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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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nur zweimal Rast machte, ritt Prinz Corum gen Norden. Er glaubte zu wissen, was ihn erwarten würde, wenn er Burg Gal erreichte. Aber er mußte dorthin, um sich zu vergewissern. Und er mußte Prinz Faguin und seine Familie warnen, wenn sie noch am Leben waren.
    Immer öfter sah Corum Mabden-Ansiedlungen aus der Ferne und umritt sie. Einige waren nicht größer als die erste, die er gesehen hatte, aber viele waren von beachtlicher Ausdehnung und breiteten sich um grimmige Steintürme herum aus.
    Manchmal sah er Kriegertrupps vorbeireiten, und nur seinen feineren Vadhagh-Sinnen verdankte er es, daß er sie erblickte, ehe sie ihn entdecken konnten.
    Einmal war er gezwungen, sich samt seinem Pferd in die nächste Ebene zu begeben, um einem Zusammenstoß mit einer Mabden-Horde zu entgehen. Aber es kostete ihn große Anstrengung. Er beobachtete, wie sie an ihm vorüberzogen, kaum drei Meter entfernt und ihn doch nicht zu sehen vermochten. Wie die ersten, die er noch für eine Art Tierherde gehalten hatte, ritten auch sie nicht auf Pferden, sondern saßen in Streitwagen, die von struppigen Ponys gezogen wurden. Als Corum ihre Gesichter betrachtete, diese ungesunden, narbigen Visagen mit ihrer dicken Schmutzund Schweißschicht, und ihre nicht weniger dreckstarrenden Leiber, die mit barbarischem Schmuck behangen waren, fragte er sich, woher sie ihre Zerstörungskraft nahmen. Er fand es immer noch schwer zu glauben, daß diese rohen Halbtiere, denen kein tieferes Verstehen gegeben war, die gewaltigen Vadhagh-Burgen in Ruinen hatten verwandeln können.
    Endlich erreichte der Prinz im scharlachroten Mantel den Fuß des Berges, auf dem Burg Gal stand, und er sah die schwarzen Rauchwolken und die roten Flammen, die in den Himmel loderten, und er wußte, von welchem neuen Raubzug die Mabden-Bestien gekommen waren, vor denen er sich verborgen hatte.
    Aber so wie es hier aussah, hatte es eine längere Belagerung gegeben, die bestimmt viele Tage gedauert hatte. Offenbar waren die Vadhagh von Burg Gal besser auf einen Angriff vorbereitet gewesen. In der Hoffnung vielleicht noch einen lebenden, wenn auch verwundeten Verwandten zu finden, dem er helfen konnte, verlangte Corum seinem Roß das Letzte ab.
    Aber das einzige noch lebende Wesen außerhalb der brennenden Burg, war ein stöhnender Mabden, den seine Artgenossen zurückgelassen hatten. Corum kümmerte sich nicht um ihn.
    Er fand die Leichen dreier seiner Verwandten. Keiner von ihnen war eines schnellen Todes gestorben und keiner ohne das, was die Mabden zweifellos Entwürdigung nannten. Zwei von ihnen waren Krieger, die ihrer Waffen und Rüstung entblößt waren, und eines ein Kind, ein Mädchen von ungefähr sechs Jahren.
    Corum bückte sich und hob die Leichen auf. Eine nach der anderen trug er sie zum Feuer und schob sie in die Flammen. Dann kehrte er zu seinem Pferd zurück.
    Der verwundete Mabden rief ihm nach. Corum hielt an. Das war nicht der gewöhnliche Mabden-Akzent.
    »Helft mir, Herr!«
    Es war der unverkennbare Klang eines Vadhagh oder Nhadragh.
    War dies ein Vadhagh, der sich als Mabden verkleidet hatte, um dem Tod zu entgehen? Corum kehrte um und führte sein Pferd am Zügel durch den schwelenden Rauch.
    Er blickte herab auf den Mabden, der einen dicken Wolfspelzmantel trug und darüber ein kurzes Kettenhemd. Auf dem Kopf hatte er einen Helm, der vermutlich durch einen Hieb fast über sein ganzes Gesicht gestülpt war und seine Augen völlig bedeckte. Corum zerrte an dem Helm und warf ihn zur Seite.
    Verwirrt starrte er den Verwundeten an. Es war kein Mabden. Es war auch kein Vadhagh. Es war das blutverschmierte Gesicht mit den dunklen flachen Zügen und dem dichten über die Stirn bis zu den Augen wuchernden Haar eines Nhadraghs.
    »Helft mir, Herr«, bat der Nhadragh erneut. »Ich bin nicht sehr schwer verletzt, ich kann Euch immer noch dienen.«
    »Wem dienen, Nhadragh?« fragte Corum leise. Er riß ein Stück Stoff vom Ärmel des Verwundeten ab und wischte ihm das Blut aus den Augen. Der Nhadragh blinzelte und blickte zu ihm hoch.
    »Wem möchtest du dienen, Nhadragh? Würdest du mir dienen?«
    Die Augen des am Boden Liegenden wirkten plötzlich klar. Ein Ausdruck begann in ihnen zu erwachen, der, wie Corum annahm, nur Haß sein konnte.
    »Vadhagh!« knurrte er. »Es lebt noch ein Vadhagh!«
    »Aye. Ich lebe. Warum haßt du mich?«
    »Alle Nhadragh hassen die Vadhagh. Sie hassen sie seit Anbeginn der Zeit. Warum bist du nicht tot? Hattest du dich
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