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Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...

Titel: Corbins 02 - Wer ein Laecheln des Gluecks einfaengt...
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gesenktem Kopf auf seine
Kajüte zu. Whiskey. Was er jetzt brauchte, war Whiskey.
    Die erste Explosion erfolgte, als
Jeff die Stufen erreichte, die unter Deck führten. Schreie ertönten, und dann
eine zweite Explosion, die das Schiff in der Mitte auseinanderzureißen schien.
    Benommen kletterte Jeff an Deck
zurück. Es brannte, überall, die orangeroten Flammen leckten an den Masten
hinauf, verzehrten die Segel und tanzten auf der Reling. Männer mit lichterloh
brennendem Haar und brennender Kleidung sprangen schreiend über Bord.
    Die Hitze war schon unerträglich,
als Jeff sich über die Reling in die kalte Dunkelheit stürzte, die ihn dort
erwartete, und für einen flüchtigen Moment glaubte er, den Teufel persönlich
lachen zu hören.

Eins
    Wenatchee, Staat Washington, 12. Mai 1888
    Das Kaninchen kam nicht aus dem Hut.
    Fancy ertastete das Tier mit ihrer
rechten Hand — es kauerte ängstlich zitternd in seinem schwarzen Samtbeutel
und dachte nicht daran, sich zu bewegen. Die Gruppe der Kinder vor Fancys
Zaubertisch wurde langsam ungeduldig.
    »Sie kriegt es nicht heraus!«
beschwerte sich ein kleiner Junge. »Und es ist auch gar kein Damenhut.«
    »Vielleicht ist sie keine Dame!«
bemerkte ein barfüßiger Junge naseweis.
    Schweißtropfen bildeten sich
zwischen Fancys Brüsten und Schulterblättern, und sie zog noch fester an dem
Kaninchen, als sie Mister Ephraim Shibbles warnende Blicke spürte. Hinter
seiner stattlichen Silhouette schienen die rosa und weißen Blüten der
Apfelbäume zu verschwimmen.
    »Tu es mir nicht an, Hershel«,
flüsterte sie bittend. Eine leichte Brise, die nach Blüten und Gras roch,
kühlte ihre heißen Wangen und trocknete die feuchten Strähnen ihres
silberblonden Haars.
    »Ich habe euch ja gesagt, daß sie es
nicht schafft!« rief triumphierend der kleine Junge, der zuerst gesprochen
hatte, und er warf Fancy einen feindseligen Blick zu.
    Gekränkt zerrt Fancy an Hershels
Fell, und er kam endlich aus dem Hut heraus — aber den schwarzen Samtbeutel,
in dem er versteckt gewesen war, zog er wie eine Fahne der Niederlage hinter
sich her.
    Die Erwachsenen, die zugeschaut
hatten, wandten sich kopfschüttelnd ab, einige verärgert, andere voller Mitleid
für die junge Frau, die in ihrem lächerlichen, mit glitzernden Sternen
besetzten Kleid steif dastand und das Kaninchen am Genick festhielt.
    Als sich auch die Kinder zu
zerstreuen begannen, bückte Fancy sich und verbannte Hershel in seinen Käfig
unter dem Tisch. Beim Aufrichten schaute sie in die kalten Augen von Mister
Ephraim Shibble, ihrem Arbeitgeber.
    Der untersetzte Mann, der stark
schwitzte in seinem leichten Anzug, bückte sich und hob das Schild auf, das vor
Fancys Tisch lehnte. »Fancy Jordan«, las er in verächtlichem Ton. »Sie
singt. Sie tanzt. Sie zaubert.«
    Fancy senkte den Kopf und
verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Mister Shibble, ich ...«
    Shibble unterbrach sie, indem er das
Schild schüttelte — ein wahrer Regen von Flitter blätterte ab und sank auf die
Erde. »Sie sind eine Schwindlerin«, sagte er anklagend. »Und Sie sind
gekündigt!«
    Das war es, was Fancy am meisten
gefürchtet hatte, aber sie bemühte sich dennoch, Haltung zu bewahren und Mister
Shibbles Blick nicht auszuweichen. »Sie können mich nicht hier zurücklassen«,
erwiderte sie ruhig, in einem Ton, der nichts von ihrer Angst verriet. »Ich
habe keine Stellung, kein Geld ...«
    Shibble drückte ihr das Schild in
die Hände. »Dann schlage ich vor, daß Sie singen und tanzen, wenn Sie schon
nicht zaubern können. Mit meiner Truppe reisen Sie jedenfalls nicht weiter,
Miss Jordan!«
    »Aber ...«
    »Nein! Sie haben mich zum letzten
Mal vor unserem Publikum beschämt!« Damit wandte Mister Shibble sich ab und
stürmte davon, um sich eine andere Darbietung seiner kleinen Varietétruppe
anzusehen.
    Als Fancy sicher war, von niemandem
beobachtet zu werden, ließ sie sich auf die Stufen der kleinen Bühne sinken
und legte den Kopf an das weißgestrichene Geländer. Ein tiefer Seufzer entrang
sich ihren Lippen.
    »So schlecht waren Sie gar nicht«,
bemerkte eine sympathische Männerstimme.
    Den Tränen nahe, hob Fancy den Kopf
und schaute den großen Mann an, der mit gefalteten Armen vor ihr stand. Seine
blauen Augen verrieten Mitleid und Belustigung. Er trug dunkle Hosen, eine
Weste und ein schmuckloses weißes Hemd mit Priesterkragen.
    »Schlecht genug, um meinen Job zu
verlieren«, entgegnete Fancy leise.
    Der Mann bückte sich, hob das
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