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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Titel: Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
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lächelte ihn an. Und obwohl sie
Simpkinsville schon näher waren und damit auch Derora, ihrer Tante, war Tess
ganz warm und froh zumute. »An Dampfer«, antwortete sie. »Und an all die Orte,
zu denen sie fahren.«
    Joel Shilohs Mundwinkel zuckten,
aber er nickte leicht. Er verstand, und das machte ihn Tess sympathisch.

Zwei
    Simpkinsville war nicht besser und nicht
schlechter als irgendeine andere Holzfällerstadt, die der Hausierer im Laufe
dieses Jahres ziellosen Herumwanderns gesehen hatte. Es war ein kleines, aber
geschäftiges Nest, dicht am Columbia River gelegen und von hohen, bewaldeten
Bergen umgeben. Joel dachte an Puget Sound und dann an Wenatchee, eine weitere
Stadt an diesem Wasserlauf, und er empfand den schmerzhaften Stich von Heimweh.
    Tess zeigte ihm den Weg zu einer
Seitenstraße, die unmittelbar am lärmenden Sägewerk vorbeiführte. Sie war ein
hübsches Ding, diese Tess, mit ihrer wilden braunen Mähne, ihrer kecken Nase
und den großen, haselnußbraunen Augen ...
    Und sie wußte, daß er nicht Joel
Shiloh war. Keith war überzeugt, daß sie seine hastig erfundene Lüge durchschaut
hatte und wußte, daß es sein Name war, der auf der Bibel stand. Verdammt.
    Er wollte ihr gerade sagen, wer er
wirklich war, als sie ihm die Pension ihrer Tante zeigte. Keith hatte so etwas
noch nie gesehen: Die Pension bestand nicht nur aus einem Haus, sondern auch
aus mehreren Eisenbahnwaggons, und der ungewöhnliche Anblick ließ ihn alles
andere vergessen.
    Das Gebäude, das im Zentrum stand,
war ein ganz gewöhnliches Holzhaus, rechteckig und verwittert, aber von ihm
gingen in alle vier Himmelsrichtungen Eisenbahnwaggons aus, die ganz
offensichtlich als zusätzliche Wohnflügel dienten.
    Tess schaute ihn fragend an. Das
leise Zittern ihrer Unterlippe verriet, daß sie sich ihres seltsamen Zuhauses
bewußt war. »Hier wohne ich«, sagte sie unnötigerweise.
    Keith betrachtete das Haus noch
immer. »Wie ...«
    Doch als er merkte, wie Tess sich
versteifte, brach er ab. Ihre unbewußte Bewegung neben ihm hatte ein vertrautes
Ziehen in seinen Lenden ausgelöst. Es war zu lange her, seit er eine
Frau gehabt hatte ...
    Aber diese hier wollte er nicht
haben. Nein, dazu war sie viel zu jung, zu unschuldig und zu bezaubernd, und
obwohl er den geraden Pfad schon lange verlassen hatte, hatte er noch ein
Gewissen. Sehr zu seinem Bedauern, wie er oft feststellte.
    »Mein Onkel hat die Waggons gekauft,
als die Schienen nach Simpkinsville gelegt wurden«, erklärte Tess steif. »Er
wollte eine eigene Frachtlinie eröffnen.«
    Keith zog die Zügel, und der
Maulesel blieb mürrisch stehen. »Ihr Onkel? Vorhin erwähnten Sie keinen ...«
    »Er hat meine Tante vor zwei Jahren
verlassen. Er ging mit einer anderen Frau fort.« Sie saß ganz still auf ihrem
Platz, aber in ihren Augen lag ein herausfordernder Blick. Vermutlich war sie
sehr empfindlich, was dieses Thema betraf. »Da meine Tante und ich uns
irgendwie durchbringen mußten, ließen wir die Waggons herschaffen und mit dem
Haus verbinden, damit wir Platz hatten, um Gäste aufnehmen zu können.«
    »Ich verstehe«, sagte Keith leise.
Während er Tess betrachtete, bildete sich ein Klumpen in seiner Kehle, und auch
sein Magen begann sich ganz merkwürdig zu benehmen. Unwillkürlich fragte er
sich, ob er sich irgendeine Krankheit geholt haben mochte ...
    Tess kletterte vom Bock, was nicht
ganz einfach war, da sie gleichzeitig die Hosen am Bund zusammenhalten mußte.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie, als sie auf der Straße stand.
    Keith unterdrückte ein Lachen. Sie
war wirklich fast noch ein Kind, aber sie war schön, selbst in diesen Hosen, in
denen sie ein bißchen albern wirkte. »Wollen Sie Ihre Sachen nicht
wiederhaben?« fragte er, zog die Bremse fest und sprang vom Bock, bevor sie
antworten konnte. Die Brandblase an seinem rechten Fuß schmerzte so heftig, daß
er zusammenzuckte. Das hast du davon, wenn du mit durchlöcherten Sohlen ins
Feuer trittst, dachte er, während er um den Wagen herumging und die Ladeklappe
öffnete.
    Tess wartete auf dem Bürgersteig und
warf nervöse Blicke auf das Haus, während Keith das Fahrrad und die Kamera aus
dem Wagen holte.
    Sie schob das Fahrrad ein paar Meter
weiter und lehnte es an einen reparaturbedürftigen Zaun, bevor sie zurückkam,
um ihre Kamera zu holen. Als sie den schwarzen Kasten vorsichtig entgegennahm,
erschien eine überraschende Zärtlichkeit in ihrem Blick, und Keith stellte zu
seinem Erstaunen fest, daß
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