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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Autoren: Peter F. Hamilton
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Seite gewirbelt worden. Er hatte das Gleichgewicht verloren und taumelte auf dem schiefen Boden nach hinten, während Energiewirbel in seinem Schutzschirm tanzten und in den Holzboden abgeleitet wurden. Dann krachte das Gewicht des Baums herab. Angreifer, Boden und der Leichnam des Agenten verschwanden unter einer wirbelnden Masse aus Flammen, die den Rest des Treetops unter sich begrub. Alic spürte, wie der Boden unter ihm wegsackte und er durch die Luft segelte, während er hilflos mit Armen und Beinen ruderte. Er prallte heftig auf dem Waldboden auf. Der Schutzschirm dehnte sich unter ihm wie ein kratziges Kissen und absorbierte einen Teil der Wucht; trotzdem spürte er, wie einige seiner Rippen brachen. Er übergab sich. Neben ihm landete der Kopf des Agenten auf dem feuchten Erdreich. Die verbrannte Haut schälte sich von den geschwärzten Knochen. Trotz aller Schmerzen und der Übelkeit besaß Alic die Geistesgegenwart, die Hand auszustrecken und ihn zu packen. Er hatte das widerliche Etwas in die Armbeuge geklemmt, als einer der Angreifer über ihm erschien.
    »Jim?«
    »Ich fürchte nein, Chief«, sagte Tarlo mit einer Stimme, die das Chaos mühelos durchdrang. Er senkte den Plasmakarabiner, und die Mündung kam fünf Zentimeter vor Alics Gesicht zur Ruhe.
    »Fick dich, Verräter!«, schnarrte Alic.
    Eine Granate explodierte unmittelbar neben ihm, und beide wurden mitsamt einer Wolke aus Erdreich, Steinen und Baumsplittern durch die Luft gewirbelt. Zwei Meter über dem Boden krachte Alic gegen einen Baumstamm und fiel wie vom Blitz getroffen herab. Sein Schutzschild flackerte am Rand des Zusammenbruchs, und überhitzte Luft zischte unerträglich über seine verletzte Haut. Der grüne Text seiner virtuellen Sicht verwandelte sich in ein bedeutungsloses Buchstabengewirr vor einem orangefarbenen Inferno. Durch einen Nebel aus Schmerz entdeckte er den Klumpen, der der Kopf des Agenten war. Er rollte über den dampfenden Boden von ihm weg.
    Tarlo ging darauf zu. Alic versuchte aufzustehen. Seine linke Seite war vollkommen taub. »Yan! Jim! Irgendjemand muss ihn aufhalten!«
    Tarlo hob den Kopf vom Boden auf. Aus seinem Jetpack schossen zwei nahezu unsichtbare blaue Flammenzungen, und er stieg in das brennende Inferno hinauf, das sich durch das Blätterdach des Dschungels fraß. Eine Kaskade von riesigen blauen und weißen Funken schoss hinter ihm herab.
    »Vic, schießen Sie ihn ab! Schießen Sie den Dreckskerl vom Himmel, verdammt! Lassen Sie ihn nicht damit verschwinden! Er hat das Memorycell Insert des Agenten! Vic, es ist Tarlo! Vic?« Seine Stimme wurde zu einem Wimmern. Er rollte sich auf den Rücken und richtete seine Pistole auf die herabregnenden Funken am Himmel, dort, wo Tarlo verschwunden war, bereit zu feuern. Doch er hielt keine Pistole mehr; seine Hand war leer, die Haut zerrissen und blutig, zwei Finger nach hinten gebogen, wo die Knochen gebrochen waren. »Ich finde dich!«, rasselte er den schwärmenden Funken hinterher, als die Hitze ihn umfing. »Ich finde dich, du verdammter Bastard!«

    Mellanie war bereits bis in den dritten Stock der Saffron Clinic vorgedrungen, als ihr auffiel, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Schnüffelprogramme, die sie so vorsichtig in die Arrays der beiden unteren Stockwerke eingeschleust hatte, antworteten nicht länger. Das gesamte Netz auf diesen Etagen schien ausgefallen zu sein.
    Sie blieb stehen und analysierte die winzige Menge an Daten, auf die sie noch zugreifen konnte. Bisher hatte sie lediglich drei Arrays auf dieser Etage infiltriert, und ihre Programme lieferten überhaupt nichts. Das Netz der Klinik hatte außerdem keinerlei Alarm ausgelöst, was für sich genommen höchst eigenartig war. Die Management-Routinen mussten den Ausfall bemerkt haben. Nicht, dass Mellanie auf sie hätte zurückgreifen können.
    Bisher war sie nur zwei Mitgliedern des Personals in der Spätschicht begegnet, Technikern, die in konzentrierte Unterhaltung vertieft gewesen waren und Mellanie nicht beachtet hatten. Die Pflegeruniform, die sie angezogen hatte, wirkte wie ein Tarnanzug. Niemand außer ihr war im Korridor. Sie schlich durch den Gang, unsicher, wie sie weiter vorgehen sollte. Eines der Zimmer, die sie suchte, befand sich vor ihr am anderen Ende, keine dreißig Meter entfernt.
    Sektionen des Netzes auf der Etage fielen aus. »Verdammt!«, zischte Mellanie. Offensichtlich infiltrierte jemand anderes die Elektronik der Klinik, und er war ein ganzes Stück besser darin
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