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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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hören uns gerne ihre Geschichten an, und wenn wir dann weggehen, reden wir darüber, wie die »gute, alte Zeit« außerdem noch war und über die Jim-Crow-Gesetze, Rassentrennung und Faschismus. Aber wir geben zu, dass wir am Swingtanzen, Coca Cola für fünf Cent und Türen, die man nicht abschließen muss, Gefallen finden könnten.
    Wallaces und Shrimps Eltern sind »im Ausland tätig«, wie Nancy sagen würde. Sie haben sich als Lehrer zur Ruhe gesetzt und sind dem Peace Corps beigetreten, um Häuser und Brücken in Orten südlich des Äquators zu bauen. Sie lassen Shrimp bei Wallace wohnen, damit Shrimp aufs Kunstgymnasium gehen kann. Sid und Nancy hatten zwar kein Problem damit, mich auf eine Schule zu verfrachten, die im Grunde genommen eine Vorbereitungsstätte für Anonyme Alkoholiker ist, aber würde ich mit sechzehn ausziehen wollen, würden sie ausrasten.
    In letzter Zeit habe ich ein paar Mal bei Shrimp übernachtet. Beim ersten Mal habe ich mich morgens gegen sechs durch die Hintertür ins Haus geschlichen. Ich war mir sicher, dass Sid und Nancy zu dem Zeitpunkt schon die Bullen alarmiert hatten. Ich wusste nicht, wovor ich mehr Angst hatte – dass sie mich zur Strafe auf eine Art Militärschule schicken würden oder dass es ihnen egal war.
    Leila, die Haushälterin, war schon auf den Beinen und bügelte die Schuluniformen meiner Halbgeschwister. Sie schüttelte den Kopf, als sie mich sah. »Ungezogenes Mädchen«, sagte sie, aber ich wusste, dass sie mich nicht verpfeifen würde. Meine Eltern gehen ihr genauso auf den Wecker wie mir. Bei meiner Mutter geht es in einer Tour »Leila dies«, »Leila das«, »vielen herzlichen Dank, Leila«. Es ist so verlogen, und Nancy tut das nur, wenn Sid in der Nähe ist. Wenn er nicht da ist, geht es bei ihr nur noch: »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Servietten wie Blumen falten. Muss ich denn alles selber machen, Leila?«
    Eigentlich hat Nancy vor Leila riesengroßen Schiss. Immer wenn sie etwas Gemeines zu ihr sagt, wirft sie Leila danach eine Kusshand zu und gibt ihr den Nachmittag frei. Dann beschwert sich Nancy, dass ihr niemand hilft. Nancy hält Leila für ein höheres Dienstmädchenwesen, weil sie Französisch spricht. Nancy redet ne pas Französisch. Sie spielt gern die Superedel-Ehefrau, aber wenn man genau hinhört, kann man noch immer ganz leicht ihren Minnesota-Maisfeld-Akzent raushören, eh?
    Nancy hat so wenig Ahnung vom wirklichen Leben ihrer Angestellten. Ich glaube, sie weiß noch nicht mal, dass der kleine Enkel des Chauffeurs Fernando Leukämie gehabt hat, aber Dios sei Dank inzwischen auf dem Weg der Besserung ist. Oder dass Leila französisch-kanadisch ist und nicht französisch-französisch. Ich frage mich, ob sich Leila eigentlich dadurch disqualifiziert, eine französische Dienstmädchenuniform zu tragen. Wenn Nancy nicht da ist, machen Leila und ich Lasagne und Kekse für Fernandos Familie.
    »Deine Mutter steht in fünf Minuten auf«, sagte Leila. Sie machte gerade Nancys Chai-Tee. »Ich schlage vor, du bringst dein Bett ein wenig in Unordnung, damit es aussieht, als hättest du darin geschlafen.«
    »Sie haben nichts gemerkt?«, fragte ich.
    » Non «, sagte Leila. Sie konnte mir nicht in die Augen sehen.

Kapitel 5
    Ich habe Echt-Dad aufgespürt. Im Lesesaal meiner alten Schule habe ich etwas über ihn im Who is Who der Amerikanischen Unternehmer gelesen. Er heißt Frank. Er ist Chef einer großen New Yorker Werbeagentur. Nancy hat Frank kennen gelernt, als sie als Model arbeitete. So hat sie damals, als sie in New York lebte, ihr Geld verdient. Aus ihrem großen Traum, eine professionelle Tänzerin zu werden, ist nicht viel geworden.
    Echt-Dad Frank hat eine Tochter, Rhonda, und einen Sohn, Daniel. Rhonda ist der perfekte Name für böse Mädchen. Sie ist ungefähr fünfzehn Jahre älter als ich. Ich wette, sie hat auf der High School auf dem Klo Hasch geraucht und die Schule geschwänzt, um in Greenwich Village abzuhängen. Wahrscheinlich trug sie dicken, flüssigen, schwarzen Eyeliner, grünen Lippenstift und schwarze Strumpfhosen mit Löchern, die von Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurden, nur um Frank zu nerven. Wenn ich Rhonda heißen würde, würde ich das jedenfalls machen.
    Es wäre so cool, sie eines Tages anzurufen und einfach zu sagen: »He, Rhonda, hier ist deine super duper Halbschwester Cyd Charisse. Lass uns zusammen abhängen, aber so richtig.« Sie würde meine Haare kämmen, bis sie glänzen, und sie
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