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Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook

Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook

Titel: Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Autoren: Octavia Vivian
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Januar, saßen Coretta und Roscoe Williams im Wohnzimmer und unterhielten sich. Da hörten sie ein Geräusch. Coretta glaubte zuerst, jemand hätte einen Ziegelstein auf die Veranda geworfen, aber instinktiv dachte sie an die zweieinhalb Monate alte Yoki, die im hinteren Teil des Hauses schlief. Auf halbem Weg zu ihrer Tochter begriff Coretta, dass eine Bombe explodiert war. Für sie hörte es sich an, als sei die gesamte Vorderfront des Hauses weggerissen worden. Sie konnte die kalte Luft fühlen, die durchs Haus zog. „Jetzt ist es passiert“, sagte sie sich.
    Sie dachte an Yoki, die immer noch schlief, aber dann zögerte sie einen Moment und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie überlegte, wen sie anrufen könnte. Schließlich traf sie zusammen mit Mrs Williams die Entscheidung, ins Schlafzimmer zu gehen. In dem Moment klingelte es an der Tür. Coretta wurde starr vor Angst. In diesem schrecklichen Augenblick glaubte sie, der oder die Täter würden ins Haus kommen. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit dem Baby machen sollte. Eine Stimme rief: „Ist jemand verletzt?“ Da wusste Coretta, dass es Freunde waren, die vor der Tür standen. Sie ging ins Wohnzimmer und sah, dass einige Bekannte sich vor dem Haus versammelten.
    Das Telefon klingelte. Eine Frau am anderen Ende der Leitung sagte: „Ja, ich hab es getan, und es tut mir nur leid, dass ich euch Bastarde nicht alle getötet habe!“
    Der Schaden war nicht so groß, wie Coretta es zuerst befürchtet hatte. Die Bombe hatte einen Stützbalken auf der Terrasse gespalten und die Vorderfenster zerstört. Im Wohnzimmer war alles voller Scherben und Rauch.
    Die Explosion war viele Blocks weiter zu hören gewesen, deshalb verbreitete sich die Nachricht von dem Anschlag sehr schnell bis zu der Massenversammlung, auf der Martin sprach. Martin fiel auf, dass die Leute ihn anschauten. Menschen kamen in die Kirche gerannt und eilten wieder hinaus. Ralph Abernathy wirkte beunruhigt. Was immer da los war, es hatte mit ihm zu tun, davon war Martin überzeugt. Er rief Abernathy, S.S. Seay und E.N. French zu sich herüber und fragte, was passiert sei. Schonend, aber ohne Umschweife teilte Abernathy ihm mit, dass eine Bombe auf sein Haus geworfen worden war. Bis zu dem Moment, als er zu Hause ankam, wusste Martin nicht, dass Coretta und Yoki nichts geschehen war. Er beruhigte sich wieder, so sagte er später, als er sah, dass seine Frau nicht verbittert, sondern völlig gefasst war. Yoki schlief während der ganzen Aufregung.
    Die Menschen vor dem Haus waren sehr aufgebracht. Martin ging zu ihnen und bat sie, ihre Stöcke, Steine und Waffen wegzulegen. Er erinnerte sie daran, dass sie einen gewaltfreien Kampf führen wollten. Die Menschen gingen nach Hause.
    Der Bombenanschlag bewirkte, dass Coretta ihr Gewissen sehr intensiv erforschte. Ihr Vater tauchte mitten in der Nacht auf und wollte sie und Yoki abholen, damit sie in Sicherheit wären, „bis das Ganze hier vorbei ist“, wie er sich ausdrückte.
    „Ich hätte wirklich kein gutes Gefühl, wenn ich jetzt weggehen würde“, erklärte Coretta, „ich möchte lieber hier bei Martin bleiben.“
    Mr. Scott hatte die Befürchtung, dass die Gegenseite bewaffnet war, und er fand, Martin solle sich etwas zurückziehen und die Leitung eine Weile lang einem anderen überlassen.
    Auch Martins Vater kam und bat Coretta eindringlich, mit ihrem Vater mitzugehen. Besser ein lebendiger Hund als ein toter Löwe, argumentierte er, aber Coretta erwiderte ihm, dass ihr Platz bei Martin war.
    In dieser Nacht verlor Coretta ihre Angst vor dem Sterben. Sie verschrieb sich dem Freiheitskampf noch entschiedener, als Martin es vier Tage zuvor getan hatte, nachdem er zum erste Mal in seinem Leben ins Gefängnis eingeliefert worden war.
    Für Martin war diese Nacht besonders schwer. Mit Ausnahme seiner Schwester Christine riefen ihn sämtliche Familienmitglieder und Freunde dazu auf, seine Position noch einmal zu überdenken. Dass seine Frau und sein Kind dem Anschlag nur knapp entgangen waren, hatte ihn sichtlich erschüttert, aber er und Coretta beharrten auf ihrem Entschluss. Sie waren sich beide vollkommen im Klaren darüber, dass sie Angriffen und Gewalt ausgesetzt sein könnten und würden. Aber sie glaubten, dass Gott bei ihnen war. Und sie waren davon überzeugt, dass es richtig war, für diese Sache einzutreten und notfalls sogar dafür zu sterben, und so blieben sie fest.
    Coretta sagte später: „Mir wurde das erste Mal klar, wie viel
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