Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
sicher behaupten, daß es sich um eine Frau handelte? Sie selbst haben mir doch eben erst die eher weitläufigen sexuellen Vorlieben des seligen Ingegnere geschildert.«
    »Ich komme noch zu dem Punkt, warum ich mir dessen so sicher bin. Nun, die Frau verliert den Kopf, kaum daß sie begriffen hat, daß ihr Geliebter tot ist, weiß nicht, was sie tun soll, dreht fast durch, verliert sogar die Halskette, die sie trug, und merkt es noch nicht einmal. Nachdem sie sich wieder beruhigt hat, sieht sie nur einen einzigen Ausweg, nämlich Rizzo anzurufen, Luparellos Schatten, und ihn um Hilfe zu bitten. Rizzo erklärt ihr, sie solle unverzüglich das Haus verlassen, und überredet sie, den Schlüssel an einer bestimmten Stelle zu verstecken, damit er in das Haus kann. Er verspricht ihr, er werde sich um alles kümmern, niemand werde je von diesem Stelldichein erfahren, das auf so tragische Weise geendet hatte. Beruhigt verschwindet die Frau von der Bildfläche.«
    »Wie, verschwindet von der Bildfläche? War es denn nicht eine Frau, die Luparello zur Mànnara brachte?«
    »Ja und nein. Lassen Sie mich fortfahren. Rizzo eilt ans Capo Massaria, kleidet die Leiche in aller Eile an, beabsichtigt, den Toten von dort wegzuschaffen und dafür zu sorgen, daß er an einem weniger kompromittierenden Ort gefunden wird. Dann sieht er jedoch die Halskette auf dem Boden liegen und entdeckt im Schrank die Kleider der Frau, die ihn angerufen hat. Da begreift er, daß dies sein Glückstag werden könnte.«
    »Inwiefern?«
    »Insofern, als er nun in der Lage ist, alle, politische Freunde wie Feinde, mit dem Rücken an die Wand zu drängen und dadurch die Nummer eins in der Partei zu werden. Die Frau, die ihn angerufen hat, heißt Ingrid Sjostrom, eine Schwedin. Sie ist die Gattin des Sohnes von Dottor Cardamone, dem offensichtlichen LuparelloNachfolger, eines Mannes, der mit Rizzo sicherlich nichts zu tun haben wollte. Nun, Sie werden verstehen, ein Anruf ist eine Sache, eine andere aber ist der untrügliche Beweis, daß die Sjostrom Luparellos Geliebte war. Aber es gilt, noch ein paar weitere Dinge zu regeln. Rizzo ist klar, daß die Parteifreunde sich auf das politische Erbe Luparellos stürzen werden. Um sie auszuschalten, muß er einzig und allein dafür sorgen, daß sie sich schämen müßten, Luparellos Fahne zu schwenken. Der Name des Ingegnere muß also vollkommen in den Schmutz gezogen werden. Da hat Rizzo den gloriosen Einfall, alles so zu arrangieren, daß Luparello an der Mànnara gefunden wird. Und warum nicht alle glauben machen, daß es eben jene Ingrid Sjostrom war, die mit Luparello an die Mànnara fuhr? Schließlich war diese Ausländerin mit nicht gerade klösterlichem Lebensstil ständig auf der Suche nach Abenteuern! Sollte die Inszenierung klappen, wäre Cardamone in seiner Hand. Er ruft zwei seiner Männer an, die, wie wir wissen, ohne es beweisen zu können, im Billigfleischgewerbe tätig sind. Einer der beiden heißt Angelo Nicotra, ein Homosexueller, in einschlägigen Kreisen besser bekannt unter dem Namen Marilyn.«
    »Wie haben Sie denn den Namen herausbekommen?«
    »Den hat mir einer meiner Informanten genannt, dem ich blindlings vertraue. In gewisser Weise sind wir Freunde.«
    »Gegè? Ihr alter Schulfreund?«
    Montalbano starrte den Polizeipräsidenten mit offenem Mund an.
    »Warum schauen Sie mich so an? Auch ich bin ein Bulle. Erzählen Sie nur weiter.«
    »Als seine Leute eintreffen, verlangt Rizzo von Marilyn, sich als Frau zu verkleiden. Er legt ihm die Halskette um und trägt ihm auf, den Leichnam über eine unwegsame Strecke, nämlich durch das ausgetrocknete Flußbett hinunter an die Mànnara zu schaffen.«
    »Was bezweckte er damit?«
    »Ein weiterer Beweis gegen die Sjostrom. Sie ist Rennfahrerin, und diesen Weg, den weiß sie sehr wohl zu fahren.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Ich saß mit im Auto, als ich sie das Flußbett hinunterfahren ließ.«
    »O Gott«, stöhnte der Polizeipräsident. »Haben Sie sie dazu gezwungen?«
    »Nicht im Traum! Sie war vollkommen einverstanden.«
    »Würden Sie mir freundlicherweise sagen, wie viele Leute Sie da mit hineingezogen haben? Ist Ihnen klar, daß Sie da mit Dynamit spielen?«
    »Das Ganze endet in einer Seifenblase, glauben Sie mir. Also, während die beiden mit dem Toten wegfahren, kehrt Rizzo, nun im Besitz von Luparellos Schlüsseln, nach Montelusa zurück. Es ist ihm ein leichtes, sich die geheimen Unterlagen des Ingegnere anzueignen, die ihn am meisten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher