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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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Verwundete, junge Burschen und Mädchen, alles stürmte auf die Mauern von Caer Mahlod zur letzten Verteidigung. Sieben knarrende Streitwagen, von sieben mißgestalteten Tierwesen gezogen, erreichten jetzt den Fuß des Festungshügels. Nebel verbarg die sieben Gestalten auf den Streitwagen, und Nebel legte sich jetzt um die ganze Festung. Auch der Bulle von Crinanass verschwand in dem Nebel, und sein Brüllen war nicht länger zu hören. Es schien als habe der Höllendunst ihn erstickt, und vielleicht war das auch wirklich geschehen.
    Corum zielte auf das, was wie der verunstaltete Kopf des ersten der gigantischen sieben Schatten aussah. Das unheimliche Knarren der Streitwagen ließ seinen Körper bis in die Knochen erzittern und drohte ihm die Sinne zu rauben.
    Langsam schien der Speer durch den Nebel zu schwimmen und traf dann sicher sein Ziel. Ein eigenartiger Schmerzlaut hallte aus dem Dunst. Während der Speer in Corums Hand zurückkehrte, hielt das Schmerzgebrüll an. Unter anderen Umständen hätte es fast lächerlich geklungen, aber hier wirkte es erschreckend und unheimlich. Es war die Stimme eines verwundeten Tieres, und Corum erkannte, daß der Besitzer dieser Stimme ein Wesen von geringer Intelligenz aber mit einem monströsen, primitiven Willen sein mußte. Das machte die Fhoi Myore so gefährlich: Sie wurden von einem blinden Willen getrieben. Sie begriffen ihr eigenes Schicksal nicht und wußten nicht anders auf die ihnen fremde Umwelt zu reagieren, als sie sich in einem sinnlosen Eroberungszug zu unterwerfen. Sie kannten keine Grausamkeit, keinen Haß, suchten keine Rache. Was sie taten, war all ihre Kräfte und Fähigkeiten erbarmungslos für ein unmöglich zu erreichendes Ziel einzusetzen. Aber das machte es auch fast unmöglich, sie zu besiegen. Man konnte nicht mit ihnen verhandeln oder sie überzeugen. Furcht war alles, was sie aufhalten würde, und es war offensichtlich, daß der Schreiende den Sidhi-Speer fürchtete. Die heranrollenden Streitwagen wurden langsamer, und die Fhoi Myore knurrten sich etwas zu.
    Einen Augenblick später erschien aus dem Nebel ein Gesicht. Es war mehr eine einzige Wunde als ein Gesicht, rot, mit in Fetzen hängendem, entzündetem Fleisch. Der Mund klaffte in der linken Wange, und es gab nur ein Auge ein Auge unter einem Lid aus toter Haut. Am Augenlid war ein Draht befestigt, der über den Kopf lief, unter der Achselhöhle durch, und von der zweifingerigen Hand gezogen werden konnte, um das Lid zu öffnen.
    Die Hand zerrte jetzt an dem Draht. Corum hatte die instinktive Ahnung einer Gefahr und duckte sich hinter die Brustwehr, als das Lid aufgezogen wurde. Das Auge war blau wie das Eis des Nordens, und eine schreckliche Strahlung ging von ihm aus. Schneidende Kälte griff nach Corums Körper, obwohl er sich nicht direkt im Blickfeld des Auges befand. Jetzt wußte er, wie das Heer am See zu Eis geworden war. Die Kälte ließ ihn zurücktaumeln und raubte ihm fast die Besinnung. Aber er raffte sich auf, hob den Kopf und schwang den Speer. Einige der Krieger auf den Mauern waren schon zu Eis erstarrt. Corum warf den Speer Bryionak. Er warf ihn genau in das blaue Auge.
    Für einen Moment schien es, als würde Bryionak in der Luft festfrieren. Er hing bewegungslos, aber dann zitterte er und begann sich vorwärts zu kämpfen. Seine Spitze glühte orangerot auf und bohrte sich in das Auge.
    Jetzt konnte Corum hören, welcher Fhoi Myore vorhin gebrüllt hatte. Die Hand ließ den Draht los, und das Lid fiel zu, während der Speer in Corums Hand zurückkehrte. Der Alptraum eines Gesichtes schwankte, und der Kopf drehte sich hin und her. Die Bestien vor dem Wagen machten kehrt und zogen das Gefährt zurück in den Nebel.
    Corum fühlte Erleichterung. Diese Sidhi-Waffe war eigens für den Kampf gegen die Fhoi Myore geschaffen worden und hielt, was sie versprach. Schon befand sich einer der sieben auf dem Rückzug.
    Corum rief den Kriegern auf den Mauern zu:
    »Verlaßt eure Plätze und sucht in der Stadt Deckung. Laßt mich allein, denn ich habe den Speer Bryionak. Eure Waffen sind machtlos gegen die Fhoi Myore. Ich muß alleine hier kämpfen!«
    Medheb rief zurück: »Laß mich an deiner Seite sterben, Corum!«
    Aber er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem anrückenden Kalten Volk zu. Noch immer war es schwer, etwas in dem Nebel zu erkennen. Der Schatten eines gehörnten Kopfes. Das Funkeln eines Auges. Mehr ließ sich kaum ausmachen.
    Dann ertönte wieder ein
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