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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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Sein Hemd war aus blauem Samit, und sowohl seine Beinkleider als auch die Stiefel waren aus feinstem Leder, wie auch der silberverzierte Sattel.
    Eine Strähne seines feinen silbrigen Haars hatte sich unter dem Helm hervorgedrängt, und Prinz Corum versuchte sie zurückzuschieben. Sein jugendliches Gesicht wirkt halb verträumt und halb aufgeregt in Erwartung all des Neuen, das er in dem uralten Land seiner Väter finden würde.
    Er ritt allein, denn keiner der Gefolgsleute konnte auf der Burg entbehrt werden. Auch reiste er auf Pferderücken und nicht in einer Kutsche, weil er so schnell wie möglich vorankommen wollte. Es würde ohnehin Tage dauern, ehe er die erste der zu besuchenden Burgen seiner Verwandten erreichen konnte. Inzwischen malte er sich aus, wie diese Burgen sich wohl von Erorn unterschieden und wie ihm ihre Bewohner gefallen würden. Vielleicht fand er unter ihnen sogar eine Frau? Auch wenn sein Vater es nicht ausgesprochen hatte, wußte Corum doch, daß dies ein weiterer Grund war, weshalb Prinz Khlonskey ihn auf diese Reise geschickt hatte. Bald hatte Corum den Wald hinter sich gelassen und die weite Steppe erreicht, die Broggfythus genannt wurde. Auf ihr hatten sich dereinst die Vadhagh und Nhadragh zu einer blutigen und mystischen Schlacht getroffen.
    Es war die letzte Schlacht gewesen, die zwischen den beiden Rassen gefochten worden war, und auf ihrem Höhepunkt hatte sie sich über alle fünf Ebenen ausgebreitet. Obwohl sie weder der einen noch der anderen Seite Sieg oder Niederlage brachte, hatte sie doch beide Rassen um ein Drittel dezimiert. Corum hatte gehört, daß es seither viele leere Burgen auf Broan-Vadhagh gab und unzählige unbewohnte Städte auf den Inseln im Meer gegenüber Bro-an-Vadhaghs Küste.
    Als die Sonne fast den Zenit erreicht hatte, befand sich Corum bereits in der Mitte von Broggfythus, und er kam zu jener Stelle, die für ihn die Grenze seiner jugendlichen Ausflüge gewesen war. Hier lagen noch die weitverstreuten, überwucherten Ruinen der einst so gewaltigen Himmelsstadt, die während der Monate dauernden Schlacht seiner Vorväter von einer Ebene in die andere gedrungen war. Ihre Masse zerriß das feine Gewebe zwischen den Dimensionen, bis sie schließlich hier zerschellte und den Großteil der kämpfenden Vadhagh und Nhadragh unter sich begrub. Da die Stadt jedoch einer anderen Ebene angehört hatte, hing den verbogenen Metallund zerborstenen Steinteilen auch jetzt noch eine seltsame, ruhelose Unwirklichkeit an. Selbst aus der Nähe gesehen schienen die Ruinen nicht viel mehr als eine Fata Morgana, wenngleich das Unkraut, der blühende Ginster und die schlanken Birken, die auf ihnen wucherten, real genug waren.
    Früher, als er keinen Auftrag und mehr Zeit als jetzt gehabt hatte, erinnerte sich Corum, hatte er sich ein Vergnügen daraus gemacht, seinen Blick auch in die anderen Ebenen wandern zu lassen, um so die Stadt aus verschiedenster Sicht zu betrachten. Aber heute verbrauchte dieses mehrschichtige Sehen viel zuviel Energie. Im Moment betrachtete er die verschwommenen Ruinen nur als Hindernis, das ihn zu einem großen Umweg von über zwanzig Meilen zwang.
    Doch schließlich erreichte er endlich den Rand der Steppe Broggfythus, und als die Sonne unterging, wandte er der Welt, die er kannte, den Rücken und ritt weiter nach Südwesten, in ein Land, das er nur aus den Karten und Büchern kannte, die er mit sich führte.
    Drei Tage ritt er ohne Rast, bis sein rotes Pferd die ersten Zeichen von Ermüdung zeigte. Er hielt in einem kleinen, von Bäumen umgebenen Tal an, durch das ein frischer Bach sprudelte. Er beschloß eine Weile auszuruhen und schlug dort sein Lager auf. Aus dem Sattelkorb holte er sich eine Scheibe des nahrhaften Brotes seines Volks und lehnte sich gegen den Stamm einer alten Eiche, während sein Roß am Ufer weidete.
    Corums Silberhelm lag an seiner Seite, zusammen mit der Streitaxt und dem Schwert. Tief atmete er die würzige Luft ein und entspannte sich, während er seine Augen über die blauen, grauen und weißen Gipfel der fernen Berge schweifen ließ. Es war ein liebliches und friedliches Land um ihn. Er genoß die Aussicht. Früher einmal, das wußte er, war es von vielen Vadhagh-Besitzungen besiedelt gewesen, aber nicht das geringste wies jetzt noch darauf hin. Es schien, als wären sie nun mit der Landschaft verwachsen oder als hätte diese sie verschluckt. Einoder zweimal waren ihm seltsam verformte Felsen aufgefallen, auf denen einmal
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