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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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Ich konnte beinahe spüren, wie ihr Herz sich vor Sorge um mich öffnete. Als sie mit dem Kartenlegen fertig war, drückte sie meine Hand und sagte: »Kleines Mädchen, gibt es irgendwas, das du mir erzählen möchtest?«
    Ich lächelte, weil ein Mädchen meiner Körpergröße nicht oft als »klein« bezeichnet wird, und ich lächle nicht oft. Sid-Dad ist der einzige andere Mensch, der mich »kleines Mädchen« nennt. Der Spitzname ist unser persönlicher Scherz. Ich bin fast acht Zentimeter größer als er.
    Als ich nicht auf ihre Frage antwortete, sagte Sugar: »Also, woran hast du gedacht, als du die Karten gemischt hast?«
    Ich sagte: »Ich wollte was über meine Zukunft mit Shrimp wissen und ob ich noch in eine größere BH-Größe reinwachse.«
    Sie lachte und sagte: »Das ist alles?«
    Manchmal kann der Druck, ein Geheimnis loszuwerden, überwältigend sein. Ich sagte: »Wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte ich heute vielleicht etwas ganz anderes gemacht, als mit dir und Shrimp nach Santa Cruz zu fahren.« Ich hatte das Gefühl, dass es vielleicht nicht mehr so wehtun würde, wenn ich zumindest einem mir wichtigen Menschen davon erzählte, und flüsterte: »Zum Beispiel ein Kind bekommen.«
    Sugar deutete auf die Schwerter-Fünf- und Schwerter-Sieben-Karte und nickte, als ob sie aus den Karten und dem, was ich ihr gerade gesagt hatte, eins und eins zusammenzählen würde. »Natürlich«, flüsterte sie. »Verrat.« Aber überhaupt nicht weinerlich und auf die Art: »Oh, du arme Kleine, komm, ich halte dich fest.« Sie wusste, was in meinem Kopf vor sich ging.
    »Du hast das Richtige getan«, sagte sie dann und eine riesengroße Welle der Erleichterung überkam mich. »Siehst du diese Kelche-Fünf-Karte?«, fragte sie. »Ist dir aufgefallen, dass zwei Kelche noch aufrecht stehen? Du kannst von diesen Karten lernen: Auch wenn du vielleicht verletzt worden bist, ist nicht alles verloren.«
    In meinen Augen sammelten sich klitzekleine Tränen, aber ich hielt sie zurück. »Ich wollte dem Baby nicht wehtun«, sagte ich und weigerte mich, an den Beinahe-Tränen zu ersticken. »Ich war einfach noch nicht so weit.«
    »Du hast das Richtige getan, Cyd Charisse«, wiederholte Sugar Pie. Sie legte eine weitere Karte, auf der Schwerter ein Herz durchbohrten, und deutete darauf. »Wie ich sehe, hast du von dem jämmerlichen Etwas, das du einmal ›Freund‹ genannt hast, nicht gerade viel Unterstützung bekommen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Darüber wollte ich nicht reden. Es ist komisch, wenn ich mir vorstelle, dass ich vor einem Jahr total verrückt nach Justin war, und jetzt bin ich dankbar, dass ich am anderen Ende des Landes wohne. Er versucht noch immer, mich anzurufen. Ich habe Leila gebeten, mir seine Telefonnachrichten nicht mehr auszurichten.
    Sugar sagte: »Cyd Charisse, das habe ich zuvor noch nie jemandem gesagt. Aber erinnerst du dich an die Geschichte, die ich dir erzählt habe? Von meiner Schwester Honey, die mit meinem Mann durchgebrannt ist?«
    Ich nickte.
    »Nun ja, hier ist der Teil der Geschichte, den ich immer weglasse: Am selben Tag, an dem ich von ihrem Tod erfuhr, erfuhr ich auch, dass ich schwanger war. Klingt wie aus einer Soap, ich weiß, aber das Leben ist komisch, Kleine, und das ist kein Scherz.« Sie nickte ernst.
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich war achtzehn, unverheiratet, hatte keinen Job, hatte gerade meine Honey und meinen Süßen verloren. Ich habe dasselbe getan wie du. Nur, dass das damals illegal war und in einem finsteren Seitengässchen im Kellergeschoss bei einem farbigen Arzt geschah. Die schmerzvollste Erfahrung meines Lebens.« Sugars milchkaffeefarbene Haut wurde bei der Erinnerung blass. Ich erinnerte mich an die schrecklichen Magenkrämpfe nach der Operation, die in einer ungefährlichen und legalen Umgebung vorgenommen worden war, und konnte mir ungefähr vorstellen, was Sugar vor fünfzig Jahren durchgemacht hatte.
    »Tut es dir leid, dass du es getan hast?«, fragte ich. Denn das geht mir nicht aus dem Kopf, dass ich später mal will und nicht kann.
    »Niemals«, sagte Sugar. Ich glaubte ihr – ein bisschen. »Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich es nie nach Kalifornien geschafft. War in New York, Paris, Chicago, in allen großen Städten, bevor ich hierherkam. Hatte ein paar Abenteuer.« Ihre korallenroten Lippen hatten wieder Farbe bekommen und sie lächelte. »Weißt du, es gab mal eine Zeit, da dachte ich, alles ist vorbei. Und ich war gerade mal
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