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Conan-Saga 07 - Conan der Rebell

Conan-Saga 07 - Conan der Rebell

Titel: Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
Autoren: Poul Anderson
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sich an der Südseite dicht an die Nordostecke von Khemi und ragte weit über Türme und Mauern. Zahllose Jahrhunderte hatten ihre Oberfläche verwittert, so daß sie nun nicht mehr in weichem Gold leuchtete, sondern in pockigem Ocker. Ansonsten war sie unberührt geblieben und erhob sich über die anderen ihrer Art, die in der Ferne und innerhalb der Stadt zu sehen waren. Unterhalb von ihr und der Zeremonienstraße um sie herum fiel das Terrain ab zu einer Wirrnis von Felstrümmern, verlassenen Steinbrüchen und einer Grube, wo Gefangene unter der Peitsche der Aufseher immer noch Steine freilegten.
    Die Sonne stieg höher, bis sie die Düsternis aus dem letzten Winkel der Straßen von Khemi verjagt hatte, in denen sich schwerbeladene Kamele, Ochsenkarren, Reiter und Fußgänger drängten. Trotzdem war der Verkehr hier nicht so dicht, wie man ihn in einer Metropole erwarten mochte, und zweifellos weniger rege und kosmopolitisch, denn Stygien duldete nicht mehr Fremde in seinen Grenzen, als unumgänglich war. Selbst in Luxur, der Haupt- und Königsstadt weiter flußaufwärts, fand man viel weniger Fremde als in den meisten Handelsstädten anderer Länder. Khemi, die religiöse Hauptstadt, war allen verwehrt, die keine Passierscheine aufzuweisen vermochten, und diese waren selbst für Stygier nur schwer zu bekommen. Gelang es einem Fremden tatsächlich einen zu erhalten, mußte er feststellen, daß keiner der Bürger es wagte, sich mit ihm zu unterhalten, wenn es nicht geschäftlich zwingend nötig war. Und die, mit denen er geschäftlich zusammenkam, waren nur wenige und standen unter peinlicher Beobachtung.
    Die Sonne schleppte sich weiter durch den Tag. Die Nachmittagshitze trieb die Bürger zum Ausruhen in ihre Häuser. Einige von ihnen hatten Paläste mit schattigen Gärten, in denen sie sich an die Kühle verbreitenden, plätschernden Springbrunnen zurückzogen. Doch die meisten mußten mit engen Wohnungen oder kleinen Zimmern in hohen Mietsbauten vorliebnehmen. Aber keinem fehlte ein Dach irgendeiner Art über dem Kopf, denn die Hierarchie war darauf bedacht, über Aufenthalt und Tun eines jeden zu jeder Zeit Bescheid zu wissen.
    Gegen Abend, wenn die Hitze nicht mehr ganz so unerträglich war, kamen sie wieder aus ihren Häusern und gingen ihren Geschäften und Beschäftigungen nach, bis die Dämmerung sich herabsenkte, denn nach dem Gesetz mußten die Läden und dergleichen um diese Zeit geschlossen werden. In den Armenvierteln ließen einige Tavernen noch eine Weile verstohlen Gäste ein, doch auch sie blieben nicht sehr viel länger geöffnet.
    Obgleich es kaum Verbrechen in Khemi gab, drohten auf den Straßen nach Sonnenuntergang doch besondere Arten von Gefahr. Auf Befehl, aus Notwendigkeit oder nur reinem Wagemut streiften verschiedene Arten von Menschen bei Fackellicht durch die Straßen: Soldaten, Boten, Lastträger, Dirnen, Händler mit ungewöhnlicher Ware und hin und wieder ein vermummter Priester.
    In Tothapis' Palast herrschte immer Nacht. Die beinweißen Mauern hoben sich steil über die Straße der Espen, nur von wenigen Türen und Luftschlitzen durchbrochen. Um die Kuppel führte ein Dachgarten, in dem nicht die üblichen Blumen und Sträucher gediehen, sondern in dessen Beeten schwarzer und purpurner Lotus und noch exotischere Pflanzen wuchsen. Das Licht im Innern des festungsgleichen Palastes kam von Lampen und Kerzen. Ins Mittelgemach drang nie ein Zeichen der Außenwelt, wenn man von der kalten Luft absah, die von den Krypten hochgepumpt wurde.
    Den ganzen Tag waren die Diener des Zauberers beschäftigt gewesen. Als die Sonne in tiefem Rot unterging, kamen zwei, die sie zu ihrem Herrn bestellt hatten, getrennt voneinander an und wurden von zungenlosen Sklaven zum Mittelgemach geführt. Kurz danach erschien noch ein dritter, doch er wurde schwer bewaffnet und in Ketten herbeigeschleppt. Er und seine Wächter mußten in einem anderen Raum warten.
    Tothapis empfing seine Besucher mit distanzierter Höflichkeit. Er war ein hochgewachsener, hagerer Mann in einfacher schwarzer Robe, mit kahlgeschorenem Schädel, wie es von den Set-Priestern erwartet wurde. Bei ihm wirkten die typischen scharfgeschnittenen Züge der stygischen Edlen noch hervorstechender, und die runendurchzogene Haut war nicht hellbraun, sondern von einem dunklen Elfenbeinton. Die Iris seiner tief in den Höhlen liegenden Augen erweckte den Eindruck, als wäre sie aus poliertem Obsidian. Ein Rubin funkelte an seiner Linken. Er war
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