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Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Titel: Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
Autoren: Robert E. Howard
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Blätter von den Zweigen.
    Der Wein hatte des Königs Zunge gelöst, und so gab er derbe Witze zum besten und erzählte von seinen wilden Abenteuern. Aber Prospero bemerkte, daß Conan ab und zu eine Pause machte, seine Zuhörer mit einer Gebärde zu kurzem Schweigen gemahnte, um in den Wald zu lauschen, gewiß nach fernen Hufschlägen, oder um mit den gletscherblauen, tiefliegenden Augen in die Dunkelheit zu spähen. Zweifellos war er weit besorgter über Prinz Conns Ausbleiben, als seine Worte vermuten ließen. Sicher, man konnte das Ganze mit einem Schulterzucken abtun und behaupten, es würde dem halbwüchsigen Jungen guttun, einmal eine Nacht allein im Freien zu verbringen. Aber Gleichgültigkeit vorzutäuschen, wenn der Zwölfjährige vielleicht irgendwo in der Finsternis mit einem gebrochenen Bein lag, war etwas anderes.
    Prospero überlegte, ob Conan des Jungen wegen jetzt vielleicht Gewissensbisse hatte – was sehr ungewöhnlich wäre für den kaum halbzivilisierten Kriegerkönig aus Cimmerien. Der Jagdausflug ins nördliche Gunderland war Conans Einfall gewesen. Seine Königin, Zenobia, war nach der sehr schweren Geburt ihres dritten Kindes, einer Tochter, lange bettlägerig gewesen. Es hatte Monate gedauert, bis sie sich allmählich wieder erholte, und Conan hatte so viel Zeit bei ihr verbracht, wie die Staatsgeschäfte es erlaubten. Der Junge hatte sich zurückgesetzt gefühlt und war mürrisch und eigenbrötlerisch geworden. Nun, da Zenobia sich wieder kräftiger fühlte und der Tod offenbar die schwarzen Schwingen vom Palast zurückgezogen hatte, hatte Conan vorgeschlagen, zu jagen und ein paar Wochen in der Wildnis zu kampieren, in der Hoffnung, seinem Sohn wieder näherzukommen.
    Und nun war der eigenwillige Junge in der Erregung über seine erste große Jagd allein in die zunehmende Dunkelheit des ihm fremden Waldes geritten, um dem schneeweißen Hirsch nachzusetzen, den sie den ganzen Tag vergeblich gejagt hatten.
    Als der Himmel klar wurde und die funkelnden Sterne zu sehen waren, pfiff der stärker werdende Wind durch die Äste, und die trockenen Blätter raschelten wie unter den Schritten schleichender Füße. Wieder unterbrach sich Conan mitten in einer haarsträubenden Geschichte über Zauberei und Piraten und spähte in die Dunkelheit. Der große gunderländische Wald war nicht der sicherste Ort, schon gar nicht in diesen unruhigen Zeiten. Büffel und Auerochsen, Wildschweine, Braunbären und Timberwölfe waren hier zu finden. Doch lauerte hier noch ein weiterer möglicher Feind, der verschlagenste und tückischste von allen: der Mensch. Denn Gauner und Renegaten suchten Zuflucht in der Wildnis, wenn das Leben in den Städten zu gefährlich für sie wurde.
    Mit einem Fluch auf den Lippen sprang Conan auf, riß sich den Umhang von den Schultern und warf ihn auf sein Fellager.
    »Nennt mich Glucke, wenn ihr es wagt!« knurrte er. »Ich sitze jedenfalls nicht länger hier herum. Bei diesem Mond ist es taghell, und ich kann schließlich Spuren lesen, oder ich will ein Stygier sein. Fulk! Sattle mir den roten Ymir, der Rappe ist erschöpft. Ihr Männer! Laßt den Wein noch einmal rumgehen, dann sattelt. Sir Valens, Ihr werdet im dritten Wagen Fackeln finden. Verteilt sie. Dann brechen wir auf. Ich könnte nicht ruhig schlafen, solange ich nicht sicher bin, daß meinem Jungen nichts passiert ist.«
    Conan schwang sich auf den kräftigen Fuchs. »Dieser ungeschleckte Welpe hetzt wie ein Esel hinter einem Hirsch her, der doppelt so schnell wie sein Pony ist, wenn er es dabei auch zuschanden reitet! Ich werde ihn lehren, mich dazu zu bringen, ein wohlig warmes Feuer zu verlassen, um im kalten, nassen Wald herumzustöbern!«
    Eine schneeweiße Eule segelte am Antlitz des fast vollen Mondes vorbei. Mit einem plötzlichen Schauder schluckte Conan seine Verwünschungen. Eine finstere Vorahnung erfüllte seine Barbarenseele. In seiner cimmerischen Heimat raunte man seltsame Dinge über Kreaturen, die durch die Nacht flohen – Werhirsche, beispielsweise, gespenstisch weiß und flink wie der Winterwind. Gebe Crom, daß dieses Tier aus gewöhnlichem Fleisch und Blut war und nicht irgendein unheimliches Wesen aus den unendlichen finsteren Abgründen jenseits von Raum und Zeit ...
     
     
    2
     
    DIE MÄNNER OHNE GESICHTER
     
    Der junge Conn fror, und er war durchnäßt und erschöpft. Die Innenseite seiner Schenkel waren vom langen Reiten wund und wiesen mehr als eine schmerzende Wasserblase auf. Er wurde
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