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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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zog seine Axt zurück, dann rammte er ihren Schaft in den Magen des Mannes, daß sein Schrei erstickte und er sich vor Schmerzen krümmte.
    Nie zuvor hatte Corum solche Grausamkeit miterlebt. Mit finsterem Gesicht beobachtete er, wie die Mabden begannen, ihre Gefangenen mit ausgestreckten Armen und Beinen an Pflöcke auf dem Boden anzubinden. Dann nahmen sie brennende Fackeln und Messer und trieben ihr bestialisches Spiel mit ihnen. Aber sie achteten darauf, sie nicht zu töten, sondern ihnen nur qualvolle Wunden zuzufügen, daß sie sich vor Schmerzen wanden.
    Der Anführer beobachtete seine Krieger lachend, nahm jedoch nicht selbst an der Marterung teil.
    »Eure Geister werden sich noch an mich erinnern, wenn sie zusammen mit den Shefanhowdämonen in der Hölle des Hundes schmoren«, grinste er. »O ja, sie werden sich erinnern an den Grafen der Denledhyssi, Glandyth-a-Krae, den Bezwinger der Shefanhow!«
    Corum versuchte sich einen Reim auf diese Worte zu machen. »Shefanhow« konnte möglicherweise eine Abwandlung des Vadhagh-Worts »Sefano« sein, das soviel wie Bösewicht bedeutet. Aber warum nannten diese Mabden sich selbst »Denledhyssi«, was ganz sicher von dem Wort »Donledyssi« abgeleitet war und Mörder hieß. Waren sie so stolz darauf, Mörder zu sein? Und war Shefanhow ein allgemeiner Begriff, mit dem sie ihre Feinde bezeichneten? Und waren, was eigentlich außer Zweifel schien, ihre Feinde Artgenossen?
    Corum schüttelte verwirrt den Kopf. Er verstand die Beweggründe und Verhaltensweisen nicht so weit entwickelter Tiere besser, als er die der Mabden verstand. Es fiel ihm immer schwerer, sie unbeteiligt zu beobachten. Es graute ihm vor ihnen, und seine Unruhe wuchs. Er wandte sein Pferd und ritt in den Wald hinein.
    Die einzige Erklärung, die er im Augenblick finden konnte, war, daß die Spezies der Mabden einen schnelleren Evolutionsund Degenerationsprozeß mitgemacht hatte, als er je zuvor gehört hatte. Es war möglich, daß dieser Trupp hier die geistesverwirrten Überreste der Mabden-Rasse waren. In dem Fall war es auch zu verstehen, daß sie sich wie tollwütige Füchse gegen ihre eigenen Artgenossen wandten.
    Plötzlich hatte er das Gefühl, sich beeilen zu müssen. Er trieb sein Pferd zum schnellen Galopp an. Prinzessin Lorim auf der den Mabden-Herden näher gelegenen Burg Crachah wußte vielleicht die Antworten auf die Fragen, die ihn quälten.
DAS VIERTE KAPITEL
Der Ruin der Schönheit, das Ende der Wahrheit
    Von einigen bereits kalten Feuerstellen und zurückgelassenem Unrat abgesehen, stieß Prinz Corum auf keine weiteren Spuren der Mabden, bis er die hohen grünen Hügel erklomm, die das Crachah-Tal umgaben, und er von einer der Kuppen Ausschau nach der Burg der Prinzessin Lorim hielt.
    Zahllose Pappeln, Ulmen und Birken streckten im Tal ihre Wipfel gen Himmel. Das sanfte Licht des frühen Nachmittags schien den Frieden, den das Bild unter ihm bot, noch zu vervollständigen. Doch wo war die Burg?
    Corum holte sich die Karte aus seinem Packkorb und studierte sie noch einmal aufmerksam. Die Burg sollte sich genau in der Mitte des Tales befinden und von sechs inneren Ringen aus Pappeln sowie zwei äußeren aus Ulmen umgeben sein. Wieder starrte er suchend hinab.
    Ja, da waren die Pappelund Ulmenringe. Doch in der Mitte stand keine Burg, nur eine Nebelwolke hing dort.
    Aber an einem so heiteren Tag dürfte es doch keinen Nebel geben! Es konnte sich nur um Rauch handeln.
    Wie gehetzt ritt Prinz Corum den Hügel hinab.
    Er galoppierte, bis er den äußersten Ring erreicht hatte, und spähte durch die inneren, aber noch konnte er nichts erkennen. Bereits jetzt aber stieg ihm beißender Rauch in die Nase.
    Er drang weiter vor und begann zu husten, als der Rauch seine Lungen füllte. Seine tränenden Augen erblickten die zerfallenen Mauern, die verbogenen Metallstreben und das halbverbrannte Gebälk.
    Eine Ruine - eine noch schwelende Ruine - lag vor Prinz Corum, und es handelte sich zweifellos um die Überreste der Burg Crachah. Feuer hatte die Burg einstürzen lassen, und Feuer hatte ihre Bewohner verzehrt. Denn als Corum sein schnaubendes Pferd um die rauchgeschwärzten Mauerstücke herumritt, entdeckte er verkohlte Skelette, und hinter der Burg die Spuren einer Schlacht: ein zertrümmerter Streitwagen, ein paar tote Mabden-Krieger, die verstümmelte Leiche einer alten Vadhagh-Frau.
    Schon jetzt wagten vereinzelte Krähen und Raben sich trotz des Rauchs heran.
    Prinz Corum begann zu
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