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Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Titel: Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
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Zauberkünstlerinnen.«
    Wäre der Vorschlag von einem anderen
Mann gekommen, hätte Fancy sicher mit Mißtrauen reagiert. Immerhin war sie
schon seit drei Jahren auf sich selbst angewiesen, obwohl sie erst neunzehn
war, und hatte gelernt, sich vor allzu freundlichen >Herren< zu hüten.
Aber dieser Mann war anders, das spürte sie, und nicht nur des Priesterkragens
wegen, den er trug. »Worin bestünde meine Arbeit, Pastor Corbin?«
    Er lächelte. »Nennen Sie mich doch
bitte Keith damit ich Sie Fancy nennen kann.«
    »Na schön, Keith.« Fancy nickte
widerstrebend. »Was müßte ich hier tun? Die Apfelernte ist noch nicht ...«
    Keith nahm ihr den leeren Teller aus
der Hand und stellte ihn beiseite. »Nein, die Äpfel werden erst im
    Herbst geerntet. Ihre Arbeit hier
wäre ganz anders geartet, Fancy — und ich fürchte, sie verlangt eine
ordentliche Portion Zauberei von Ihnen.«
    Fancy wartete gespannt.
    »Am vergangenen Weihnachtsabend lag
das Schiff meines Bruders, die Sea Mistress, in Port Hastings vor Anker ...«
    Fancys Herz stieg ihr in die Kehle,
das Blut dröhnte schmerzhaft in ihren Ohren. 0 Gott! dachte sie. Nein, nur das
nicht! Es ist dieselbe Familie!
    Keith brach ab und schaute Fancy an.
»Wissen Sie, wo Port Hastings liegt?« fragte er. »Am Puget Sound, an der
Meerenge von Juan de Fuca ...«
    Fancy nickte stumm und glaubte
wieder Temples häß!iches, triumphierendes Lachen zu hören.
    »Jedenfalls wurde Jeff — das ist
mein Bruder — bei einer Explosion seines Schiffes schwer verletzt. Er hat
    Brandmale auf dem Rücken und an den
Armen, aber die schlimmsten Narben, die er davongetragen hat, sind nicht
äußerlicher Natur.«
    Fancy wurde so übel, daß sie die
Augen schloß. Verdammter Schuft, dachte sie und verwünschte Temple Royce.
Leise und froh, daß es so war, sagte sie dann: »Aber Kapitän Corbin ist nicht
gestorben.«
    »Nein, nicht richtig. Wie viele der
anderen Männer sah er sich gezwungen, über Bord zu springen. Das Wasser war
kälter als gewöhnlich, und es dauerte eine ganze Weile, bis er an Land geholt
wurde. Die Folge war eine Lungenentzündung, die er fast nicht überlebt hätte.«
    Keith seufzte und schaute
nachdenklich zum Haus hinüber. »Jeff ist hier. Als er sich einigermaßen erholt
hatte, wollte er nicht länger in Port Hastings bleiben. Es ist eine Kluft
entstanden zwischen ihm und unserem ältesten Bruder, über die keiner von
beiden reden will — aber das tut auch eigentlich nichts zur Sache. Tatsache ist
nur, daß Jeff langsam stirbt, Fancy, obwohl er körperlich wieder völlig gesund
ist.«
    Fancy erschauerte. »Ich begreife
nicht, wie ich Ihnen helfen soll«, entgegnete sie ausweichend. »Ich bin keine
Krankenschwester ...«
    »Jeff braucht Gesellschaft —
jemanden, der in seiner Nähe bleibt und ihn aus der düsteren Stimmung reißt, in
die er sich vergraben hat. Durch meine Arbeit habe ich leider nicht genug Zeit,
mich um Jeff zu kümmern, aber ich liebe meinen Bruder, Fancy, und möchte ihn
nicht verlieren.«
    »Ich ... ich soll ihm Gesellschaft
leisten? Was würden Sie denn damit erreichen?«
    »Ich hoffe, daß Sie irgendeine
Gefühlsregung in ihm auslösen, Fancy. Bringen Sie ihn zum Lachen, zum Weinen
oder in Wut — was, ist mir vollkommen egal. Hauptsache, er reagiert.«
    Fancy schluckte und schaute auf
ihren Rock. Mit jeder Faser ihres Seins schämte sie sich für das, was Temple
Royce Jeff Corbin und seiner Familie angetan hatte, ganz zu schweigen von den
Seeleuten, die ihr Leben bei der Explosion verloren hatten. Zwar war sie,
Fancy, nicht verantwortlich dafür, aber schon zu wissen, wer die
Explosion ausgelöst hatte, war eine unerträgliche Bürde für sie. Anstatt ihr
Wissen preiszugeben und den Schuldi gen anzuzeigen, hatte sie der Stadt den
Rücken zugekehrt und war geflohen ...
    Jetzt musterte sie Keith Corbins
ernstes Gesicht und fragte sich, was geschehen mochte, wenn sie ihm sagte, daß
Temple Royce das Dynamit auf dem Schiff hatte anbringen und zünden lassen. Aber
sie wußte auch, daß sie es nicht wagen würde.
    Leider war das nicht alles, was zu
bedenken war. Sie hatte in Port Hastings auf der Silver Shadow gearbeitet,
einem früheren Dampfer, der in einen Saloon umgebaut worden war. Angenommen,
Kapitän Corbin hätte sie dort gesehen und erkannte sie nun wieder? Oder, schlimmer
noch, er erinnerte sich daran, daß sie damals vorhatte, Temple Royce zu
heiraten — einen Mann, den er als seinen schlimmsten Feind betrachten mußte?
    Fancys
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