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Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...

Titel: Corbins 01 - Wer Das Paradies Nur Finden Will ...
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meine Hemden ab,
Kleeblatt«, versicherte er.
    Banner kam sich ziemlich dumm vor
und blieb steif sitzen, bis Adam mit einem Paket zurückkam, das er hinter dem
Sitz verstaute. Der Wagen neigte sich zur Seite, als er einstieg. Er rückte ein
wenig näher an sie heran als vorher, und Banner erschauerte unwillkürlich, als
sie seinen kräftigen Schenkel an ihrem Bein spürte.
    Adam schaute sie mit hochgezogenen
Brauen an, aber der schwache Duft seiner Kleider nach Schnee und Seife löste
noch mehr Unbehagen in Banner aus als sein fragender Blick.
    »Kalt?« fragte er.
    »Nein.«
    Adam schien ihr nicht zu glauben.
Sein amüsiertes Lächeln weckte den Wunsch in ihr, die Fäuste zu ballen und
gegen seine Brust zu schlagen. »Ich hätte eine Decke mitbringen sollen«, meinte
er.
    Die Vorstellung, unter einer Decke
mit diesem Mann zu sitzen, machte sie noch nervöser. »Ihre Patienten warten«,
sagte Banner steif.
    Wieder lachte er aufreizend und
trieb das Pferd zum Weitergehen an. Der Wind pfiff durch Banners Umhang und
Kleid, aber um nichts auf der Welt wäre sie bereit gewesen, es zuzugeben.
    Ihr erster Besuch war Routinesache.
Es handelte sich um einen Mann, der von einem Gerüst gefallen war und sich
einen Knöchel gebrochen hatte. Der Patient begrüßte Adam freundlich und
musterte Banner mit unverhohlener Neugier.
    Die zweite Visite war schon ernüchternder.
Über eine steile, glitschige Außentreppe erreichten sie eine bescheidene
Wohnung, in der auf einem schmalen Bett zwischen Herd und Wand eine stöhnende
Frau lag. Zwei kleine Jungen in schäbigen Kniebundhosen und losen Hemden kauerten
mit großen, ängstlichen Augen am Fußende des Lagers.
    Adam strich beiden über das Haar und
zog zwei Pfefferminzstangen aus der Manteltasche. »Ich hatte noch keine Zeit,
sie zu essen«, sagte er mit derart ernster Miene, daß Banners Herz zu flattern
begann wie ein aufgeregter Vogel. »Wollt ihr mir nicht dabei helfen?«
    Die Kinder waren sofort bereit dazu
und zogen sich in eine Ecke des Zimmers zurück, wo sie flüsternd die Länge
ihrer Pfefferminzstangen verglichen.
    Banner richtete den Blick auf die
Frau im Bett. Sie war so dünn, daß ihre Hüftknochen deutlich unter der Decke
hervortraten. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und waren von dunklen Rändern
umgeben. Das braune Haar war glanzlos und verfilzt.
    »Hildie, das ist Dr. O'Brien«,
stellte Adam sie sanft vor. »Wärst du bereit, dich von ihr untersuchen zu
lassen?«
    Hildies schmerzgepeinigter Blick
ruhte auf der gesunden, hübschen Frau, die neben Adam stand. »Wenn Sie
hinausgehen, Dr. Corbin«, sagte sie leise. »Mein Fitz will nicht ...«
    Adam hob ergeben die Hand. »Ich
weiß«, unterbrach er sie. »Er will nicht, daß ein anderer Mann dich ohne
Kleider sieht.«
    »Es ist unanständig«, murmelte
Hildie.
    Adam seufzte leise, aber so
ungeduldig, daß Banner überrascht aufschaute. Sie hatte die ganze Zeit
versucht, den Geruch zu analysieren, der in diesem Zimmer hing und die
Kochdünste, den Tabakgeruch und den Gestank eines unausgeleerten Nachttopfes
noch übertraf.
    »Ich gehe mit den Jungen nach
unten«, sagte Adam.
    Hildie richtete sich halb auf.
»Kaufen Sie ihnen nichts, Doktor. Machen Sie es nicht wie das letzte Mal.«
    Adams Kinn verhärtete sich, aber er
erwiderte nichts und winkte den Jungen nur auffordernd zu, mit ihm hinauszugehen.
    Dann war Hildie mit der jungen
Ärztin allein, und Banner erkannte nun endlich, was der strenge Geruch in
diesem Raum zu bedeuten hatte.
    »Machen Sie bitte Ihre Brust frei«,
forderte sie und verbarg ihre Verzweiflung hinter einem aufmunternden Lächeln.
    Hildie gehorchte zögernd. »Wie sind
Sie Arzt geworden?« erkundigte sie sich verwundert.
    »Es war nicht leicht«, antwortete
Banner beherrscht, obwohl ihr die Galle in die Kehle stieg. Hildies rechte
Brust war von einer unheilbaren Krankheit zerfressen.
    »Meine Ma hatte es im Bein«, gestand
Hildie mit zitternder Stimme, die ihre Angst verriet. »Sie wurde blind, meine
Ma. Und dann ist sie gestorben.«
    Banner schloß einen Moment die Augen
und sehnte sich nach der kalten frischen Luft draußen. Aber sie nahm sich
zusammen und reinigte die infizierte Brust mit einer Alkohollösung. Dann gab
sie Hildie eine ansehnliche Dosis Laudanum.
    Als das erledigt war, goß Banner aus
einem Kessel, der auf dem Herd stand, Wasser über ihre Hände und schrubbte sie
mit der Kernseife, die sie immer bei sich trug.
    Danach ging sie zur Tür, öffnete sie
und atmete gierig die
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