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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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Inspektorin ist und in Pavia arbeitet. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Hat sie einen Antrag auf Versetzung gestellt?«
    »Warum sollte sie?«
    »Mimi, überleg doch mal. Wenn ihr euch vermählt habt, was macht ihr dann? Bleibst du in Vigàta, und Rebecca bleibt in Pavia?«
    »Jetzt hör doch mal auf! Sie heißt Rachele. Nein, sie hat keinen Antrag auf Versetzung gestellt. Das wäre zu früh.«
    »Na ja, früher oder später muss sie ihn doch stellen.« Mimi holte Luft, als wollte er den Atem anhalten. »Ich glaube nicht, dass sie das tun wird.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir beschlossen haben, dass ich den Antrag auf Versetzung stellen werde.«
    Montalbanos Augen verwandelten sich in die Augen einer Schlange: starr und eiskalt.
    Jetzt kommt aus seinem Mund gleich eine gespaltene Zunge zum Vorschein, dachte Mimi und fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    »Mimi, du bist wirklich hundsgemein. Als du gestern Abend bei mir warst, hast du mir nur die halbe Wahrheit erzählt. Du hast von der Heirat geredet, aber nicht von der Versetzung. Die für mich viel wichtiger ist. Und das weißt du ganz genau.«
    »Ich schwöre dir, dass ich es gesagt hätte, Salvo! Wenn du nicht so reagiert und mich fix und fertig gemacht hättest …«
    »Mimi, schau mich an und sag mir die ganze Wahrheit: Hast du den Antrag schon gestellt?«
    »Ja. Ich hatte ihn gestellt, aber -«
    »Und was hat Bonetti-Alderighi gesagt?«
    »Dass das ein bisschen dauern würde. Und er hat auch gesagt, dass -   Ach nichts.«
    »Red schon.«
    »Er hat gesagt, dass er froh ist. Dass es auch langsam Zeit wird, dass er sich auflöst, dieser - wie er sagt - blasierte Klüngel, der das Kommissariat von Vigàta ist.«
    »Und du?«
    »Na ja -«
    »Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Ich habe den Antrag, der auf seinem Schreibtisch lag, wieder an mich genommen. Ich habe ihm gesagt, dass ich noch mal darüber nachdenken wollte.«
    Montalbano schwieg eine Weile. Mimi sah aus, als wäre er gerade aus der Dusche gekommen. Dann zeigte der Commissario Augello den Stapel, den Catarella ihm gebracht hatte.
    »Das alles war im Computer von Nenè Sanfilippo. Ein Roman und viele Briefe, Liebesbriefe, wenn man so sagen will. Wer ist besser geeignet als du, das Zeug zu lesen?«
     

Vier
    Fazio rief an, um Montalbano den Namen des Fahrers mitzuteilen, der den Bus von Vigàta nach Tindari und zurück gefahren hatte: Er hieß Tortorici Filippo, Sohn des verstorbenen Gioacchino und von - Er unterbrach sich rechtzeitig, sogar durch das Telefonkabel hatte er den wachsenden Unmut des Commissario gespürt. Er fügte hinzu, der Fahrer sei im Dienst, aber Signor Malaspina, mit dem er gerade die Liste der Ausflügler zusammenstelle, habe ihm zugesichert, er werde ihn, wenn er zurück sei, sofort ins Kommissariat schicken, gegen drei Uhr nachmittags. Montalbano sah auf die Uhr, er hatte zwei Stunden frei. Automatisch machte er sich auf den Weg zur Trattoria San Calogero. Der Wirt setzte ihm einen antipasto di mare vor, und plötzlich hatte der Commissario ein Gefühl, als ob ihm eine Zange den Magen zuklemmen würde. Essen war unmöglich, beim Anblick der calamaretti, der purpitelli, der vongole wurde ihm richtig übel. Er stand schnell wieder auf. Calogero, der Kellner und Wirt, stürzte alarmiert herbei. »Dottore, che fu, was ist los?«
    »Nichts, Calò, ich habe keine Lust mehr zu essen.«
    »Beleidigen Sie diesen antipasto nicht, das ist alles ganz frisch!«
    »Ich weiß. Und ich bitte ihn um Verzeihung.«
    »Fühlen Sie sich nicht gut?«
    Eine Ausrede fiel ihm ein. »Ach, was soll ich sagen, ich habe ein bisschen Schüttelfrost, vielleicht bekomme ich eine Grippe.«
    Er ging, und diesmal wusste er, wohin er sich auf den Weg machte. Zum Leuchtturm, um sich auf den flachen Felsen zu setzen, der zu einer Art Klagefelsen geworden war. Auch am Tag zuvor hatte er sich dort hingesetzt, als er sich an seinen Genossen von 68 erinnerte, wie hieß der noch mal, er wusste es nicht mehr. Der Klagefelsen. Und dort hatte er auch wirklich geweint, ein befreiendes Weinen, als er erfahren hatte, dass sein Vater im Sterben lag. Jetzt kehrte er hierher zurück, wegen der Ankündigung eines Endes, dessentwegen er keine Tränen vergießen würde, das ihn jedoch tief schmerzte. Ein Ende, ja, das war nicht übertrieben. Es spielte keine Rolle, dass Mimi den Antrag auf Versetzung zurückgezogen hatte, Tatsache war, dass er ihn gestellt hatte.
    Bonetti-Alderighi war bekanntlich ein Schwachkopf, und
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