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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Autoren: Yasmina Khadra
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Re-
    gime, das in der Falle saß, so weit zu bringen, daß es bereit war zu verhandeln, um Gnade vor den
    Augen des Volks zu finden, daß es seine proletari-
    schen Prinzipien fallenließ, wichtige Konzessionen
    machte …“
    „Schon verrückt, wie unverbesserlich die Rei-
    chen sind“, spottet Kaak.
    „Warten Sie ab, wie es weitergeht, ich bin noch
    nicht fertig. Jetzt, wo die Privatisierung, das zentrale Zugeständnis des Regimes, gelaufen ist, braucht
    Dahmane Faïd keine Strohmänner mehr. Er macht
    sich daran, seine verborgenen Schätze einzusam-
    meln, um unter eigenem Namen ein Imperium auf-
    zubauen. Und so beginnt der Niedergang des Ab-
    derrahmane Kaak, der sein Fassadenreich im sel-
    ben Maße, in dem Faïds Appetit wächst, wegbrö-
    ckeln sieht. Als er 75 Prozent der Raha-Kette und
    35 Prozent von DZ-Tours verkaufen muß, damit
    Dahmane sich den Stahlkomplex von Zitouna leis-
    ten kann, gerät Abderrahmane in Panik. Wenn das
    in dem Tempo so weitergeht, dauert es nicht mehr
    lange und er findet sich auf der Hafenmole wieder.
    ‚Zum Teufel!’ hat er sich da gesagt. ‚Ich bin
    Strohmann, na und? Auf dem Papier, offiziell, ad-
    ministrativ, juristisch, bin ich der Besitzer! Es ge-nügt, DF abzuschütteln, und das Spiel ist gewon-
    170
    nen …’ Und hier haben Sie eine wirklich bemer-
    kenswerte Intelligenz an den Tag gelegt, Monsieur
    Kaak, um Dahmane Faïd nach allen Regeln der
    Kunst aus dem Weg zu räumen. Ohne sich die
    Hände schmutzig zu machen. Ohne sich zu kom-
    promittieren … Da DF bis zum Hals in der Serie
    der Bombenattentate steckt, warum ihn nicht ein-
    fach denunzieren? Sie sind Insider. Sie sind bestens über alles informiert, was ausgeheckt wird. Sie
    haben sich sofort darangemacht, alles auszuspio-
    nieren und aufzuzeichnen, zu filmen und zu foto-
    kopieren, bis zu dem Tag, an dem Sie mehr als
    genug Beweismaterial zusammenhatten, um DF
    ans Messer zu liefern. Als nächstes entwerfen Sie
    ein wirklich geniales Szenario, in dessen Mittel-
    punkt Sie Ben Ouda stellen, einen abgehalfterten
    Diplomaten, einen Intellektuellen von größter Nai-
    vität, einen Lichtjäger, der sich mit Freuden der
    Krux des Rampenlichts unterzieht, nur um dem
    Schattendasein zu entfliehen. Es gibt nichts, was er für einen Bestseller nicht getan hätte, der Ben. Er war die ideale Besetzung für die Rolle des Trottels.“
    Ich merke, daß meine Zigarre endgültig erlo-
    schen ist. Ich höre Abderrahmane nicht mehr at-
    men. Einen Moment lang glaube ich schon, er sei
    fort. Ich richte mich ein wenig auf, um hinüberzu-
    sehen. Kaak ist nicht fort. Da sitzt er, mit dem Glas in der Hand, und starrt aufs Meer wie ein Kind in
    ein Aquarium.
    Ich sage zu ihm: „Sie sind zu Ben gegangen und
    haben ihn mit Ihren Dokumenten fasziniert. Dann
    haben Sie es fertiggebracht, ihn Dahmane Faïd

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    gegenüber als potentielle Gefahr Nummer eins
    darzustellen. Dieser beißt an, das Programm läuft
    ab, und die Sache eskaliert auf gräßliche Weise.“
    Abderrahmane stellt sein Glas ab und rutscht zur
    Stuhlkante vor.
    Nach einer Ewigkeit dreht er sich um.
    Er ist um Jahre gealtert!
    Er starrt mich sonderbar an. Ich habe den Ein-
    druck, daß sein Blick durch mich hindurchgeht, um
    ich weiß nicht wo ich weiß nicht was zu finden, um
    meiner Geschichte etwas entgegenzusetzen; doch
    er kommt unverrichteter Dinge zurück und flüchtet
    sich in die Betrachtung seiner Hände.
    „Sie hätten nicht mit der Kinokasse durchbrennen
    sollen, Monsieur Kaak. Das war eine ganz schlech-
    te Idee.“
    Er wackelt mit dem Kopf.
    Ich vertraue ihm an: „Von Anfang an habe ich
    mich gefragt, wem die Ausschaltung von Dahmane
    Faïd wohl am meisten brächte: einem karrieresüch-
    tigen Spitzel? Einem unersättlichen Rivalen? Ei-
    nem ungeduldigen Erben …? Niemand war besser
    plaziert als sein wichtigster Strohmann. Das war
    sonnenklar. Es stach in die Augen.“
    Seine Fäuste ballen sich, tauchen ein in den wo-
    genden Faltenwurf seines Gewandes. Sein Atem
    wird lauter, schneller, erinnert an das Zischen eines rissigen Dampfkessels.
    „Der vorläufige Gewahrsam hatte den Zweck,
    den Geheimdienstlern zu erlauben, dieses Haus mit
    Wanzen zu spicken. Ich habe von Ihren Methoden
    gelernt. Ihre Telefongespräche sind hier aufge-
    zeichnet“ – ich wedle mit einer Kassette unter sei-
    172
    ner Nase herum –, „einschließlich des Gesprächs
    mit dem Bosco und dem Treffen, das Sie mit ihm
    im Haus Nummer 9 in der Cité du Beau Plaisir
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