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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Autoren: Peter F. Hamilton
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als sie selbst. Die gesamte Klinik wurde abgeschaltet, ein Prozessor nach dem anderen, unaufhaltsam.
    Drei Meter hinter ihr befand sich ein Treppenhaus. Mellanie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick zur Nicholas Suite am anderen Ende. So nah vor dem Ziel … einer der verschwundenen Anwälte befand sich in diesem Zimmer am Ende des Gangs. Doch möglicherweise schlichen erneut Schergen von Alessandra durch das Gebäude, und wenn sie wussten, dass Mellanie hier war, dann hatten sie auch die Anwälte bereits gewarnt.
    Aber warum sollte jemand, der für die Barron arbeitet, durch die Klinik schleichen müssen? Sie stecken doch alle unter einer Decke?
    Mellanie eilte zum Treppenhaus zurück. Sie drückte den Schließmechanismus herunter. Es gab keinen Alarm. Die Schaltungen ringsum waren ausnahmslos tot und ohne Strom. Die Tür schwang auf – und Mellanies Sensoren meldeten augenblicklich eine gewaltige Quelle elektromagnetischer Energie im Treppenhaus. Mellanie gab ein erschrockenes Stöhnen von sich, als eine Gestalt in einem Kampfanzug eine Waffe auf ihre Stirn richtete.
    »Keine Bewegung«, sagte die Gestalt leise. Die Stimme war männlich. »Versuchen Sie nicht, um Hilfe zu rufen oder irgendjemanden zu warnen, dass wir hier sind.«
    Mellanie presste einige Tränen hervor – es fiel ihr nicht weiter schwer. »Bitte nicht schießen!« Ihre Beine zitterten. Eine zweite Gestalt im Kampfanzug erschien neben der ersten, rasch gefolgt von fünf weiteren.
    Wenn sie zu Alessandra gehören, dann geht sie diesmal wirklich kein Risiko ein.
    »Drehen Sie sich um«, sagte der erste Mann. »Legen Sie die Hände hinter den Kopf, und kreuzen Sie die Handgelenke.«
    Die Männer in den Kampfanzügen bewegten sich durch den Korridor. Mellanie hatte nicht gewusst, dass sich Männer in so sperrigen, schweren Anzügen so lautlos voranbewegen konnten. Dann spannte sich eine dünne Plastikfessel um ihre Handgelenke.
    »Autsch!«
    »Still, oder ich benutze einen Nervejam-Puls.«
    Mellanie war einigermaßen sicher, dass ihre Inserts den Puls abwehren konnten, doch dazu hätte sie sie aktivieren müssen – und selbst wenn sie es in der richtigen Reihenfolge tat, was dann? »Entschuldigung«, flüsterte sie.
    »Los, hier hinein.« Sie wurde unsanft ins Treppenhaus gezerrt.
    »Name?«
    »Äh … Lalage Vere. Ich bin Pflegerin in der dermatologischen Abteilung.« Sie spürte, wie etwas gegen ihre Hand gedrückt wurde.
    »Der Name steht in den Dateien, aber die gespeicherte Biometrik passt nicht.«
    »Kann sie auch nicht«, sagte eine weibliche Stimme.
    Mellanie wusste, zu wem sie gehörte. Während sie einen Seufzer größter Erleichterung ausstieß, zuckte sie gleichzeitig unwillkürlich zusammen. Ein schwerer Handschuh legte sich auf ihre Schulter und drehte sie um. Es befanden sich ungefähr zehn weitere Personen in Kampfanzügen im Treppenhaus, eine von ihnen deutlich kleiner als die anderen. »Guten Abend, Mellanie«, sagte die kleine Gestalt im Kampfanzug.
    »Oh, guten Abend, Investigator Myo. Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen.« Es war nur gespielt. Sie versuchte, nicht missmutig zu reagieren, weil Paula ihre Verkleidung so rasch durchschaut hatte.
    »Wir haben den Hausmeister unten gefunden«, sagte Paula. »Er war im Umkleideraum an einen Spind gefesselt – nicht, dass das nötig gewesen wäre. Er hat so viele Narkotika im Blut, dass er nicht einmal weiß, in welchem Universum er sich befindet.«
    »Tatsächlich? Und Leute wie er dürfen hier arbeiten? Ich bin erstaunt.«
    »Ich bin mehr an dem Grund interessiert, aus dem Sie hier sind, Mellanie.«
    »Die Arbeit als Reporterin wurde in letzter Zeit ein wenig hektisch. Ich dachte mir, ich wechsle den Beruf; das ist alles.«
    »Mellanie, heute Nacht stehen Menschenleben auf dem Spiel. Eine Menge Menschenleben. Ich frage Sie noch ein einziges Mal: Warum sind Sie hier?«
    Mellanie seufzte. Es gab keinen Ausweg. »Ich habe die verschwundenen Anwälte aufgespürt. In Ordnung? Das ist doch kein Verbrechen, oder? Sie sind die Kriminellen, nicht ich, und wir wissen beide, dass sie das Gesetz gebrochen haben.«
    »Sie meinen Seaton, Daltra und Pomanskie?«
    »Ja.«
    »Sie sind hier?«
    »Meine Güte, ja, das habe ich doch gerade gesagt!«
    »Wann sind sie hier eingetroffen?«
    »Wussten Sie das etwa nicht?«, fragte Mellanie selbstgefällig. »Sie befinden sich mehr oder weniger seit ihrem Untertauchen und Verschwinden aus New York in Behandlung.«
    »Was für eine Behandlung?
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