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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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einem plötzlichen Überfall von den Hunden des Kerenos fortgeschleppt worden. Schnee schimmerte auf den Haaren der Mabden. Scherzend erklärte sie Corum deshalb alle zu Königinnen und Königen. Bevor er zu ihnen gestoßen war, hatten sie keine Waffen mehr besessen. So verteilte Corum seine Waffen unter sie dem einen das Schwert, einem anderen seinen Dolch, für je einen weiteren eine seiner Lanzen, und Pfeil und Bogen für Bran. Corum behielt nur den Speer Bryionak, während er der Gruppe voranritt, oder neben seinem Pferd herlief, um eine der erschöpften Gestalten darauf reiten zu lassen. Manchmal trug es auch mehrere gleichzeitig, denn sie alle hatten in den letzten Monaten so wenig gegessen, daß sie leicht genug waren.
    Bran hatte angenommen, daß sie noch etwa zwei Tagesmärsche vor Caer Mahlod waren. Doch je weiter sie nach Westen kamen, desto schneller ging ihr Marsch voran. Corums Stimmung besserte sich von Stunde zu Stunde, und die Energie seines Pferdes kehrte zurück. Es war sogar in der Lage, schnell voraus zu galoppieren, und Corum konnte das Land erkunden. Nach der Wetterbesserung zu schließen, konnten die Fhoi Myore Caer Mahlod noch nicht erreicht haben.
    Am späten Nachmittag dieses, wie sie hofften, letzten Tages ihrer Wanderung erreichte die kleine Gruppe ein flaches Tal. Es bot etwas Schutz vor dem eisigen Wind, der über das Moor fegte. Unter den Hügelkämmen zu beiden Seiten des Tales bemerkte Corum glänzende Eisgebilde. Der Ostwind mochte sie aus erstarrenden Wasserfällen geformt haben. Ein Stück ins Tal hinein entschied man, das Lager für die Nacht aufzuschlagen, auch wenn die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Als Corum von den Jungen aufblickte, denen er beim Aufbau der Zelte zugesehen hatte, erspähte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Er hätte schwören können, daß eine der Eisformen ihren Standort gewechselt hatte. Aber er führte diesen Eindruck schließlich auf seine überanstrengten Augen und das schwindende Licht zurück.
    Und dann bewegten sich mehrere der Gestalten unübersehbar kreisten sie das Lager ein.
    Corum schrie Alarm und lief auf sein Pferd zu. Die Eisformen glitten wie schimmernde Phantome die Hänge hinunter auf das Lager zu. Corum sah, wie eine alte Frau am anderen Ende des Lagers entsetzt die Arme hochriß und sich zur Flucht wandte, aber eine schimmernde, geisterhafte Gestalt schien sie regelrecht aufzusaugen und den Hügel hinaufzuzerren. Bevor irgend jemand etwas unternehmen konnte, wurden zwei weitere alte Frauen gepackt und fortgeschleppt.
    Nun war das Lager in heller Aufregung. Bran schoß zwei gut gezielte Pfeile nach den Eis-Phantomen, aber die Geschosse rasten einfach durch die eisigen Körper. Corum schleuderte den Speer Bryionak nach einem der Phantome. Die Waffe traf etwas, das ein Kopf sein mochte, und flog ohne etwas auszurichten, zurück in Corums Hand. Trotzdem schien es, daß die Wesen sich fürchteten, denn nachdem sie ihre Beute gepackt hatten, zogen sie sich wieder auf die Hügel zurück. Der Vadhagh hörte Bran und Teyrnon rufen und sah sie auf der Jagd nach einem der Phantome zusammen den Hang hinauflaufen. Er schrie ihnen nach, daß die Verfolgung sie nur in Gefahr bringen würde und zwecklos war. Doch die Brüder reagierten nicht. Corum schöpfte kurz Atem, dann rannte er hinter ihnen her.
    Die Dunkelheit kroch jetzt heran. Schatten legten sich über den Schnee. Der Himmel zeigte nur noch einen letzten Schimmer der Sonne, ein Blutschmier auf Milch. Kein gutes Licht für eine Jagd, und die Eis-Phantome würden selbst in der hellen Mittagssonne schlecht auszumachen sein.
    Es wurde immer dunkler.
    »Bran!« schrie Corum. »Teyrnon!«
    Und dann fand er die beiden. Sie knieten im Schnee und weinten. Corum sah näher hin und erkannte neben ihnen die Leiche einer alten Frau, die die Eisungeheuer verschleppt hatten.
    »Ist sie tot?« flüsterte er.
    »Aye«, antwortete Bran, »unsere Mutter ist tot.«
    Corum hatte nicht gewußt, daß die alte Frau die Mutter der Brüder gewesen war. Er stieß einen tiefen, langen Seufzer aus und wandte sich ab. Er blickte direkt in die schattenhaften, grinsenden Gesichter von drei der Phantome.
    Der Vadhagh schrie auf und stach mit Bryionak nach den Wesen. Lautlos kamen die Phantome herangeglitten. Er fühlte ihre Fangarme seine Haut berühren, und unter den Berührungen erfror sein Fleisch. So lähmten sie ihre Opfer und so saugten sie die Wärme aus den Körpern ihrer Opfer. Von dieser Wärme
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