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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge
Autoren: Jan Guillou
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Georg und der Drache, wie in all diesen Tagen mit Schnee bedeckt. Dort hinten floß das Wasser des Strömmen genau wie sonst. Stockholm stand noch, als wäre nichts Besonderes geschehen.
    Carl war unentschlossen, ob er nach Kungsholmen fahren oder einfach wegbleiben sollte. Er trank eine Tasse schwarzen Kaffee, rasierte sich und ging in die Stadt, um seinen Wagen zu suchen (er konnte sich nicht genau erinnern, wo er ihn abgestellt hatte).
    Als er ein Stück von seiner Wohnung entfernt an dem Tabakgeschäft vorüberkam, hatte er das Gefühl, als hätte ihn ein Keulenschlag getroffen.
    ARABISCHES MASSAKER 11 TOTE schrie ihm Aftonbladet entgegen.
    MASSENMORD LIBYSCHES TERROR-KOMMANDO ermordete in Stockholmer Vorort 12 Menschen heulte Expressen.
    Carl betrat den Laden, riß die Zeitungen an sich und rannte wieder in seine Wohnung. Zunächst war die Geschichte in beiden Blättern etwa gleich dargestellt. Eine arabische Terrorgruppe habe gegen die PLO in Stockholm zugeschlagen. Unter den Getöteten befänden sich vier junge Schweden, die in der PLO-Residenz draußen in Viggbyholm offenbar zufällig hätten übernachten wollen. Soviel man wisse, seien sie freiwillige Krankenpfleger, die auf dem Weg vom oder nach dem Libanon gewesen seien und denen man aus Anlaß ihrer Abreise oder ihrer Heimkehr eine kleine Feier arrangiert habe. Die Polizei habe ihre Namen nicht bekanntgegeben.
    Unter den sonstigen Toten befänden sich zwei oder drei Personen, die mit der Stockholmer PLO in Verbindung gebracht würden, darunter der »Botschafter« (Anführungszeichen in Expressen) der PLO und seine engste Mitarbeiterin. Die libyschen Terroristen seien bei einem Schußwechsel mit einem Sonderkommando der schwedischen Sicherheitspolizei getötet worden.
    Der Säpo-Chef weigere sich, sich zu der Sache zu äußern, verweise aber auf ein bevorstehendes Kommunique. Der reguläre Sprecher der Säpo, Polizeipräsident Karl Alfredsson, zeigte sich sehr zurückhaltend, als es um die Identität der Mörder ging. Offen wurde er nur in einem einzigen Punkt zitiert: »Die Terroristen, die hinter dem Überfall standen, verwendeten arabische Waffen und hatten libysche Pässe bei sich. Wir haben jedoch Anlaß zu glauben, daß die Pässe gefälscht sind, und daher können wir gegenwärtig keine weiteren Kommentare abgeben.«
    Insoweit sah die Geschichte in beiden Blättern etwa gleich aus. Der Expressen-Spezialist für arabischen Terrorismus veröffentlichte jedoch auch ausführliches Hintergrundmaterial. Er schrieb, es handele sich um eine libysche Terroraktion unter dem Decknamen Plan Dal, und der libysche Diktator Moammar Ghaddafi führe einen Krieg gegen alle gemäßigten Kräfte in der PLO, die bereit seien, den heiligen Krieg zu verraten, für den der libysche Diktator kämpfe, nämlich für die Auslöschung Israels, nachdem man die Juden ins Meer getrieben habe.
    Expressen zufolge habe die Säpo schon lange gewußt, daß die Aktion unmittelbar bevorstehe, und das sei auch der Grund, daß die Sondereinheit der Säpo zur Bekämpfung des arabischen Terrorismus den Mördern dicht auf den Fersen gewesen sei. Bei dem Schußwechsel sei keiner der Schweden verwundet worden, vermutlich weil die arabischen Mörder nicht kompetent genug waren, es mit einem ebenbürtigen Gegner aufzunehmen.
    Die Schweden hätten drei der arabischen Terroristen getötet und einen schwer verwundet. Der Zustand des verwundeten Terroristen sei kritisch, und zur Zeit der Drucklegung sei es nicht möglich, etwas über seine Überlebenschancen zu sagen.
    Es sei noch unsicher, ob die Täter Libyer oder Palästinenser seien. Es sei aber eine bekannte Tatsache, daß der libysche Diktator Abweichler-Gruppen seiner Richtung in den palästinensischen Terrororganisationen unterstütze. Es sei daher am wahrscheinlichsten, daß man es hier mit Palästinensern zu tun habe, die der libysche Diktator mit falschen Reisepässen ausgestattet habe.
    Und so weiter.
    Nirgends fand sich auch nur eine Zeile über einen festgenommenen naturalisierten Schweden namens Alois Morgenstern.
    Carl blieb eine Weile mit den Zeitungen auf dem Schoß sitzen. Er war unfähig zu denken. Vermutlich hatte er hier eine Art Fazit gelesen, wie das Ganze gestaltet werden sollte und wie Näslund die Geschichte dargestellt haben wollte.
    Dann warf er außer sich vor Zorn die beiden Zeitungen weg, ging zum Telefon, steckte den Stecker in die Wand und wählte eine der Telefonnummern, die er fast im Schlaf kannte.
    »Ich bin in
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