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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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andere sie nicht gehalten hätten. Die schweren Räder rumpelten vorbei, die Pferde zogen die gewichtige Last, und nun sah Corum auch, daß die tuchüberspannten Wagen keine weiblichen Mabden beförderten, sondern Beute. Und viel davon waren Vadhagh-Schätze, daran bestand kein Zweifel.
    Es konnte gar keine andere Auslegung geben. Was Corum hier vor sich sah, waren Krieger, die von einem Beutezug zurückkehrten. Aber hatten sie nur leerstehende Burgen geplündert oder bewohnte überfallen und ausgeraubt? Corum wußte es nicht, doch es fiel ihm schwer, sich auch nur vorzustellen, daß diese Kreaturen gegen Vadhagh-Krieger gekämpft und gesiegt haben könnten.
    Nun waren auch die letzten Streitwagen an ihm vorbei, und Corum bemerkte erstaunt, daß ein paar Mabden zu Fuß hinterhertaumeltert und mit Stricken an diese hintersten Wagen gebunden waren. Diese Geschöpfe trugen keine Waffen. Nur ein paar zerfetzte Lumpen bedeckten ihre Blöße. Ihre Körper waren ausgemergelt, ihre nackten Füße bluteten. Sie stöhnten, und hin und wieder schrien sie auch, dann lachten die Krieger auf den Wagen, an die sie gebunden waren, und zogen an den Stricken, bis die fast nackten Gefangenen stolperten.
    Einer fiel und versuchte verzweifelt wieder auf die Beine zu kommen, als der Wagen ihn unbarmherzig weiterschleifte. Corum war entsetzt. Warum behandelten die Mabden ihre eigene Spezies auf eine so brutale Weise? Nicht einmal die Nhadragh, die als viel grausamer als die Vadhagh bekannt waren, hatten ihre Vadhagh-Gefangenen so gequält.
    »Dies sind wahrhaftig Bestien!« murmelte Corum.
    Einer der Mabden am Kopf des Wagenzugs brüllte einen lauten Befehl und ließ seinen Streitwagen neben dem Bach anhalten. Die folgenden Wagen hielten ebenfalls. Sie gedachten also, hier ihr Lager aufzuschlagen.
    Fasziniert und durch die Baumgruppe vor ihren Blicken geschützt, beobachtete Corum sie weiter.
    Die Mabden spannten die Pferde aus und führten sie ans Wasser. Aus den Wagen holten sie Töpfe und Pfannen und begannen ein Feuer zu schüren.
    Als die Sonne unterging, war das Essen verteilt, aber die Gefangenen gingen leer aus. Wieder begannen die Weinsäcke von Mund zu Mund zu wandern. Bald schien die halbe Herde sinnlos betrunken. Schnarchend lagen sie im Gras, wo sie gerade umgekippt waren. Andere wälzten sich auf dem Boden, rangen mit ihren Gefährten, und gelegentlich artete solch ein Scheinkampf derart aus, daß Messer und Äxte gezogen wurden und sogar Blut floß.
    Der Mabden, der den Befehl zum Halten gegeben hatte, brüllte auf die Kämpfenden ein, stolperte über sie hinweg, mit einem prallen Weinsack in der Rechten, stieß sie mit Füßen und befahl ihnen offenbar aufzuhören. Zwei achteten nicht auf ihn, da zog er seine gewaltige Bronzeaxt aus dem Gürtel. Er schmetterte sie dem nächsten über den Schädel und spaltete ihn durch den Helm hindurch. Ein plötzliches Schweigen senkte sich über das Lager. Mit einiger Anstrengung verstand Corum die Worte des Anführers.
    »Beim Hund! Ihr werdet diese Raufereien in Zukunft bleibenlassen. Warum wollt ihr eure Kraft gegeneinander verschwenden? Ihr könnt euch mit denen dort vergnügen!« Er deutete mit der Axt auf die schlafenden Gefangenen.
    Ein paar der Krieger lachten und standen auf. Sie gingen auf die Gefesselten zu und weckten sie mit Fußtritten. Dann durchschnitten sie die Stricke, die sie an die Streitwagen banden, und trieben sie auf die Mitte des Lagers zu, wo die noch nicht vom Wein eingeschläferten Mabden einen Kreis gebildet hatten, und in diesen Kreis hinein. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen starrten die Gefangenen um sich.
    Der Anführer trat in den Kreis und baute sich vor ihnen auf.
    »Als wir euch aus eurem Dorf mitnahmen, erklärte ich euch, daß wir Denledhyssi nur eines mehr hassen als die Shefanhow. Erinnert ihr euch, was das ist?«
    Einer der Gefangenen murmelte etwas und schaute zu Boden. Der Anführer schob die Axt unter das Kinn des Mannes, daß dieser den Kopf heben mußte.
    »Aye, Freundchen, du hast gut aufgepaßt. Sag es noch einmal!«
    Die Zunge in dem ausgedörrten Mund wollte dem Gefangenen kaum gehorchen. Er öffnete die zerschlagenen Lippen, starrte in den sich langsam verdunkelnden Himmel, während Tränen über seine Wangen liefen, dann schrie er mit brüchiger Stimme:
    »Solche, die den Shefanhow in den Hintern kriechen.«
    Der Gefangene zitterte nun am ganzen Körper, und ein Schrei brach aus seiner Kehle.
    Der Mabden-Anführer lächelte. Er
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