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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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ihnen. Als sie anhielten, blieb auch er stehen. Seine Augen fixierten weiter den Speer Bryionak.
    Der Kampf hatte schon begonnen. Die Hunde des Kerenos versuchten die Mauern zu überspringen, wie sie das schon einmal getan hatten. Aber jetzt belagerten auch die Ghoolegh mit Speeren und Pfeilen die Festung. Und die bleichen grünen Reiter warfen sich gegen das Tor, geführt von einem, der nur Hew Argech sein konnte der Bruder der Fichten, den Corum schon einmal erschlagen hatte. Selbst hier oben auf der Anhöhe, von der sie auf Caer Mahlod herabblickte, konnten Corum und Medheb die Schreie der Verteidiger und das Heulen der schrecklichen Hunde hören.
    »Wie können wir unser Volk jetzt noch erreichen?« fragte Medheb verzweifelt.
    »Selbst wenn wir uns bis zum Tor durchschlagen, würden sie uns jetzt nicht mehr einlassen, wenn sie keine Narren sind«, stimmte Corum zu. »Uns bleibt nur der Versuch, das feindliche Heer von hinten anzugreifen und damit Verwirrung zu stiften.«
    Medheb nickte. Sie wies auf eine bestimmte Stelle der Mauer. »Laß uns dorthin reiten, wo die Mauern schon fast eingebrochen ist. Vielleicht können wir damit unserem Volk eine kurze Atempause gewinnen, in der sich die Schäden an der Mauer ausbessern lassen.«
    Corum hielt den Vorschlag für sinnvoll. Wortlos gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte den Hügel hinunter. Den Speer Bryionak hielt er zum Stoß gegen den ersten Angreifer erhoben. Der Vadhagh war sich sicher, daß er und Medheb hier sterben würden, aber der Gedanke kümmerte ihn im Augenblick nicht. Alles, was er bedauerte, war, daß er ohne seinen Namensmantel sterben würde, den scharlachroten Mantel, den er Calatin an der Küste des Mordelsberges gegeben hatte.
    Als er näher kam, sah er, daß sich unter der Armee der Fhoi Myore keine Eis-Phantome befanden. Waren diese Wesen am Ende gar keine Geschöpfe der Fhoi Myore? Die Ghoolegh jedenfalls, die lederbekleideten Untoten, waren es. Ein Reiter auf einem großen Pferd führte sie zum Angriff. Ein Lichtstrahl durchbrach die Wolken und fiel auf die Rüstung dieses Reiters. In wenigen Sekunden schimmerte die Rüstung golden, in mattem Silber, dann von scharlachrot bis tiefblau.
    Und Corum wußte sofort, daß er diese Rüstung schon einmal gesehen hatte. Er selbst hatte ihren Träger schon einmal in den Limbus geschickt nach dem Zweikampf im Lager des Heeres der Königin Xiombarg. In einen Limbus, in dem einst die Fhoi Myore eingeschlossen waren, bis eine Erschütterung der Struktur des Multiversums sie freiließ, um diese Ebene zu vergiften. War dabei auch der Reiter befreit worden? Das schien eine naheliegende Erklärung. Der gelbe Federbusch wippte wie früher auf dem Helm des Reiters, und der Helm verbarg wie früher sein Gesicht. Auf dem Brustharnisch prangte noch immer das Zeichen des Chaos, die acht Pfeile, die von einer kreisförmigen Mittelnabe ausgingen.
    »Gaynor«, rief Corum und erinnerte sich an das Grauen von Gaynors Tod. »Es ist Prinz Gaynor, der Verdammte.«
    »Du kennst diesen Krieger?« fragte Medheb überrascht.
    »Ich erschlug ihn einst«, erwiderte Corum grimmig. »Oder, um genau zu sein, ich verbannte ihn aus dieser Welt. Aber da ist er wieder, mein alter Feind. Sollte er der ›Bruder‹ sein, von dem die alte Frau mich warnte?« Die letzten Worte hatte Corum mehr zu sich selbst gesprochen. Er riß den Arm zurück und schleuderte Bryionak nach Prinz Gaynor, der einst ein Held gewesen (vielleicht der Ewige Held selbst) und nun völlig dem Bösen verfallen war.
    Bryionak fand sein Ziel und traf Prinz Gaynor an der Schulter. Der Prinz taumelte im Sattel. Der gesichtslose Helm drehte sich nach dem Speer um, als die Waffe sofort zurück in Corums Hand flog. Gaynor war gerade dabei gewesen, seine Ghoolegh gegen den schwächsten Abschnitt der Mauer zu dirigieren. Die Untoten stürmten durch den von Blut geröteten Schnee. Vielen fehlten Glieder, Köpfe, ja, manche waren kaum noch als menschliche Gestalten zu erkennen. Aber das hielt sie nicht auf. Corum fing den Speer Bryionak aus der Luft. Jetzt wußte der Vadhagh, daß Gaynor wie früher selbst mit Magie nicht leicht zu schlagen sein würde.
    Er hörte Gaynors Lachen aus dem Helm erschallen. Gaynor wirkte fast begeistert, ihn hier zu sehen, als träfe er unter lauter Feinden plötzlich auf das vertraute Gesicht eines Freundes. »Prinz Corum, der Held der Mabden! Wir haben schon über Euere Abwesenheit spekuliert und angenommen, daß Ihr zurück auf Euere
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