Combat Planet: Roman (German Edition)

runzliges und von den Spuren der Zeit gezeichnetes Gesicht. Der Hoschi ist am Boden … und er steht in einer Schlange … wofür er sich anstellt, wird nicht ganz klar, aber der Alte steht in einer Schlange, und die ist lang; sie ist sogar sehr lang – [die Kamera fährt zurück/gleichmäßiger Tracking-Shot] . Es ist eine unglaublich riesige, den Horizont krümmende, schreckliche Schlange! Eine Schlange, bei der einem das Kotzen kommt! Eine Schlange, die einen dazu bringt, sich die Pulsadern aufzuschlitzen!
    VIDEO [Close-up]:
    Tränende blaue Augen in einem Kranz aus Runzeln übermitteln eine innere Botschaft von Leere, Frustration und Verzweiflung.
    CUT : Die Füße des alten Mannes schlurfen einen Schritt vorwärts, die nächste Einstellung zeigt dann wieder Abertausende von Menschen, die nach vorn schlurfen … alle nur einen einzigen Schritt.
    AUDIO:
    Ein tiefer und heiserer Seufzer [darauf folgt dieselbe männliche Stimme, denken Sie an Minkles Caine]:
    Sind Sie Ihres Lebens überdrüssig? Ihrer Existenz? Ihres Alters, Mann, Ihres ScheißALTERS?
    Ärgern Sie sich, weil Sie eine Ewigkeit lang sinnlos Schlange stehen müssen?
    Wie es in JEDEM verdammten Themenpark, der je gebaut wurde, üblich ist, Bruder?
    VIDEO [Close-up]:
    Ein Kopfnicken. Resignation. Desillusionierung.
    AUDIO:
    Sind Sie Ihrer … MOLEKÜLE überdrüssig?
    VIDEO:
    Die Augenbrauen heben sich fragend. Nun zieht sich ein Ausdruck dämmernden Staunens über das alte Gesicht, und plötzlich ist es angefüllt mit Intelligenz und Inspiration und Hoffnung. Hoffnung! Es ist in der Tat offen für den Vorschlag eines neuen, unerhörten, das Leben verwandelnden Experiments!
    AUDIO:
    Tja, Mann, das muss nicht so sein .
    VIDEO:
    Mit einem Mal wird dieses lebensüberdrüssige Exemplar des menschlichen Verfalls zerlegt, durch die glühende Atmosphäre des Themenplaneten™ gebeamt – und mit einem Ausdruck des totalen Orgasmus wieder zusammengesetzt. Das Gesicht des alten Mannes ist angefüllt mit neuer Jugend . Vitalität. Ungestüm. Energie, Baby, Scheißenergie! Er sieht geil aus wie der Teufel.
    AUDIO [gesungen/begleitet von einer fröhlichen, unbeschwerten Musik]:
    Es ist besser als Drogen! Besser als Sex!
    Es ist Spaß, es ist flott, es ist toll …
    Wenn Sie noch nicht gekotzt haben, gleich ist es so weit!
    Schwirren Sie durch tausend Lichtjahre in … der MOLEKÜLMASCHINE™!
    VIDEO :
    Wirbelnde Moleküle formen das junge Lächeln eines alten Mannes.
    SCHRIFTZUG AUS FLAMMEN:
    Präsentiert von Themenplanet™
    Themenplanet Advertising Broadcast Station (ggg)
    und MONOLITH CORPORATION™

1
    PUF
    Dexter rannte durch den strömenden Regen, seine Füße trommelten auf dem New-Kensington-Pflaster; es war ein gutes Gefühl. Schmerzen, vergegenwärtigte er sich, sind immer ein gutes Gefühl. Sie sagen einem, dass man noch lebt. Noch atmet. Noch kämpft. Jawohl, richtig .
    Schwer atmend, das Wasser tropfte von seiner gefurchten Stirn und den hohen Wangenknochen, blickte er nach rechts, prüfte den Verkehr, überquerte die Straße – wobei er mit lautem Platschen in eine Pfütze trat – und tauchte hinein in die Canker’s Alley.
    Er gelangte auf eine Straße, die verstopft war mit QuadDecker-Bussen, die Toxine und Dreck ausfurzten. Dex wandte sich nach links, joggte unter einem Bogen aus Plastikbäumen dahin und erreichte schließlich den Port Square, just als es aufhörte zu regnen und das Sonnenlicht beinahe schüchtern hinter eisengrauen, wie mit Blut unterlaufenen Wolken hervorlugte. Dex schaute nach oben und verzog mürrisch das Gesicht, als Dampf von dem geriffelten, legierten Pflaster hochstieg und Auto-Gullys, deren Getriebe dank des jähen Wolkenbruchs wie verrückt arbeiteten, das Wasser gierig einsogen.
    »Großartig«, murmelte er und joggte die Stufen zu seinem Apartment hinauf. Sein Daumenabdruck öffnete ihm die Tür. In der Diele kickte er seine TekTek-Joggingschuhe von den Füßen, und beim Aroma des brutzelnden SynBacons und den Eggy-Eiern fingen seine Nasenflügel an zu zucken. »Trotzdem. Der Tag kann nur noch besser werden.« Oder auch nicht, stichelte sein hartnäckiges, spöttisches Ego.
    Er stieg noch ein paar Stufen hinauf, mit Beinen, die nach dem langen Rennen ein bisschen zitterten, und linste in die Küche. An dem Ultra-Aga stand seine Frau Katrina mit einer PlakFrak-AutoBratpfanne. Sie warf ihm einen Blick zu. »Hi, Schatz. Gerade rechtzeitig zum Frühstück. Bist ein wenig nass geworden, was?« In ihren Augen blitzte der