Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche

Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche

Titel: Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
unter dem Arm.
Heute nacht, dachte er, gibt es einen Augenblick der Gefahr, der alle meine
Pläne zunichte machen könnte. Doch ganz ohne Wagnis kommt man eben zu nichts,
und je beträchtlicher der mögliche Gewinn, desto größer auch die Gefahr.
    Naipal
war nicht sein wirklicher Name. In einem Land, das für seine Ränke berüchtigt
war, mußten jene, die seinem Pfad folgten, so unerkannt bleiben wie nur
möglich. Er war groß für einen Vendhyaner, dabei gehörten gerade sie unter den
Völkern des Ostens zu den größten, was ihre Statur betraf. Da sein Wuchs zu leicht
Aufmerksamkeit erregte, kleidete er sich zumindest in unauffällige Gewänder von
dunkler Farbe, wie das tiefe Grau, das er gegenwärtig trug, statt sich in
regenbogenbunte Seiden oder Satins zu kleiden, wie es hier die Mode war. Auch
sein ungewöhnlich kleiner Turban war holzkohlengrau und ohne jegliche Zier wie
Federbusch oder Edelsteinbrosche. Sein auf düstere Weise gutaussehendes Gesicht
wirkte selbst bei drohender Gefahr ruhig, und aus den schwarzen Augen mit den
schweren Lidern lasen die Männer Weisheit und die Frauen Leidenschaft.
    Selten
ließ er sich jedoch sehen, denn gerade im Unbekannten wird Macht vermutet.
Allerdings gab es viele, die wußten, daß ein Mann namens Naipal der Hofzauberer
König Bhandarkars von Vendhya war. Dieser Naipal, erzählte man sich in Ayodhya,
war ein weiser Mann, nicht nur, weil er dem König seit dem seltsamen
Verschwinden des früheren Hofzauberers gut und getreu diente, sondern auch
wegen des offensichtlichen Mangels an übertriebenem Ehrgeiz. In einer Stadt, in
der ein jeder, ob Mann oder Frau, vor nichts zurückschreckte, um
weiterzukommen, war gerade mangelnder Ehrgeiz lobenswert, obgleich man es
merkwürdig fand. Allerdings wußte man ja, daß seinesgleichen nun eben sonderbar
waren. Dieser Naipal beispielsweise gab große Summen für die Armen, die Kinder
der Straße, aus. Für die Höflinge bot dies eine Quelle ständiger Belustigung,
denn sie glaubten, er täte es, um für einen gütigen Mann gehalten zu werden. In
Wahrheit hatte er es sich lange überlegt, ehe er die erste Münze gegeben hatte.
Er stammte selbst von der Straße und erinnerte sich nur zu gut an endlose
Nächte in einer harten Gassenecke, wenn der Schlaf nicht kommen wollte, weil
Hunger den Magen quälte. Die Wahrheit hätte auf eine Schwäche hingedeutet,
deshalb bestärkte er die Gerüchte über den scheinbar selbstsüchtigen Grund
seiner guten Tat, denn keinesfalls durfte man ihm eine Schwäche nachsagen.
    Mit
einem letzten Blick auf den Himmel verließ Naipal den Balkon, das schmale
Kästchen fest unter den Arm geklemmt. Kunstvolle Lampen in der Form von Vögeln
und Blumen beleuchteten die hohen Gänge seines Palasts. Hauchdünne Vasen aus
kostbarstem Porzellan und Kristall standen auf Tischchen aus glänzendem
Ebenholz und geschnitztem Elfenbein. Die dicken Teppiche unter seinen Füßen,
von einer Farbenpracht sondergleichen, waren von unvorstellbarem Wert, und
jeder einzelne der prächtigen Wandbehänge war die Aussteuer einer Königstochter
wert. So bescheiden er sich in der Öffentlichkeit gab, schwelgte er zu Hause in
allem, was die Sinne erfreuen konnte. In dieser Nacht allerdings, nachdem er so
lange gewartet hatte, sah sein Auge weder vom Prunk seines Palasts, noch rief
er nach Wein, Musik oder Frauen.
    Hinunter
stieg er in die Tiefen des Palasts und in Gewölbe, deren Wände schimmerten, als
wären sie meisterhaft getüncht – Kammern waren es, die allein seine magischen
Kräfte aus dem Erdgestein gehauen hatten. Nur wenige seiner Diener durften
diese tiefen Gewölbe und Gänge betreten. Und diese wenigen konnten nicht
erzählen, was sie dort sahen und taten, da sie ihrer Zunge beraubt waren. Die
Außenwelt wußte nichts von diesen unterirdischen Räumen, denn jene Diener,
denen sie verwehrt waren und die deshalb ihre Zunge behalten durften, schwiegen
furchterfüllt und wisperten nicht einmal im Traum davon.
    Ein
schräg in die Tiefe führender Gang endete in einem Raum, dessen vier Wände je
dreißig Schritt lang waren und deren Weißgrau von innen heraus schimmerte. Das
Spitzgewölbe maß gut zwanzig Mann in der Höhe, und von einem Punkt genau unter
der Spitze erstreckte sich unter einer durchsichtigen Schicht ein magisches
Muster, das nahezu den gesamten Fußboden einnahm. Es war ganz in Silber
gehalten, von dem ein frostig bleiches Leuchten ausging. An neun genau
berechneten Stellen am Rand dieses Musters standen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher