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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Autoren: Andrea Camilleri
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Fieselarbeit fertig waren und wieder abfuhren.
    »Und was machen wir jetzt?«, wollte Gallo wissen, dem diese Frage anscheinend nicht mehr aus dem Kopf ging.
    »Du machst die Tür zu, und wir fahren nach Vigàta zurück. Mir ist schon ganz schlecht vor Hunger«, sagte der Commissario.
    Adelina, seine Haushälterin, hatte ihm eine wahre Delikatesse in den Kühlschrank gestellt: salsa corallina, eine Sauce aus Langusteneiern und Seeigeln, mit der man Spaghetti anrichtet. Er stellte Wasser auf, und während er darauf wartete, dass es kochte, rief er seinen Freund Nicolò Zito an, der Journalist bei »Retelibera« war, einem der beiden privaten Fernsehsender, die ihren Sitz in Montelusa hatten. Der andere Sender, »Televigàta«, für dessen Nachrichten Galluzzos Schwager verantwortlich war, neigte zur Regierungsfreundlichkeit, welche Regierung auch immer dran war. Deshalb hätten sich die beiden lokalen Sender - bei der Regierung, die momentan an der Macht war, und weil »Retelibera« von jeher linksorientiert war - ohne den blitzgescheiten, an Haaren und Gedanken roten Nicolò Zito mit seiner spitzen Zunge bis zur Langeweile geähnelt.
    »Nicolò? Ich bin's, Montalbano. Es wurde ein Mord verübt, aber -«
    »- aber ich darf nicht sagen, dass ich diese Information von dir habe.«
    »Ein anonymer Anruf. Eine Frau hat heute Morgen in Montelusa in der Questura angerufen und gesagt, dass in einer kleinen Villa in der Contrada Tre Fontane ein Mord begangen wurde. Es stimmte, eine schöne, nackte junge Frau.«
    »Minchia!«
    »Sie hieß Michela Licalzi.«
    »Hast du ein Foto von ihr?«
    »Nein. Der Mörder hat ihre Handtasche und ihre Kleider mitgenommen.«
    »Warum denn das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Woher wisst ihr dann, dass es Michela Licalzi ist? Hat sie jemand identifiziert?«
    »Nein. Wir versuchen ihren Mann zu erreichen, er lebt in Bologna.«
    Zito fragte ihn nach weiteren Details, und Montalbano nannte sie ihm.
    Das Wasser kochte, er warf die pasta hinein. Das Telefon klingelte, er zögerte einen Augenblick, unschlüssig, ob er abnehmen sollte oder nicht. Er befürchtete ein langes Gespräch, das er vielleicht nicht einfach abbrechen konnte und das die richtige Konsistenz der pasta gefährden würde.
    Es wäre katastrophal gewesen, die salsa corallina an einen Teller zerkochter Spaghetti zu vergeuden. Er beschloss, nicht dranzugehen. Und damit das Geklingel nicht die innere Unbeschwertheit störte, die unabdingbar war, um die salsetta mit allen Sinnen zu genießen, zog er sogar den Telefonstecker aus der Wand.
    Eine Stunde später steckte er, mit sich zufrieden und bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen, das Telefon wieder an. Er musste gleich den Hörer abnehmen.
    »Pronto.«
    »Pronti, Dottori? Sind Sie es wirklich selber?«
    »Ich bin's wirklich selber, Catare. Was gibt's?«
    »Der Giudice Tolomeo hat nämlich angerufen.«
    »Tommaseo, Catare, aber ist schon in Ordnung. Was wollte er?«
    »Persönlich mit Ihnen selber reden. Er hat bestimmt mindestens viermal angerufen. Er sagt, dass Sie ihn persönlich selber anrufen sollen.«
    »In Ordnung.«
    »Ah, Dottori, ich muss Ihnen was furchtbar Wichtiges mitteilen. Von der Quistura in Montilusa hat mich der Dottori Commissario angerufen, der Tontona heißt.«
    »Tortona.«
    »Dann halt so. Jedenfalls der. Er sagt, dass ich einen Datumsverarbeitungskurs machen soll. Wie finden Sie das?«
    »Ich freu mich, Catare. Mach den Kurs, so kannst du dich spezialisieren. Du bist der richtige Mann für einen Datumsverarbeitungskurs.«
    »Grazii, Dottori.«
    » Pronto, Dottor Tommaseo? Hier ist Montalbano.«
    »Commissario, ich versuche schon so lange, Sie zu erreichen!«
    »Tut mir Leid, ich hatte viel zu tun. Erinnern Sie sich an die Ermittlungen wegen der Wasserleiche von vor einer Woche? Ich meine, ich habe Sie vorschriftsmäßig informiert.«
    »Hat sich da etwas Neues ergeben?«
    »Nein, absolut nichts.«
    Montalbano spürte, wie der andere verwirrt schwieg, der eben beendete Dialog ergab keinen Sinn. Wie er vorausgesehen hatte, hielt sich der Giudice nicht weiter dabei auf.
    »Ich wollte Ihnen sagen, dass ich in Bologna den Witwer, Dottor Licalzi, ausfindig gemacht und ihm mit dem gebotenen Takt die Todesnachricht überbracht habe.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Tja, wie soll ich sagen? Merkwürdig. Er hat nicht mal gefragt, wie seine Frau, die ja schließlich blutjung war, gestorben ist. Er muss ein kalter Typ sein, er hat sich praktisch nichts anmerken
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