Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Commander Scott 09 - Der Psi-Spion

Titel: Commander Scott 09 - Der Psi-Spion
Autoren: Gregory Kern
Vom Netzwerk:
Grunzer aus.
    Scott erhob sich ebenfalls. Wir essen mit dem Professor. In der Zentralhalle.« Er beabsichtigte, mit Wellington nach einige Fragen zu klären und wollte die Möglichkeit wahrnehmen, die ihm das Essen dazu bot.
    Der Schiffsingenieur stutzte und starrte ihn an. »In der Halle? Mit den Verrückten?«
    Die Hand, die Scott bereits auf den Türgriff gelegt hatte, sank herab, und er drehte sich um. »Ingenieur Saratow«, sagte er streng, und diese Anrede war das Zeichen, mit dem er jeden Widerspruch ausschloß, »ich wünsche, daß Sie dieses Wort nicht mehr gebrauchen. Nie mehr.«
     
    *
     
    Das riesige Aquarium hatte auch den übermütigen Saratow stark beeindruckt, und er nutzte die Gelegenheit, um dem Professor und Dr. Li ausführlich von seinen angeblichen mörderischen Kämpfen mit allen möglichen und unmöglichen Tiefseemonstern der Galaxis zu erzählen. Wie üblich legte er seinem Drang zu maßlosen Übertreibungen nicht die geringsten Beschränkungen auf, und das Lächeln der beiden Ärzte wurde in gleichem Maße breiter, wie die Ungeheuer, die er schilderte, immer bizarrere Formen annahmen. Scott hatte alle Mühe, das Gespräch in die von ihm angestrebte Richtung zu lenken.
    »Mein Mitarbeiter war erstaunt, daß die Mahlzeiten gemeinschaftlich stattfinden«, flocht er ein, als Saratow die Beschreibung eines vorgeblichen Hypno-Kraken unterbrach, um kurz Luft zu holen und einen Bissen zu schlucken. »Hat sich diese Praxis bewährt?«
    Saratow räusperte sich. Unter dem Tisch versetzte Scott ihm einen wuchtigen Tritt ans Schienbein und grinste ihm scheinheilig zu. »Diese Problematik, hat dich doch ungemein interessiert, nicht wahr?«
    »Gewiß, brennend«, versicherte Saratow prompt. Mit einem halblauten Knurren widmete er sich der Mahlzeit. Das Essen bestand einheitlich aus nicht zu üppigen Portionen von gegrilltem Fleisch, Gemüsen und vitaminreichen Obstbeigaben. Die einzigen erhältlichen Getränke waren Mineralwasser, Limonade und verschiedene Fruchtsäfte.
    Wellington senkte die Gabel und lehnte sich zurück. »Wir legen erheblichen Wert auf ein vertrauliches Verhältnis zwischen den Patienten und dem Personal«, erklärte er. Scott erlaubte sich ein beifälliges Nicken. Natürlich, Ungezwungenheit und zwischenmenschliche Kontakte konnten sich bei psychisch Erkrankten entscheidend auswirken. Andererseits eigneten sich wohl nicht alle Patienten dafür. Ohne Zweifel ging der Professor bisweilen beachtliche Risiken ein.
    »Bedauerlicherweise können von unseren... äh, sieben Sonderfällen nur zwei am Gemeinschaftsleben teilnehmen«, sagte Dr. Li. »Mr. Henning sitzt dort drüben.«
    Vorsichtig blickte Scott zur Seite und musterte den dunkelblonden, schnurrbärtigen Mann, der an einem Nebentisch saß, mit offensichtlichem Appetit kaute und sich mit seinen Tischnachbarn unterhielt. Auffällig war nichts an ihm, lediglich seine Augen waren tiefbraun umrändert wie nach vielen schlaflosen Nächten.
    Dr. Li sah sich um. »Madame Durand sehe ich nicht, aber sie muß anwesend sein. Meistens sitzt sie beim Aquarium.«
    Während er aß, ließ Scott seinen Blick durch den Saal schweifen. Die Mehrzahl der versammelten Patienten war vom Leid gezeichnet. Nur ein Teil davon wies körperliche Anomalien auf, aber die Mißbildungen und Asymmetrien der Gesichtsschädel und die Formabweichungen der Schädelgewölbe, die Scott bei dieser relativ kleinen Gruppe bemerkte, waren von erstaunlicher und zugleich erschütternder Vielfalt. Scott sah hektische Grimassen, leeres, läppisches Grinsen, ratlos irrende Augenpaare, mumienhaft erstarrte Mienen. Zwei oder drei Patienten mußten gefüttert werden. Einer, verborgen hinter einer Dreiergruppe von Topfpalmen, kicherte anhaltend. Ringsum war halblautes Gemurmel. Man hörte Saratow mit dem Besteck auf seinem Teller kratzen; offenbar stellten die ausgewogenen Klinikportionen den gefräßigen Riesen nicht zufrieden.
    »Steht es so schlimm?« erkundigte sich Scott wie beiläufig und legte sein Plastikbesteck auf den leeren Teller.
    Wellington beendete seine Mahlzeit ebenfalls, mußte ein Rülpsen unterdrücken und lächelte verlegen. Er antwortete nicht sofort, sondern starrte versonnen an Scott vorbei. Dr. Li schwieg. »Sehr ernst«, sagte Wellington schließlich, und Scott hielt diese Auskunft für ebenso knapp wie ausweichend. Sein Beruf zwang ihn, die Angelegenheit unter anderen als bloß menschlichen und medizinischen Aspekten zu betrachten, aber er wußte nicht recht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher