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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
Autoren: authors_sort
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und ihre Freunde, die sich
in der Kirche versammelt hatten, dann Ajax' gelassenes Geständnis und ihr
überwältigender Schmerz darüber, der sie in die Flucht getrieben hatte, ohne
daß sie in der Lage gewesen wäre, etwas erklären zu können.
    Bevor dieser Schmerz von neuem ihr
Bewußtsein ergreifen konnte, dachte Melissa an den Mann, der sie auf die
Plattform dieses Zuges gezogen hatte. Er sah gut aus, dieser Mister Rafferty,
mit seinem goldbraunen Haar und diesem fast karamelfarbenen Augen ... Auch
seine Zähne waren hübsch, ganz gleichmäßig und sehr weiß, das war Melissa
sofort aufgefallen.
    Sie vermutete, daß er Mitte Dreißig
und recht wohlhabend sein mußte, wenn er sich einen derart luxuriösen
Salonwagen erlauben konnte.
    Plötzlich unterdrückte sie ein
Schluchzen. Es interessierte sie nicht im geringsten, wer Quinn Rafferty war
oder was er im Leben erreicht hatte ...
    Es war Sir Ajax Morewell Hampton,
den sie liebte, und zu versuchen, nicht an ihn zu denken, war unmöglich.
    Hätte Melissa ein Kissen gehabt,
hätte sie ihr Gesicht hineingepreßt, um ihre Tränen zu ersticken, aber sie
hatte eben keins. Deshalb legte sie beide Hände vors Gesicht und überließ sich
ihrer Verzweiflung, schluchzte und weinte und steigerte sich in einen Zustand
hinein, der sie ihren Stolz und ihre Eitelkeit vergessen ließ.
    Das Licht einer Laterne flackerte
auf, schimmerte rotgolden zwischen Melissas Fingern hindurch: ein unterdrückter
Ausruf, und dann Mister Rafferty, der neben ihr saß und sie ungeschickt in die
Arme zog.
    Seine Brust war breit und muskulös;
in Mister Raffertys Armen zu liegen, war fast so, wie von einem ihrer Brüder
gehalten zu werden — und doch auf merkwürdige Weise anders.
    »Sie lieben ihn«, stellte Rafferty
ruhig fest.
    »Nein!« widersprach Melissa
erschauernd. »Ich hasse ihn ... ich schwöre es! Ich hasse ihn!«
    Er erwiderte nichts. Er hielt
Melissa einfach fest, und dafür war sie dankbar, denn sie hatte das Gefühl, daß
sie auseinanderfiele, wenn seine starken Arme nicht wären.
    Rafferty begann, verhalten zu
fluchen.
    Melissas Schluchzen hatte
nachgelassen, und nun hob sie erschrocken den Kopf. »Was ist?«
    Anstatt zu antworten, stand er auf —
er trug einen seidenen Morgenmantel mit einem aufgestickten Drachen auf dem
Rücken — und stürmte um eine reich geschnitzte Trennwand herum. Einen Moment
später kam er zürück und drückte Melissa ein weißes Herrenhemd in die Hand.
    »Ziehen Sie das an!« befahl er
schroff.
    Sie schluchzte verwirrt und starrte
ihn an. Eben hatte er sie noch beruhigen wollen; nun verlangte er etwas
Unmögliches von ihr.
    Rafferty ging zum Barschrank und
schenkte sich einen Drink ein. Diesmal bot er Melissa nichts an, und sie hatte
nicht den Mut, ihn darum zu bitten. Auch seine gemurmelten Worte ergaben
keinen Sinn für sie — sie hörte nur mehrmals den Ausdruck >dumm<.
    Irgendwann fand Melissa ihre Stimme
wieder. »Nein«, sagte sie klar und deutlich.
    Die braunen Augen musterten sie
ungeduldig. »Sehen Sie sich an — Sie sind bis auf die Haut durchnäßt. Wenn Sie
an Lungenentzündung sterben wollen, na bitte, dann ist es nicht meine Schuld.«
    Melissa merkte nun zum erstenmal,
wie naß und kalt ihr Kleid war. Jetzt warf sie einen fragenden Blick auf die
hölzerne Trennwand.
    Quinn spreizte die Hände. »Sie
können gern das Bett haben, und ich schaue auch nicht zu, wenn Sie sich
umziehen. Also machen Sie schon — ich möchte wirklich gerne weiterschlafen.«
    Melissa schlüpfte hinter die Wand —
mehr aus Neugierde, als aus Angst — und blieb verblüfft vor einem ungewöhnlich
breiten Bett stehen. Eine flüchtige Untersuchung ergab, daß es mit seidenen
Laken bedeckt war und die Bettdecke aus echtem Chinchillafell bestand.
    Mit einem leisen, anerkennenden
Pfiff verdrängte Melissa ihr Herzweh um den verlorenen Bräutigam und begann mit
den zahllosen kleinen Knöpfen am Rücken ihres Kleides zu kämpfen. Morgens waren
Mama und Banner und Fancy und Tess ihr zu Hilfe geeilt und hatten scherzhaft
bemerkt, es seien zu viele Knöpfe für eine einzige Frau, aber gerade genug für
einen Mann.
    Von neuem wurden Melissas Augen
feucht, aber sie zwang sich, ein Lächeln in ihre Stimme zu legen. »Sie leben
beschämend luxuriös, Mister Rafferty«, rief sie ihrem Gastgeber zu.
    Rafferty ignorierte es. »Sagen Sie
mir, was dieser Schuft getan hat, um Sie vom Altar zu vertreiben und so
unglücklich zu machen.«
    Dankbar für die Trennwand, die sie
vor
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