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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien
Autoren: Robert E. Howard
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Ungewißheit, ob ihm noch Zeit genug blieb, war fast unerträglich. Seine Hand, die er schier unmöglich verdrehen mußte, um mit dem Klingenstumpf an das Lederband heranzukommen, schmerzte und wurde allmählich taub. Die uralte Klinge war dünn und spröde, eine hastige Bewegung mochte sie völlig nutzlos machen, was dann? Mit zusammengebissenen Zähnen und aller Vorsicht sägte er auf und ab. Der Gestank der formlosen Kreatur wurde noch schlimmer und die saugenden, platschenden Geräusche lauter.
    Da spürte Conan, wie das Lederband nachgab. Sofort warf er sich mit aller Anstrengung gegen die magnetische Kraft, die ihn gefangenhielt. Das Band löste sich aus den Ösen im Kettenhemd, bis eine Seite ganz offen war. Der Cimmerier zog Schulter und Arm heraus, gerade als er einen leichten Schlag auf den Kopf spürte. Der Gestank wurde unerträglich. Und nun schob die Kreatur von allen Seiten an seinem Helm.
    Conan wurde bewußt, daß ein gallertiger Tentakel den Helm erreicht hatte und in seiner Suche nach Fleisch darüberstrich. Jeden Augenblick würde der säurehaltige Schleim über sein Gesicht gleiten.
    Hastig riß er den Arm aus dem Ärmel der noch geschlossenen Seite des Kettenhemds. Mit der freien Hand schnallte er den Schwertgürtel ab und öffnete das Kinnband des Helmes. Dann zwängte er sich aus der tödlichen Hülle seiner Rüstung und ließ Tulwar, Helm und Kettenhemd an der Säule zurück.
    Er taumelte ein paar Schritte davon weg, ehe er auf zitternden Beinen stehenblieb. Flüchtig sah er die vom Mondschein erhellte Welt wie durch dichten weißen Nebel hindurch.
    Dann hatte er sich wieder gefaßt und drehte sich um. Das Gallertwesen umschlang gerade den Helm. Offenbar verwirrt schickte es weitere Tentakel auf seiner Suche nach Fleisch die Säule hinab. Sie schwabbelten in dem wässerigen Licht.
    Von unten am Hang ertönte immer noch das aufreizende Flöten. Feng saß mit überkreuzten Beinen im Gras und war mit verzücktem Blick völlig in sein Blasen vertieft.
    Conan riß den Knoten des Seidenschals auf und schleuderte den Knebel von sich. Er sprang wie ein Panther mit einem Satz den Hang hinunter und warf sich mit ausgestreckten Händen auf den kleinen Herzog. Ineinander verschlungen rollten die beiden den Rest des Hanges hinunter. Ein Schlag gegen die Schläfe beendete die verzweifelte Gegenwehr des Khitans. Conan tastete in Fengs weiten Ärmeln herum und brachte schließlich die Elfenbeinröhre mit dem Dokument zum Vorschein.
    Mit grimmigem Gesicht zerrte er Feng hinter sich her den Hang hoch. Als er die fast ebene Kuppe um den Fuß des Monolithen erreichte, schwang er den kleinen Herzog hoch durch die Luft. Der Khitan bemerkte, was der Cimmerier beabsichtigte und stieß einen schrillen Schrei aus. Aber Conan achtete nicht darauf und schleuderte ihn zum Schaft. Feng prallte dagegen und sackte bewußtlos daneben zu Boden.
    Der Herzog spürte die schleimige Berührung des Gallertwesens nicht mehr, als die Tentakel über sein Gesicht glitten. Conan blieb noch einen Augenblick lang und beobachtete mit verkniffener Miene, wie Fengs Züge unter der schwabbeligen Gallertmasse verschwammen. Und dann lösten sich Haut und Fleisch auf und der Schädel mit gräßlich grinsenden Zähnen kam zum Vorschein. Das formlose Wesen nahm bei seinem grausigen Mahl allmählich einen rosigen Farbton an.
     
     
    5
     
    Mit steifen Beinen schritt Conan zum Lager zurück. Hinter ihm hob der Monolith sich, in lodernde Flammen gehüllt, vom Himmel ab.
    Es hatte nur kurze Augenblicke gebraucht, mit trockenem Reisig, Feuerstein und Stahl ein Feuer zu machen. Mit grimmiger Zufriedenheit hatte Conan zugesehen, wie die ölige Oberfläche des schleimigen Ungeheuers sich entzündete und es sich in stummen Qualen wand. Mögen sie beide verbrennen, dachte er, die halbverdaute Leiche des verräterischen Hundes und sein niedliches Tierchen, das ihm hätte zu Diensten sein sollen!
    Als Conan sich dem Lager näherte, bemerkte er, daß noch nicht alle seiner Männer sich zur Ruhe begeben hatten. Einige starrten neugierig auf die fernen Flammen. Kaum entdeckten sie ihn, riefen sie ihm entgegen: »Wo seid Ihr gewesen, Hauptmann? Was bedeutet dieses Feuer? Wo ist der Herzog?«
    »He, ihr blöde glotzenden Affen!« brüllte der Cimmerier statt einer Antwort, während er ans Lagerfeuer trat. »Gafft nicht! Weckt die Männer auf und sattelt die Pferde! Die Jagakopfjäger spürten uns auf, sie werden jeden Moment hier sein. Den Herzog haben sie
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