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Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige

Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige

Titel: Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige
Autoren: Karl Edward Wagner
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Häuser freigegraben und überwölbt. Im Lauf der Jahre, während das neue Kordava sich aus den Trümmern erhob, fraß die alte Stadt wie ein Krebsgeschwür an seinen Fundamenten, und es entstand langsam ein unterirdisches Netzwerk von Behausungen für Kordavas Unbemittelte und Gesetzlose.
    Schon in den ersten Tagen gab man diesem Stadtteil den Namen Grube. Er war ebenso passend wie unvermeidlich. In der Grube ließ sich der Abschaum der kordavanischen Bevölkerung nieder: die Armen und Ausgestoßenen, die Gebrochenen und alle jene, die sich auf ungesetzliche Weise ihr Brot verdienten. Verbrecher aller Arten schritten unbesorgt durch die ewig düsteren Straßen, denn die Stadtwache wagte sich nicht in die Grube, auch hätte sie im unterirdischen Labyrinth wohl kaum einen bestimmten Gesuchten gefunden. Seeleute auf Landurlaub und Soldaten, die gerade ihren Sold ausbezahlt bekommen hatten, besuchten die Grube, denn hier fanden sie jede Art von Unterhaltung und Laster. Nirgendwo an der ganzen Küste des Westlichen Ozeans waren die Vergnügungsetablissements verlockender oder auch berüchtigter. Und man sagte, daß kein Pantheon eine Hölle hatte, deren Teufel und Verdammte lasterhafter waren als die Menschen in der Grube. Conan hatte sie einmal während seiner kurzen Zugehörigkeit zur zingaranischen Armee besucht. Daß er mit nichts Schlimmerem als einem scheußlichen Kater und einem – dank eigener Großzügigkeit – leeren Beutel heimkehrte, war schon beachtlich.
    Heute ritt der Cimmerier kühn und auf einem schweißnassen Pferd dorthin. Mit seinen neuen Gefährten begab er sich durch einen der zahllosen Tunnel hinunter zu den überwölbten Straßen der alten Stadt. Ein anstrengender Ritt vom Tanzboden hatte jegliche Verfolger abgeschüttelt, und in den belebten Straßen eines Markttags machte ihnen niemand den Weg streitig. Nachdem sie sich erst einmal in der Grube befanden, hätten tausend Wachsoldaten Mordermi suchen können – und eine geringere Chance gehabt, ihn zu finden, als das Heulen des Windes einzufangen.
    Es war nun fast Mittag. Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen durch Oberlichter und Luftschächte und verliehen den vereinzelten Straßenlampen ein wenig mehr Leuchtkraft. Zu dieser Stunde waren die Straßen der Grube fast leer, im Gegensatz zu denen der Stadt oben. Denn die Grube mit ihren Bewohnern war der Nacht verschworen.
    Ein paar Weinstuben und Freudenhäuser standen offen. Müde Dirnen lehnten sich an ihre Türen und warteten, daß sich ein paar Marktbesucher hierher verirrten, um die verbotenen Früchte der Unterstadt zu kosten. Die Straßenlampen, die in dieser ständigen Düsternis immer brannten, warfen ihren gelblichen Schein auf schmutziges Pflaster. Opiumhöhlen und Spielhöllen waren geschlossen, damit ihre Stammgäste Zeit zum Träumen hatten. Und hinter den Fensterläden der Freudenhäuser benutzten die Mädchen des ältesten Gewerbes ihre Betten zur Abwechslung zum Schlafen. In winzigen versteckten Hinterzimmern schlummerten Diebe, Mörder und sonstige Halunken mit oder ohne Gewissensbisse. Vor der Tür einer jetzt geschlossenen Lasterhöhle, wo Conan sie auf der Bühne im Liebesspiel mit einem kushitischen Zwerg gesehen hatte, leerte eine müde Sechsjährige Abfall in den Rinnstein.
    Architektonisch – obgleich das Conan wenig interessierte – war die Grube ein lebendes Museum. Ein Altertumsforscher hätte hier mit staunenden Augen die Stukkatur der Fassaden und die kunstvollen Schmiedearbeiten einer vergangenen Zeit bewundert, genau wie die herrlichen Buntglasfenster und die Straßenlampen mit ihren rautenförmigen Glasscheiben, die da und dort der Vernichtung entgangen waren. Conan sah lediglich schmutzige Trostlosigkeit und die armseligen Bemühungen, alte Häuser zusammenzuflicken, die man besser abgerissen hätte. Oberlichter ließen gerade genug Tageslicht durch, um die Düsternis stellenweise aufzuhellen, während die Luftschächte wenig dazu beitrugen, den übelkeiterregenden Gestank von beißendem Rauch, Moder und menschlichem Elend zu vertreiben.
    Ein Stockwerk oder auch ein wenig mehr über ihren Köpfen wölbte die allgegenwärtige Decke sich wie ein rußiges, sternenloses Firmament, um die Welt des Tageslichts zu tragen, in der die Menschen ihren täglichen Geschäften nachgingen, ohne an ihre Mitbürger unter ihren Füßen zu denken. Seltsam verstümmelt drückten die teilweise wiedererrichteten Häuser der alten Stadt gegen den Boden der neuen über ihnen. Wie feine
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