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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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Stimmung verfallen. Ich betrachte mich gerne als unverstanden.
    Shrimp lachte, während er seinen glasierten Pop-Tart-Keks mampfte.
    »Cyd Charisse, und ob du das bist«, sagte er. »Ich frage mich, warum ich ausgerechnet das verwöhnteste Mädchen der Welt am Hals habe. Sugar, du bist daran schuld!« Er zog mich mit schelmischer Stimme auf. Aber er muss gespürt haben, dass mein Herz kurz vorm Abstürzen war, denn er lehnte sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange, was beim Anblick der windigen Küstenstraße und der Felsklippe, auf der wir gerade fuhren, und mit Shrimps zittrigen Händen von den doppelten Espressos heute Morgen keine gute Idee war. Das Auto machte auf einmal einen Schlenker, und Shrimp schnellte Sekundenbruchteile, bevor es zu spät war, zurück hinters Steuer, kurz bevor wir über die Klippen geschossen wären.
    In meiner Kommune wird es keine Autos geben. Wahrscheinlich werden wir geistig so erleuchtet und nicht verwöhnt sein, dass wir fliegen können.
    »Pass auf, wo du hinfährst«, sagte ich. Ich finde Schmollen blöd, aber manchmal ist es angebracht. Er bekam von mir keinen Kuss zurück, schließlich hatte er uns eben beinahe alle umgebracht.
    »Burr-ito«, sagte Shrimp. Das sagt er immer, wenn ich, wie er es nennt, meine »Frostphase« habe, schlecht gelaunt bin und kühl.
    Sugar war von dem plötzlichen Schlenker schwindelig geworden. Vielleicht hatte er sie an den Honeymoon ihrer verstorbenen Honey erinnert. Wir hielten auf einem Rastplatz, weil sie dachte, sie muss kotzen. Aber dann ging es ihr wieder halbwegs gut, sobald das Auto stand. Als ihr Brechreiz verflogen war, sagte Sugar, wir könnten doch hierbleiben und vor dem Weiterfahren eine kleine Rast einlegen. Shrimp sagte, deswegen heiße es ja Rastplatz. Er klappte die Rückenlehne nach hinten, damit Sugar ein Schläfchen machen konnte. Dann deckte er sie mit einer alten Mohairdecke zu, die im Auto auf dem Boden gelegen hatte und an der ein Kaugummi klebte, und ich legte Ingwerbrötchen in ihre Arme, damit sie Sugar beschützte und wärmte.
    Während Sugar ein Nickerchen machte, gingen Shrimp und ich auf einem Pfad zum Meer hinunter.
    »Warum bist du denn so mies drauf?«, fragte Shrimp.
    Ich hasse es, wenn das passiert, aber Tränen flossen mir plötzlich übers Gesicht, völlig unbeherrscht. Ich erinnerte mich an die Anfangszeit in San Francisco nach dem Umzug, als Nancy sich langweilte und einsam war, weil sie niemanden kannte und Sid arbeitete. An manchen Tagen schickte sie mich nicht zur Schule und wir fuhren die Küstenstraße entlang. Sie hatte noch nicht mal was dagegen, wenn ich Ingwerbrötchen dabeihatte, obwohl sie die Puppe hasst.
    Eine der guten Seiten an meiner Mutter ist, dass sie so schön ist. Während wir im Cabrio auf der windigen Küstenstraße oben auf den Klippen fuhren, fühlte ich mich neben ihr so indirekt cool, allein durch ihre Nähe. Ich wollte damals genauso angezogen sein wie sie. Bevor wir losfuhren, band sie mir deshalb einen Seidenschal, der genau wie ihrer aussah, um den Kopf, um meine Haare vor dem Wind zu schützen. Dann hielt sie mein Kinn in ihren zarten, parfümierten Händen, trug Lippenstift auf und gab mir einen Eskimokuss auf die Wange, damit sie ihren Lippenstift nicht verschmierte. Sie hatte immer extra für mich eine mit Glitzersteinen besetzte, katzenaugenförmige Sonnenbrille dabei. In Santa Cruz kaufte sie mir Zuckerwatte und fuhr mit mir auf der wilden Achterbahn, nicht auf der für Kinder, obwohl ich noch nicht alt genug war. Ich war schon immer groß und sah viel älter aus, und außerdem flehte ich sie jedes Mal an, mich fahren zu lassen. Nancy schrie dann wie am Spieß, und ich lachte wie verrückt, wenn die Achterbahn plötzlich in die Kurve ging oder in die Tiefe schoss, dass einem das Herz hämmerte. »Du kennst keine Angst«, sagte sie immer.
    Ich zuckte mit den Schultern, als Shrimp mich fragte. Manchmal, wenn man zu viel erklären muss, ist es einfacher, gar nichts zu sagen. Shrimp sah verwirrt aus. Ich war abweisend, weinte und erklärte nichts. Er hatte diesen Gesichtsausdruck, den Wallace immer hat, wenn eine seiner Freundinnen ausrastet: »Frauen!« Sid hat denselben Ausdruck, wenn Nancy sich darüber beschwert, dass er zu viel Zeit als großer Firmenchef verbringt und nicht genug mit der Familie. Es ist so eine Art universeller Männerblick, eine Mischung aus Verdruss, Verlangen und dem Wunsch, lieber vor der Glotze zu sitzen, statt seine Frau
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