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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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Rolle mit 25-Cent-Stücken unter der Matratze hervor. »Ihr zwei trinkt jetzt zusammen einen Kaffee auf meine Kosten.« Wir nahmen zwar nicht ihr Geld an, aber ihren Vorschlag.
    Drei Mocha Macchiatos später war Shrimp mein bester Kumpel. Er war der erste und einzige gleichaltrige Freund, den ich seit meiner Rückkehr von Neuengland gefunden hatte.
    Er erzählte mir, dass sein gemeinnütziger Dienst im Pflegeheim die Bewährungsstrafe für einen mitternächtlichen Ausflug zu einem teuren Yuppie-Fitnessclub an der Marina war, bei dem er ein Graffiti von einem verschwitzten Schwein, das Dollarscheine als Augen hatte, an die Backsteinmauer des Clubs sprühte. Als er fragte, warum ich vor einem Richter gelandet war, erzählte ich ihm von meiner früheren Angewohnheit, in Sanitätshäusern zu klauen.
    Shrimp zeichnete mich, wie ich am Oberschenkel am Schorf kratzte. Er zeichnete meinen Rock viel kürzer, als er in Wirklichkeit war, aber er fing meine langen Beine und meine Schnürstiefel perfekt ein. Ich bin total flachbrüstig, aber im Beinbereich habe ich großes Glück.
    Es machte mir nichts aus, dass ich mindestens zehn Zentimeter größer war als Shrimp – noch größer, wenn ich meine coolen, zehn Zentimeter hohen Plateauschuhe anhatte – oder dass er in einem heruntergekommenen, alten Ford Pinto, den ihm sein großer Bruder vermacht hatte, Diskomusik aus den Siebzigern hörte. Ich litt am posttraumatischen Justin-Syndrom, und Shrimp war genau, was ich brauchte.
    Er hat ein Herz aus Gold.

Kapitel 3
    Eines Tages werde ich meine eigene Kommune haben, auf Tahiti oder so. Aber nicht so ein Psychokram, wo die Leute danach wieder neu programmiert werden müssen, sondern so was wie eine riesengroße Hütte aus Stroh und rotbraunem Ton. Künstler, Ausreißer und Musiker kommen dann und bemalen ihre Gesichter und tanzen wie Stammeskrieger. Wir tragen alle Röcke aus Gräsern und Tops aus Blumen. Delfine lassen uns auf ihren Rücken reiten, und wir nutzen sie nicht aus, indem wir später irgendwelche Scheißfilme über sie drehen.
    Shrimp und ich haben unser eigenes Zimmer und schlafen in einem Schlafsack aus heimischen Pflanzenfasern. Wir werden herausfinden, wie man das Zeug anbaut. Ingwerbrötchen hat in unserem Zimmer unter einem Fenster mit Meeresblick ihr eigenes Puppenhaus. Wenn wir uns miteinander vergnügen wollen, schicken wir sie nach draußen zum Spielen.
    Sugar Pie bekommt in unserer Kommune ein Extrazimmer. Mit Blick aufs Meer. Wenn sie sagt, wir sollen ruhig sein, weil ihre Serien laufen, sind wir nicht sauer auf sie. Wir lassen extra für sie auf einem Vulkangipfel eine riesengroße Satellitenschüssel mit dem Graffiti-Schriftzug »Sugar Pie« anbringen.
    In den Ferien kommen Sid und Nancy mit den Kindern zu Besuch und nennen unsere Kommune »entzückend«. Es macht uns nichts aus, wenn Nancy unsere selbst gebauten Möbel umstellt. Wenn sie wieder weg ist, können wir alles zurückstellen.
    Wir lassen sogar meinen richtigen Dad hier absteigen, wenn er mal wieder vor den grellen Lichtern und der großen Stadt fliehen muss und eine Pause von seiner Frau und den Kindern braucht. Shrimp, Sugar Pie und ich werden am Strand darauf warten, dass sein Boot am Horizont in Sicht kommt. Wenn er von den Bootsplanken an Land tritt, halten wir für ihn frisch gebackenes, heißes Ingwerbrot bereit. Vielleicht bleibt er ja für immer.

Kapitel 4
    Shrimp lebt mit seinem großen Bruder Wallace zusammen. Sie wohnen an der Küstenstraße am Ocean Beach in einem Häuschen, dessen Dach mit Sanddollars von Seeigeln bemalt ist. Sie haben ein Teleskop auf dem Dach.
    Wallace und Shrimp sind Surfer. Nicht solche Surfer wie »Ey, Alter, ich werd mal ein paar Sonnenstrahlen abfangen und ein paar Wellen schlitzen, hö, hö«, sondern eher grüblerische Surfer. Man muss schon ganz schön schwermütig sein, wenn man im Nebel und eiskalten Wasser surfen will, umgeben von Warnschildern, auf denen steht, dass viele Menschen in den heimtückischen Fluten am Ocean Beach ums Leben kommen. Wenn Wallace und Shrimp die ganze Zeit nur surfen, malen und Kaffee trinken könnten, wären sie sehr glückliche grüblerische Menschen.
    Justin, der Lacrosse spielt und als Baby mit französischem Käse gefüttert wurde, würde nicht mal wissen, was er mit einem Surfboard anstellen sollte, wenn man es ihm in seinen weißen, protestantischen, englischstämmigen Arsch schieben würde.
    Wallace ist eine Berühmtheit am Ocean Beach. Mal abgesehen davon, dass er
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