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Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Titel: Commander Scott 09 - Der Psi-Spion
Autoren: Gregory Kern
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von Kollegen.
    Scott fluchte unterdrückt vor sich hin, während er die Lebensläufe der sieben Patienten studierte. Langweiligeres als diese Aneinanderreihung von emsig absolvierten Studienjahren, eifrig errungenen Diplomen und geduldig erklommenen beruflichen Positionen konnte er sich kaum vorstellen. Es handelte sich geradezu um Musterakademiker, die ihrem gewählten Beruf vorbildlich und erfolgreich nachgingen. Keiner hatte sich jemals in zwielichtige Angelegenheiten eingelassen, war jemals in zweifelhafter Gesellschaft gesehen worden. Keiner war süchtig, keiner vorbestraft. Die beiden Scheidungen lagen Jahre zurück und waren längst vergessene Episoden. Alle sieben befanden sich in sicheren sozialen Verhältnissen und kannten keine finanziellen Schwierigkeiten.
    Scott seufzte abgrundtief und faltete die Hände auf der Tischplatte. Anscheinend lieferten die persönlichen Geschichten keinerlei Anhaltspunkte. Falls er jedoch etwas übersehen hatte, bestand die Möglichkeit, daß es Saratow auffiel.
    Der Ingenieur beschäftigte sich mit den Unterlagen über die Berufspraxis der sieben Leute. Er hockte mit gebeugtem Nacken vor dem kleinen Abtaster und wandte die Augen nicht vom Bildschirm. Gelegentlich schüttelte er brummend den Kopf. Scott sah Fotos, Tabellen, Formeln und umfangreiche Texte über die Mattscheibe wandern. Unruhig erhob sich der Commander, streckte seine Glieder und schlenderte einige Schritte im Zimmer auf und ab. Das Spektrum der Berufe, die die Betroffenen ausübten, war einfach zu breit, um den Schluß auf einen organisierten Fall von Wirtschaftsspionage zuzulassen. Jemand konnte sich für neuere Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Kernphysik interessieren und sieh diese Ergebnisse mit unlauteren Mitteln anzueignen versuchen.
    Aber welches Interesse konnte er zugleich an Hirnchirurgie, Biologie und Neurologie haben? Wellington hatte behauptet, daß keine Hinweise auf den Mißbrauch von Drogen oder Hypnose existierten. Dennoch waren diese Leute auf rätselhafte Weise erkrankt, und zwar gleichzeitig, wenn auch an verschiedenen Orten.
    Bloßer Zufall? Nun, die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zufalls hing von drei Faktoren ab - der Gleichartigkeit der Symptomatik und dem Intervallcharakter der Symptome; und Scott schätzte bei selbst grober Kalkulation den Wahrscheinlichkeitsgrad eines derartigen Zufalls nicht höher als eins zu einer Billion ein, womöglich sogar ungünstiger. Ein Zufall dieser Art gehörte in den Bereich des Undenkbaren und war eher eine abstrakte Größe als eine Möglichkeit, mit der man in der Realität wirklich zu rechnen hatte. Aber Scott war Realist.
    Die drei zu berücksichtigenden Faktoren sprachen also nicht für eine Zufälligkeit, sondern vielmehr für einen kausalen Zusammenhang. Gegenwärtig jedoch fehlte jeder erkennbare Sinn. Nichts fügte sich ineinander.
    Scott hörte, wie Saratow das Abtastgerät knackend ausschaltete, und drehte sich um. Der Riese lehnte sich zurück und gähnte furchterregend.
    »Aufschlußreiche Erkenntnisse?« erkundigte sich Scott kurz. Er kannte die Gleichmütigkeit des Ingenieurs und wußte erfahrungsgemäß, daß Saratow ein Mann war, der sich durch nichts und niemand in seiner unerschütterlichen Gefaßtheit stören ließ.
    Wie um Scott zu ärgern, sagte er für eine Weile nichts. Seine stämmigen Fingerkuppen trommelten auf das Gehäuse des Abtasters. Immerhin -er dachte ernsthaft nach. Sein Stirnrunzeln und sein nach innen gekehrter Blick bewiesen es. Scott kam nicht umhin, verhalten zu schmunzeln. Es wäre ihm lieber gewesen, sich diese unvermeidliche Kleinarbeit mit dem sanftmütigen und weniger nervenaufreibenden Professor Luden zu teilen, aber dem Wissenschaftler ermangelte leider der kriminalistische Scharfsinn, den der schwerfällige Ingenieur besaß.
    »Mein Überblick ist teilweise nur allgemeiner Natur«, sagte Saratow schließlich, indem er das Trommeln seiner Finger beendete und aufblickte, »weil ich kein Fachmann für Biologie und dergleichen bin, doch was Kernphysik, Kybernetik und Raumfahrttechnik angeht, kann ich mit Sicherheit feststellen, daß keiner der entsprechenden Leute bisher an umwälzenden Projekten gearbeitet hat. Ihre Tätigkeit beschränkte sich auf die Produktionssphäre und nebensächliche Entwicklungsarbeiten. Etwas allerdings ist verdächtig...«
    Er winkte, und Scott setzte sich wieder an den Tisch. Saratow nahm eine Spule, die er beiseite gelegt hatte, schob sie in den Abtaster, spulte einige
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