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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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eindringlich.
    »Llaw Ereint?« fragte eine andere Stimme.
    »Aye. Wer sonst sollte es sein? Da ist die silberne Hand. Und das Gesicht ist ein Sidhigesicht, möchte ich schwören, auch wenn ich noch nie eins gesehen habe.«
    Corum öffnete sein einziges Auge und blinzelte in Richtung der Stimmen.
    »Ich bin tot«, sagte Corum, »und ich wäre dankbar, wenn Ihr mich in Frieden ruhen ließet.«
    »Ihr lebt«, erwiderte der Junge nüchtern. Er war etwa sechzehn Jahre alt. Obwohl sein Gesicht eingefallen und sein Körper abgemagert wirkte, strahlte Intelligenz aus seinen Augen. Eine lange blonde Mähne wurde von einem einfachen Lederriemen gebändigt. Auf dem Kopf trug er eine Pelzkappe, über den Schultern Felle und die üblichen goldenen und silbernen Reifen an Hals und Armen. »Ich bin Bran. Dies ist mein Bruder Teyrnon. Ihr seid Cremm, der Gott.«
    »Gott?« Corum begriff langsam, daß die Menschen vor ihm Mabden waren, und daß sich ihm vorhin Mabden in den Weg gestellt haben mußten, keine Fhoi Myore. Er lächelte den Jungen an. »Fallen Götter von erschöpften Pferden?«
    Bran zuckte die Achseln und fuhr mit der Hand durch sein blondes Haar. »Ich weiß nichts über das Verhalten von Göttern. Könnt Ihr Euch nicht verkleidet haben und einen Sterblichen vortäuschen, um uns zu prüfen?«
    »Das ist eine sehr freundliche Betrachtungsweise angesichts eines ganz gewöhnlichen Schwächeanfalls«, antwortete Corum. Er wandte sich Teyrnon zu und blickte dann überrascht wieder auf Bran. Bis auf ihre unterschiedlichen Fellmäntel sahen die beiden absolut gleich aus. Corum blickte nach oben und sah das Dach eines niedrigen Zeltes über sich, in dem er lag, während Bran und Teyrnon an seiner Seite knieten.
    »Wer seid ihr?« fragte Corum. »Woher kommt ihr? Wißt ihr, was aus Caer Mahlod geworden ist?«
    »Wir sind die Tuha-na-Ana oder was von diesem Volk übrig geblieben ist«, erklärte der Junge. »Wir sind aus einem Land im Osten von Gwyddneu Garanhir, welches im Süden von Cremm Croich liegt. Als die Fhoi Myore auftauchten, kämpften einige von uns gegen sie und gingen unter. Der Rest unseres Volkes in erster Linie die Alten und die Kinder machte sich auf den Weg nach Caer Mahlod, von dem wir hörten, das es den Fhoi Myore noch Widerstand leistet. Wir verirrten uns und mußten uns oft vor den Fhoi Myore und ihren Hunden verbergen, aber jetzt sind wir nicht mehr weit von Caer Mahlod, das westlich von hier liegen muß.«
    »Caer Mahlod ist auch mein Ziel«, meinte Corum und setzte sich auf. »Ich führe den Speer Bryionak mit mir und werde den Bullen von Crinanass zähmen.«
    »Der Bulle kann niemals gezähmt werden«, entgegnete Teyrnon sanft. »Wir haben ihn vor etwas weniger als zwei Wochen gesehen. Wir waren hungrig und jagten ihn, um seines Fleisches willen. Aber er wandte sich gegen unsere Jäger und tötete fünf von ihnen mit seinen spitzen Hörnern, bevor er nach Westen davonlief.«
    »Wenn der Bulle nicht gezähmt werden kann«, sagte Corum und nahm dankbar eine Schale dünner, heißer Suppe von Bran entgegen, »dann ist Caer Mahlod verloren, und ihr tätet besser daran, euch eine andere Zuflucht zu suchen.« Er trank von der Suppe.
    »Wir suchen nach Hy-Breasail«, erklärte Bran ernst. »Die Verwunschene Insel jenseits des Meeres. Wir dachten, dort könnten wir glücklich sein und sicher vor den Fhoi Myore.«
    »Sicher vor den Fhoi Myore wäret ihr dort«, erwiderte Corum, »aber nicht vor eueren eigenen Ängsten. Suche nicht nach HyBreasail, Bran von den Tuha-na-Ana, denn die Insel bedeutet für Mabden einen schrecklichen Tod. Nein, wir sollten zusammen nach Caer Mahlod ziehen, wenn die Fhoi Myore uns nicht vorher finden. Ich will sehen, ob ich nicht zu dem Bullen sprechen kann und ihn von unserer Sicht der Dinge überzeugen.«
    Bran schüttelte skeptisch den Kopf, und sein Zwillingsbruder Teyrnon wiederholte die Geste.
    »Wir ziehen bald weiter«, erklärte Teyrnon Corum. »Seid Ihr erholt genug zu reiten?«
    »Lebt mein Pferd noch?«
    »Es lebt und hat sich erholt. Wir haben ein wenig Gras für es gefunden.«
    »Dann will ich reiten«, sagte Corum.
     
    Weniger als dreißig Menschen bewegten sich in einem langsamen Zug über den Schnee. Und von diesen dreißig waren mehr als zwanzig alte Männer und Frauen. Es gab drei andere Jungen, wie Bran und seinen Bruder Teyrnon, und außerdem noch drei Mädchen, von denen eines jünger als zehn Jahre war. Die anderen jüngeren Kinder waren schon vor Tagen bei
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