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Cool

Cool

Titel: Cool
Autoren: Ken Follett
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Promenade des Anglais kann man alles kaufen - vom Kokain bis zum Strichjungen. Man behauptet, Nizza sei die korrupteste Stadt Frankreichs. Bigou schaudert wieder. Diese Verbrecher! Könnte es möglich sein, daß die klemmende Tresor-Tür… Nein, da müßte man doch Spuren sehen. Niemand kann diese Tür unbemerkt geöffnet haben. Verdammt noch mal, niemand Fremder kann diese Tür überhaupt jemals öffnen, Punkt. Davon ist ja selbst die Versicherung hundertprozentig überzeugt. Und gerade die sind doch immer die Ersten, die nach noch mehr Sicherheit rufen. Bigou greift wieder zum Hörer und wählt die Nummer. Diesmal ist die Leitung frei.
    »Hallo, ist dort >Fichet-BaucheFichet-Bauche<, in die Avenue Jean Médecin. Bigou ist erleichtert. Jetzt hat er endlich bald wieder Ruhe…
    Guenet und Bigou gehen mit den beiden Schlossern von >Fichet-Bauche< die Treppe runter. Die Spezialisten sind guter Dinge, als sie die schwere Tür untersuchen. Als wollten sie sagen: »Ist nur ‘ne Kleinigkeit, das haben wir gleich.« Sie bitten um absolute Ruhe, stecken die beiden Schlüssel in die Tür, drehen sie Millimeter um Millimeter weiter, während sich ihre Ohren völlig auf die Geräusche in der Tür konzentrieren.
    Schließlich dreht sich einer von ihnen zu Guenet um: »Das Schloß arbeitet einwandfrei. Ich kann Ihnen versichern, daß der Mechanismus vollkommen in Ordnung ist.«
    Einen Augenblick lang herrscht Schweigen. Dann holt Guenet tief Luft und fragt auffordernd: »Nun?«
    Der Schlosser zuckt die Achseln.
    »Warum läßt sich die Tür dann nicht öffnen?« will Guenet wissen.
    »Da muß wohl irgendwas im Tresor die Tür blockieren. Das ist die einzige Möglichkeit«, antwortet der Schlosser. Der Banker starrt den Handwerker ungläubig an. Das ist für ihn einfach undenkbar. »Nein, das kann ich nicht glauben«, murmelt er.
    Guenet dreht sich um und sieht auf der Treppe einige neugierige Angestellte. »Gehen Sie zurück, gehen Sie an Ihre Plätze«, befiehlt er gereizt. »Ich will hier auf der Treppe niemanden mehr sehen!«
    Die Angestellten ziehen betroffen ihre Köpfe ein und eilen davon.
    Die Vier starren ratlos auf die Tür. Es gibt einfach keine Möglichkeit, sie zu öffnen. Und schließlich ist sie ja gebaut worden, um eben das zu verhindern.
    »Wenn wir nicht durch die Tür kommen, dann müssen wir eben außen rum«, bemerkt einer der Schlosser gleichmütig. »Wir müssen ein Loch in die Wand bohren!«
    Die Blicke der Handwerker richten sich erwartungsvoll auf Guenet. Der denkt an die Kosten, den Lärm, all die Unannehmlichkeiten und den guten Ruf der Bank. »Keine Alternative?« fragt er schließlich. »Keine Alternative!«
    Guenet seufzt: »Dann gehen Sie durch die Wand!«
    Das hätte er sich nicht träumen lassen - einmal in seinen eigenen Tresor einbrechen zu müssen.
    Bigou geht nach oben und kommt wenig später mit einigen Blaupausen wieder zurück.
    Ein paar Minuten lang studieren die Männer von >Fichet-Bauche< die Tresorpläne. Schließlich malt einer von ihnen ein schwarzes Kreuz an die Wand, rechts neben der Tür.
    Dort ist laut Plan die Wand am dünnsten.
    Um neun Uhr dreißig schalten sie den elektrischen Bohrer ein.
    Es ist eine Menge Arbeit.
    Erst bohren sie sieben oder acht kleine Löcher im Abstand von einigen Zentimetern in die Wand. Dann greifen sie zu Hammer und Meißel, um den Beton zwischen den Löchern wegzuschlagen. In wenigen Minuten ist der Fußboden am Treppenende mit Zementbrocken übersät. Staub breitet sich aus, die Männer sind verdreckt. Sie husten, schwitzen, fluchen.
    Um zwölf Uhr mittags werfen sie das Werkzeug hin. Das Loch hat jetzt einen Durchmesser von rund zwanzig Zentimetern. Noch nicht groß genug, um einen Menschen durchkriechen zu lassen. Aber reinschauen kann man schon. Guenet kommt, um zu sehen, wie weit die Leute sind. Ein Schlosser steckt seinen Kopf durch das Loch. »Putain de merde«, zischt er leise. »Verdammte Hurenscheiße« - er zieht seinen Kopf vorsichtig wieder zurück, dreht sich um und starrt Guenet an: »Ihr seid beraubt worden!«
    Das Thermometer zeigt vierunddreißig Grad Celsius an, und die Temperatur steigt immer noch. Jacques Guenet, dieser bärenstarke Sportsmann ohne Nerven,
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