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Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Corum 01 - Der scharlachrote Prinz

Titel: Corum 01 - Der scharlachrote Prinz
Autoren: Michael Moorcock
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einem neuen Kunstwerk aufnahmen.
    Prinz Corum dachte noch eine Weile nach, dann beschloß er, die Symphonie, an der er die vergangenen vier Jahre gearbeitet hatte, einstweilen aufzugeben. Vielleicht würde er sie vollenden, wenn er zurückkam, vielleicht auch nicht. Es war nicht wichtig.
DAS ZWEITE KAPITEL
Prinz Corum bricht auf
    Und so ritt Prinz Corum durch die weißen Nebelschleier des frühen Morgens hinaus seiner Bestimmung entgegen. Und das bleiche Licht ließ die Mauern der Burg mehr denn je mit dem gewaltigen Felsen verschmelzen, auf dem sie stand. Selbst die Bäume am Wegrand schienen eins mit dem Morgendunst, so daß sich Corum ein friedliches Bild von sanftem Gold und Grün und Grau bot, noch scheu überspielt von den rosigen Strahlen einer fernen Sonne. Und das Meer, versteckt von Burg und Nebel, rauschte gegen die Felsen und entbot ihm so einen Abschiedsgruß.
    Als Corum das frisch duftende Nadelund Birkengehölz erreichte, begann ein Zaunkönig zu singen. Krächzend antwortete eine Krähe, und plötzlich schwiegen beide, als hätten ihre eigenen Stimmen sie erschreckt.
    Corum ritt durch den Forst, bis das Flüstern der See hinter ihm immer schwächer wurde, und die Nebelschleier dem wärmenden Schein der höhersteigenden Sonne wichen. Er war ihm vertraut, dieser uralte Wald, und er liebte ihn. Er hatte ihn in seiner Kindheit durchstreift, und dort die schon fast vergessenen Künste des Kampfes - des Angriffs und der Verteidigunggelernt, die sein Vater für so nützlich hielt wie alles, das den Körper ertüchtigte. Und hier hatte er oft tagelang im Moos gelegen und hatte die Geschöpfe des Waldes beobachtet - die kleinen pferdeähnlichen Vierbeiner, die nicht größer als ein Hund waren, mit ihrem kurzen grauen und gelben Fell und dem Horn, das aus ihrer Stirnmitte wuchs. Und die wunderschönen vielfarbigen Vögel, die sich mit ihren fächerförmigen Flügeln hoch in den Himmel schwangen, bis das Auge ihnen nicht mehr zu folgen vermochte, und die doch ihre Nester unter der Erde errichteten, in verlassenen Fuchsund Dachsbauten; und die großen sanftmütigen Schweine mit ihrem buschigen schwarzen Fell, die sich vom Moos ernährten; und noch vieles andere Getier.
    Erst jetzt wurde Prinz Corum bewußt, daß er die Schönheit und Erholsamkeit des Waldes schon beinah vergessen hatte, so lange war er nicht mehr aus der Burg herausgekommen. Ein verträumtes Lächeln überflog sein Gesicht. Der Forst, dachte er, würde für immer bestehen. Etwas so Schönes konnte nicht vergehen.
    Aber aus irgendeinem Grund stimmte dieser Gedanke ihn melancholisch, und er trieb sein Roß zu einer schnelleren Gangart an.
    Das Pferd galoppierte freudig wiehernd dahin, denn es kannte den Wald und genoß es sichtlich, einmal richtig auslaufen zu können. Es war ein rotes Vadhagh-Pferd mit blauschwarzer Mähne und ebensolchem Schweif. Es war kräftig, hochbeinig und leichtfüßig und hatte nichts mit den zottigen Wildponys gemein, die im Walde lebten. Das Roß trug einen gelben Samitüberwurf, über dem Sattelkörbe hingen, sowie zwei Lanzen, ein runder Schild aus mehreren Schichten Holz, Messing, Leder und Silber, ein langer Bogen und ein Köcher mit vielen Pfeilen. Einer der Körbe war mit Reiseproviant gefüllt, der andere enthielt Karten und Bücher zur Orientierung und Unterhaltung.
    Prinz Corum selbst trug einen konischen Silberhelm, in den sein Name in drei Schriftzeichen eingraviert war - Corum Jhaelen Irsei -und das hieß: Corum, der Prinz im scharlachroten Mantel. Bei den Vadhagh war es Sitte, einen Mantel besonderer Farbe als Kennzeichen zu wählen, während die Nhadragh dafür bestimmte Wappen oder Banner benutzten. Corum trug diesen Mantel jetzt. Er hatte lange weite Ärmel und einen vollen Fall, der den Rumpf des Pferdes bedeckte. Vorne war er offen. Über dem Rücken hing eine riesige Kapuze, die auch über den Helm gezogen werden konnte. Der Mantel war aus der feinen, dünnen Haut eines Tiers geschneidert, das auf einer Ebene hauste, die selbst die Vadhagh vergessen hatten. Unter dem Mantel schützte Corum ein doppeltes Kettenhemd aus einer Million winziger Glieder. Die obere Lage des Hemdes bestand aus Silber, die untere aus Messing.
    Neben den Lanzen und dem Bogen war Corum noch mit einer kostbaren Streitaxt bewaffnet, und einem langen Schwert aus einem namenlosen Metall, das auf einer anderen Ebene der Erde geschmiedet worden war. Knauf und Parierstange waren aus Silber und mit rotem und schwarzem Onyx eingelegt.
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