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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
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zu fassen«, murmelte er.
    »Mag sein«, stimmte Melissa
seufzendzu. »Aber das ist Ihr Problem.« Gähnend schloß sie die Augen. »Lesen
Sie weiter.«
    »Nein«, antwortete Quinn, dann hörte
Melissa Geschirr klappern, und nach einer Weile schlief sie ein.
    Als der Zug sich von neuem ratternd
in Bewegung setzte, erwachte sie wieder. Anscheinend befanden sie sich auf dem
Weg zurück nach Westen.
    »Quinn?« rief Melissa leise.
    Da keine Antwort kam, stand sie auf
und spähte um die Trennwand herum.
    Quinn saß stirnrunzelnd am
Schreibtisch. Melissas Roman vor sich. Er schaute mißbilligend auf, als er sie
bemerkte.
    Melissa errötete. Obwohl sie sich
selbst nicht erklären konnte, warum, wollte sie, daß ihr Roman Quinn gefiel.
Doch seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er ihn höchstens kurios
zu finden.
    »Sie hätten mir sagen können, daß
wir Spokane verlassen«, bemerkte sie vorwurfsvoll. »Ich wollte nämlich
hierbleiben.«
    Quinn zuckte mit den Schultern. Auf
dem Schreibtisch lag ein Päckchen, das er Melissa jetzt zuwarf. »Hier. Mit den
besten Wünschen Ihrer Krankenschwester.«
    Das Päckchen war recht schwer. »Was
ist es?«
    Wieder zuckte Quinn die Schultern.
»Ein Beweis christlicher Nächstenliebe, nehme ich an. Eloise und der Arzt
machten sich große Sorgen um ihr Seelenheil.«
    Melissa wußte bereits, daß Eloise
die Schwester des Arztes war, der sie behandelt hatte, und im Hinblick auf die
offene Mißbilligung der Krankenschwester war Melissa gar nicht sicher, ob sie
wissen wollte, was in dem Paket war. »Ich glaube, ich gehe wieder ins Bett«,
sagte sie.
    »Tun Sie das«, antwortete Quinn,
während er das Buch zuklappte und aufstand. »Ich gehe in den Barwagen und
spiele eine Runde Poker.«
    Melissas Knie zitterten so, daß sie
wohl oder übel zu ihrem Bett zurückkehren mußte. »Ich kann auch Poker spielen«,
sagte sie rasch, weil die Vorstellung, allein zurückzubleiben, sie bedrückte.
    Sie hörte eine Schreibtischschublade
aufgehen, dann stand Quinn vor ihrem Bett. »Schlafen Sie«, befahl er lächelnd.
Dann war er fort.
    In Melissas Augen standen Tränen:
sie wischte sie ab und weigerte sich, noch mehr zu vergießen. Zum Teufel mit
Mister Rafferty, wenn er keinen Poker mit ihr spielen wollte! Er wäre wahrscheinlich
sowieso ein viel zu leichtes Opfer für sie gewesen.
    Nach einer Weile öffnete Melissa
Eloises Päckchen und fand zwei schlichte Baumwollkleider, einen leicht
gestopften Unterrock, zwei Unterhemden und -hosen und ein Umschlagtuch aus
dunkler Wolle. Die Schnürstiefelchen in dem Paket kamen Melissa etwas zu groß
vor.
    Sie starrte auf die Sachen und wußte
nicht, ob sie empört aufschreien oder lachen sollte. Als Mitglied einer der
reichsten und mächtigsten Familien des ganzen Staates hätte sie nie erwartet,
einmal in den Genuß christlicher Nächstenliebe zu kommen ...
    Sie biß sich auf die Lippen und
ermahnte sich zu Ruhe. Die harte Wirklichkeit sah anders aus. Obwohl sie Zugang
zu dem Familienvermögen hatte und es kein noch so teures Kleid gab, das sie sich
nicht leisten konnte, brauchte sie diese Sachen hier. Das einzige andere Kleidungsstück,
das ihr im Moment zur Verfügung stand, war ein schmutziges Hochzeitskleid mit
einem breiten Riß im Saum.
    Sie drängte resolut die Tränen
zurück und lachte plötzlich. Niemand konnte ein neues, unabhängiges Leben in
einem schmutzigen Hochzeitskleid beginnen ...
    Melissa stand auf und probierte die
Kleider an. Sie paßten ganz gut, aber die Schuhe waren wirklich zu groß. Sie
schritt im Waggon auf und ab, um sich an sie zu gewöhnen, als Quinn zurückkam
und einen Schwall Luft mit sich hereinbrachte.
    »Was machen Sie denn da?« fragte er
stirnrunzelnd. Seiner gereizten Miene nach mußte er beim Poker verloren haben.
    »Ich übe«, entgegnete Melissa. »Wenn
das meine Schuhe werden sollen, muß ich lernen, darin zu gehen.«
    »So«, erwiderte er geistesabwesend.
Dann öffnete er eine Schublade in seinem Schreibtisch und ließ seine Geldbörse
hineinfallen. Dann, als er Melissas abgetragenes Kleid sah, erschien ein
Ausdruck höflichen Entsetzens auf seinem Gesicht. »Mein Gott, das ist ja
abscheulich, dieses Kleid!«
    Melissa machte einen angedeuteten
Knicks vor ihm. »Danke für das Kompliment, Sir«, sagte sie spöttisch.
    Quinn nahm ihren Arm und führte sie
zum Bett. »Legen Sie sich hin«, befahl er und begann ihr die Schuhe
abzustreifen. »Ein Kellner bringt gleich heißen Zitronensaft für Sie.«
    Als Quinn ihr
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