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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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ich möchte bitte mit Frank sprechen, und sie sagte, wer ist dran?, und ich sagte, sagen Sie ihm bitte, es ist Cyd Charisse. Na klar, sagte die Sekretärin, und ich bin Greta Garbo. So was darf ich mir ständig anhören. Aber vielleicht hatte sie die Panik in meiner Stimme bemerkt, und vielleicht war sie beeindruckt, dass ich das Wort »bitte« zweimal benutzt hatte, denn als ich noch mal nach ihm fragte, sagte sie, ich solle warten, und klang überrascht, als sie wieder dran war und sagte, er würde mich sofort sprechen.
    »Was gibt‘s, Kleine?«, sagte er, als er dann ans Telefon ging. Seine Stimme klang ganz freundlich und vertraut, als wäre es nicht das erste Mal, dass wir miteinander sprachen seit damals auf dem Flughafen, als ich fünf war und er mir Ingwerbrötchen gekauft hatte. Er stellte mich nicht auf laut, wie Sid-Dad es immer macht, und er war etwas außer Atem, als wäre er gerade aus seinem Stuhl aufgesprungen, um die Tür seines Chefbüros zuzumachen, damit die Nicht-Greta-Garbo-Sekretärin mich nicht hören konnte.
    Ich konnte gar nicht fassen, dass er es tatsächlich war, dort am Telefon. Am liebsten hätte ich seine Stimme auf Kassette aufgenommen, damit ich ihren Klang niemals vergessen würde.
    »Ich habe noch immer Ingwerbrötchen«, sagte ich zu ihm mit sanfter Stimme.
    »Was für Ingwerbrötchen?«, fragte er. Er klang fast ein wenig verärgert, als ob er befürchtete, ich würde in einer Art Geheimcode reden.
    Was für Ingwerbrötchen? Ich traute meinen Ohren kaum. Ich fühlte mich so verraten, dass ich am liebsten geschrien hätte, doch stattdessen wurde ich wütend und kam gleich auf den Punkt.
    »Ich brauche dreihundert Dollar«, sagte ich im gleichen Tonfall wie er. »Ich stecke in Schwierigkeiten.«
    »Was für Schwierigkeiten?«, fragte er.
    »Was denkst du denn?«, sagte ich. Mehr musste ich nicht sagen. Am gleichen Tag zur Abendessenszeit hatte er das Geld an mich überwiesen. Wenn man das Treffen, als ich fünf Jahre alt war, mitzählt, dann habe ich also mit diesem Anruf zweimal in meinem Leben mit meinem echten Vater gesprochen.
    Ich beendete meinen Haremstanz, um Shrimp zu bewundern, als sein knackiger, kleiner Körper gerade eine mordshohe Welle packte, die sich über seinem Kopf erhob, und seine Surfboardspitze mit dem Totenkopfschädel aus dem Wasser herausragte. Es war einer dieser perfekten Shrimp-Momente.
    Ich fragte Sugar: »Hattest du jemals einen Freund, bei dem du sofort das Gefühl hattest, ihr gehört einfach zusammen, als würdest du diesen Menschen schon dein ganzes Leben lang kennen?«
    »Hatte ich«, sagte Sugar. »Nur stellte sich heraus, dass er das Gefühl auch bei meiner Schwester hatte.«
    Autsch.
    »Vielleicht hast du deinen Seelenfreund einfach noch nicht gefunden«, sagte ich zu ihr. »Komm, wir suchen ihn.« Ich zog sie vom Sand hoch, und Arm in Arm steuerten wir auf die Strandpromenade zu. Als wir am Strand entlanggingen und unsere Zehen im warmen, weichen Sand versanken, fragte ich Sugar: »Findest du wirklich, dass ich verwöhnt bin?«
    »Ja, Kleines«, sagte sie. »Du erkennst noch nicht mal ansatzweise, wie begünstigt du bisher in deinem Leben warst. Aber dein Herz ist aus reinem Gold. Darauf kommt es an.«
    Ich nahm mir vor, beim nächsten »Job für einen Tag«-Spiel Shrimp zu sagen, dass ich eine One-Hit-Wonder-Popsängerin mit einer goldenen Schallplatte sein wollte. Und außerdem nahm ich mir vor, Sugars Super-Seelenfreund zu finden.
    Wir aßen in einem Restaurant zu Mittag, teilten uns zum Nachtisch ein Stück Schokoladenkuchen und danach legte mir Sugar Pie die Tarotkarten. Erst ließ sie mich ihre uralten Karten mischen und sagte, ich solle mich auf eine Frage oder eine bestimmte Angelegenheit konzentrieren, auf die ich Antworten haben oder zu der ich beraten werden möchte.
    Shrimp, Shrimp, Shrimp , dachte ich, während ich die Karten mischte und in drei Stapel aufteilte. Ich stellte erfreut fest, dass es viel angenehmer war, den Tag mit den beiden liebsten Menschen zu verbringen statt mit der Geburt eines Kindes.
    Sugar hielt die Hände über die drei Kartenstapel, um zu spüren, von welchem die größte Energie ausging. Nachdem sie den mittleren Stapel ausgewählt hatte, deckte sie drei Karten auf. Auf einmal schoss ihr Kopf nach oben und ihre Augen blitzten mich an.
    »Sieht aus, als hättest du dich in richtig ernste Schwierigkeiten gebracht, Cyd Charisse«, sagte sie. Ihre Augen wurden sanfter, als sie mit dem Kartenlegen fortfuhr.
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