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Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige

Titel: Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
Autoren: Robert Jordan
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und beobachtete die beiden
gefesselten Frauen mit Augen wie schwärzeste Abgründe. Eine Weile war er in der
Kammer hin und her gestapft, hatte Drohungen und Verwünschungen gegen jene
hervorgestoßen, die sich zuviel Zeit ließen, ihm und dem Willen der wahren
Götter zu gehorchen, und etwas hatte er über die Augen des Feuers gemurmelt.
Und doppelt so lange Zeit saß er nun schon reglos auf seinem Hocker und starrte
auf die beiden Frauen. Tamira wünschte sich, er würde tobend herumlaufen oder
irgend etwas anderes tun, als sie anzusehen. Seine Augen funkelten nicht mehr,
alles Leben schien ihnen entzogen zu sein. In ihren Tiefen las sie Martern, für
die es keinen Namen gab. Verzweifelt versuchte sie, den Blick von ihm zu
reißen, doch das war unmöglich.
    Etwas kratzte an der Tür. Es
klang wie ein Peitschenknall in der Stille. Tamira erschauderte. Jondra
wimmerte und begann zu schluchzen.
    Basrakans rotes Gewand wallte,
als er aufstand. Unnatürliche Ruhe klang aus seiner Stimme. »Bring mir die
Augen!« befahl er grimmig.
    Die Tür öffnete sich gerade weit
genug, um Jbeil zaghaft eintreten zu lassen. »Ich habe nicht Euer Wissen,
Basrakan Imalla«, hauchte der Hagere, als wagte er kaum zu atmen, »doch auf
dies scheint die Beschreibung zuzutreffen, die man mir gab.« Die Edelsteine in
seiner ausgestreckten Hand glitzerten im Lampenlicht.
    Tamiras Augen weiteten sich. Der
Schwarzgewandete hielt Jondras Halskette und Krönchen in den Fingern.
    Basrakan griff nach dem
Geschmeide und holte aus seinem Gewand einen Dolch hervor. Behutsam löste er
die Rubine aus der Fassung. Den Rest, das goldene Geschmeide mit den Saphiren
und schwarzen Opalen, warf er achtlos von sich. Langsam hob er die Hände vor sein
Gesicht. Sie hielten die blutroten Steine.
    »Endlich mein«, murmelte er.
»Nun ist alle Macht mein!« Er drehte den Kopf, ohne sich sonst zu bewegen, und
betrachtete die beiden nackten, geketteten Frauen. »Ehe die Sonne untergeht,
sollen die Zweifler ihren Beweis haben. Sperr diese Weiber ein, Jbeil. Noch
heute werden sie den alten Göttern gegeben werden.«
    Tamira erschauderte, und einen
Augenblick drohte Ohnmacht sie zu überwältigen. Den alten Göttern gegeben
werden! Geopfert! Etwas anderes konnte es nicht bedeuten. Sie wollte schreien,
den grausamen Mann anflehen, aber ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben. Wild
starrte sie die finsteren Männer mit Turbanen an, die hereinkamen, um sie von
den Ketten zu lösen. Ihre Glieder waren kraftlos, ihre Beine vermochten sie
nicht zu tragen. Während man sie aus der Kammer schleppte, suchte ihr Blick
verzweifelt Basrakan, den Mann, der hier die Macht über Leben und Tod hatte,
der Mann, der sein Urteil über sie ändern mußte! Aber der Imalla achtete nicht
auf sie. Er stand an einem Tisch, auf den er die Rubine gelegt hatte, und seine
Finger beschäftigten sich eifrig mit Fläschchen und Tiegelchen.
    Die Tür schloß sich, und Tamira
schluckte an einem stummen Verzweiflungsschrei. Sie quälte sich um ein bißchen
Feuchtigkeit im Mund, damit sie die Männer mit den kalten Augen anflehen
könnte, die sie dahintrugen, ohne ihre Nacktheit zu beachten. Für sie schien
sie keine Frau zu sein. Opferfleisch, nichts weiter, schrie es in ihr.
    Gleichmütig schleppte man sie
eine krumme Steintreppe hinunter und durch modrige Gänge. Die Männer öffneten
eine schwere, eisenbeschlagene Tür und warfen sie auf den harten Erdboden des
Verlieses dahinter. Krachend schloß sich die Tür hinter ihr.
    Sie mußte zu fliehen versuchen.
Schließlich war sie Diebin, eine geschickte Einbrecherin, und gewöhnt, in
Häuser und Gemächer zu gelangen, die diebessicher sein sollten. Und wenn sie
das konnte, müßte sie doch auch aus einem Raum herauskommen, in dem man sie
gefangenhalten wollte. Mühsam, da ihre schmerzenden Arme und Beine steif
geworden waren, quälte sie sich auf die Knie und schaute sich um. Es gab nur
den Erdboden, rauhe Steinwände und die schwere Tür – sonst nichts. Schwaches
Licht drang durch zwei schmale Schlitze nahe der Decke, etwa eine doppelte
Mannshöhe über ihrem Kopf. Ihre flüchtige Hoffnung schwand.
    Ein Wimmern erinnerte sie, daß
sie nicht allein war. Jondra kauerte mit dem Kopf auf den Armen auf dem
schmutzigen Boden. »Er wird mich nie finden«, schluchzte die Edle.
    »Er wird uns finden!« entgegnete
Tamira fest. »Und uns retten.« Plötzlich wurde ihr bewußt, daß eine Hoffnung
geblieben war. Nie hatte sie einen Mann um einen Gefallen oder um
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