. Das Verruchte lockte mich, wie eh und je.
    Und plötzlich war es mir, als erwachte ich aus einem öden
Traum voller Szenen, die nur mittelmäßig und fad gewesen waren. Natürlich bereute
ich es nicht, mit
    meinen Schwestern gespielt zu haben, aber nun erschien es mir
wie ein eher langweiliges Kapitel, ein Kapitel, ein Zwischenstück, nicht das
Aufregendste, nicht das Wichtige. Er muss mich wieder verhext haben, dachte
ich. Ich befand mich wieder im Bannkreis der Castellis. Ich muss besessen
gewesen sein, denn ich fühlte mich so. Und er war wie ein Teufel, wie ein
Dämon, der seine Spielchen mit mir trieb. Oh ja.
    Nicht im Traum dachte ich daran, dass ich ihm wirklich etwas
bedeuten könnte. Aber es machte mir nichts aus, das Spiel gefiel mir, trotz
aller Flüche gegen ihn. Ich nahm mir vor mitzuspielen.
    Ich denke dadurch überwand ich die Zweifel des
geschlechtlichen Problems. Es war ein Spiel und ich liebte Spiele. Es war egal,
ob ich darin eine Frau oder ein Mann war, völlig egal, denn nur das Aufregende
an den Spielzügen interessierte. Ich steigerte mich in diesen Gedanken dermaßen
hinein, spekulierte, phantasierte, träumte, dass ich meinte, alles andere wäre
nebensächlich. Bei Marcello lauschte ich dem Fachgesimple der beiden alten,
rüstigen Männern, ging mit in die Ställe, kostete hier und da von dem Käse
    und der Milch und versuchte, meine innere Aufregung so gut es
ging zu verbergen. Auf dem Hof, wo unter einem Sonnendach an der Seite, sich
mein Onkel mit Marcello und dessen Frau unterhielten und leichten Weißwein
tranken, spielte die Enkelin von Marcello im Dreck und Staub mit ihren
Holzpferdchen. Es war immer noch viel zu warm und ich wäre am liebsten mit
Emidio im Pool gewesen. Sicher war er es auch und ließ sich Limonade kredenzen.
Ich konnte mir Maurizio vorstellen, wie er Emidio das Glas reichte, wie ein
schwergewichtiger Butler.
    Diesen Gedanken fand ich so witzig, dass ich bald laut
aufgelacht hätte. Gott, was war ich da naiv gewesen.
    Die kleine Sofia kam mit ihrem gelben Kleidchen auf mich zu
gerannt und wollte mit mir spielen, und da ich nichts besseres zu tun hatte,
spielte ich auch mit ihr und den Pferdchen, hockte neben ihr auf der
staubtrockenen Erde, still in Gedanken im Pool versunken.
    Die Zeit verstrich quälend langsam. Dann gegen einundzwanzig
Uhr stand ich vor den Toren der Auffahrt zur Villa, die ja etwas außerhalb von
Spoleto lag,
    aber mit dem Fahrrad fuhr ich nicht sehr lange, höchstens
zehn Minuten, denn ich war ein Raser.
    Ich hatte mich für meine Verhältnisse herausgeputzt. Meine
Haare waren gewaschen und gekämmt und ich hatte mein bestes helles Hemd an und
dazu die einzige schwarze Hose, die ich hatte und fast nur zur Kirche oder zu
höheren Anlässen und Prozessionen tragen durfte. Natürlich hatte ich mich in
diesem Aufzug heraus schleichen müssen und war früher vom Tisch aufgestanden.
Wenn ich damit Ärger riskierte, interessierte es mich nicht die Bohne und
außerdem hatte mich Pedro am Tisch gelobt, wie anständig ich bei Marcello
gewesen war. Lächeln und zurückhalten, das war die höflichste Art.

IV
Die Party des dolce vita mafiosa…
     
    Die Tore zur anderen Welt öffneten sich. Ein paar von seinen
Männern begrüßten mich und ich winkte lächelnd zurück. „Hey, Paolo!“, rief mir
Piero entgegen. „Schön, dass du gekommen bist!“ Ich sah ihn, wie er mit einer
schönen Frau im Arm über den Rasen lief und breit
    grinste. Das war Piero, groß und dünn, dafür war er aber ein
Frauenheld mit unglaublichem Charme und einem sonnigen, ja fast unbeschwerten
Naturell. Ich grinste zurück. Es erstaunte mich schon etwas, wie freundlich und
nett ich, so als gehörte ich schon seit eh und je dazu, begrüßt wurde. Es
stärkte mir den Rücken. Was immer hier ablaufen würde, ich war bereit. Ich ging
zum Garten und fand mich plötzlich in einem großen Menschenauflauf wieder,
dabei hatte ich gar nicht so viele parkende Autos gesehen. Menschen, Männer,
Frauen in herrlichen Kleidern und leuchtenden Schmuck, Pavillons unter denen
sich die Tische unter dem Essen bogen und überall schnelle Diener, die mit den
Tabletts voller Gläser umherliefen. Ein kleines Orchester spielte volkstümliche
Weisen und Tänze und die Kinder durften sogar im Pool baden, der hell
erleuchtet war.
    Ich fühlte mich nun doch etwas
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