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Conan-Saga 07 - Conan der Rebell

Conan-Saga 07 - Conan der Rebell

Titel: Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
Autoren: Poul Anderson
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tat, sondern auch das bißchen Kühle abhielt, das der Ozean mit sich brachte. Auf den Klippen reckten sich neben den schweren Eisentoren Wachttürme dem Firmament entgegen, und ihre Zinnen schienen nach den Sternen schnappen zu wollen. Die Straßen darunter waren schwarze Gruben, verlassen und still, außer da, wo einer der als heilig verehrten Pythons auf Beutefang die trockenen Schuppen über das Pflaster schleifte, oder dort, wo ein anderer zischelnd vor unerwarteten Schritten zurückwich.
    Erträglicher war die Luft, wo der Zauberer Tothapis schlief. In einer von mehreren Krypten tief im Gestein unter der Stadt plackten Sklaven an einem riesigen Rad, um die Windflügel in einem Luftschacht in Bewegung zu halten. Aus diesem Schacht wehte angenehme Kühle in das Schlafgemach ihres Herrn und vermischte sich mit dem Geruch des Räucherwerks. Das Schwirren der Flügel verlieh der Schlummermusik des von der gleichen Maschine betätigten Glockenspiels eine nicht unangenehme Untermalung. Die Matratze war zwar hart, wie es sich für einen Asketen wie ihn geziemte, doch ganz mit dem Haar jungfräulicher Opfer gefüllt. Und sein Nachtgewand sowie das Bettzeug waren aus so fein gesponnener schwarzer Seide, als wäre es das Werk einer Spinne.
    Trotzdem schlief Tothapis in dieser Nacht nicht gut. Unruhig und vor sich hinmurmelnd warf er sich immer wieder herum, bis er plötzlich erwachte und sich keuchend aufsetzte. Vier mannshohe schwarze Kerzen, in Haltern aus den Schenkelknochen von Behemoths, flackerten an den Ecken seines Bettes hoch auf und erloschen.
    In all den Jahrzehnten seines langen Lebens war ihm noch nie ein solches Zeichen zuteil geworden, doch wußte er sehr wohl, was es bedeutete. Er befreite sich aus der obersten Seidendecke, mit der er im Schlaf so gekämpft hatte, und warf sich auf den Boden. Er berührte mit den Lippen den Teppich und wand sich wie eine Schlange. »Iao, Setesh!« schrillte er. »Anet neter aa, neb keku fentut amon!«
    Erst jetzt wagte er, den Kopf zu heben und sich umzusehen. In der nun herrschenden Dunkelheit begann sich ein schwaches, gelbliches Glühen abzuzeichnen, und ein weiches Zischen, das keines Menschen Mund entsprang, brach die Stille. Das Glühen wuchs und nahm die Form einer gewaltigen goldenen Schlange an, die sich vom Boden bis fast zu der hohen Decke zusammengeringelt hatte. Das sanfte Zischen wurde zu einem mächtigen Rauschen, gleich dem des Styxes an seinen Katarakten fern im Südosten. Wieder wand Tothapis sich wie eine Schlange und küßte den Teppich.
    Das Donnerbrausen wurde zur Stimme. »Sprich, Mensch! Sag, wer ich bin!«
    »Du bist Set!« intonierte der Zauberer. »Herr des Universums, den die Stygier über alle anderen Götter verehren!«
    »Sag mir, wie du mir dienst!«
    »Auf jede Weise, in der der Mensch jenem dienen darf, der vor ihm war und sein wird, wenn er nicht mehr ist. Ich bin ein Priester in deinem Tempel, o großer Set, nicht sein Hierophant, doch aus gutem Grund, da ich dir als Oberzauberer des Schwarzen Ringes von größerem Nutzen sein kann. Meine Zauber zerschmettern jene, die sich weigern, dich anzuerkennen, und mein Rat stärkt Hand und Willen des Königs gegen die Ungläubigen. Bald, ja bald, o großer Set, werden sie durch uns all die Stärke deines Grimmes erfahren. Meine Dienste sind in deinen Augen, o Herr, gewiß nur der geringste, niedrigste Tribut. Du hast meiner Tage und Nächte auf dieser Welt viele gemacht. Du hast mir Macht über Menschen und Dämonen verliehen; und mehr noch, du hast mir Wissen gewährt und einen Einblick in die Geheimnisse deines Wesens. Und in dieser Nacht hast du dich deinem unterwürfigsten Sklaven offenbart. Was mehr könnte ich mir wünschen? Was, o großer Set, erlaubst du mir dafür für dich zu tun?«
    »Erhebe dich, Mensch! Sieh mich an! Höre!«
    Tothapis stand auf und blieb steif, die Arme ausgestreckt, mit den Handflächen nach unten, stehen. Der gewaltige Reptilschädel stieß ein wenig vor, die Zunge schnellte ein Stück zwischen den Fängen heraus, aber die lidlosen Augen blieben unbewegt. »Paß gut auf, was ich sage«, hörte der Zauberer. »Du nennst mich Herr des Universums, doch du weißt, wie unzählig und mannigfaltig die Götter der Erde, der Meere, des Himmels und der Unterwelt sind, wie wenige von ihnen mich als ihren Herrn anerkennen, und wie viele ihrer Anhänger in mir nichts als einen Teufel sehen. Mitra, der Sonnengott, ist mein mächtigster Rivale, am liebsten würde er mich, wenn
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