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Codewort Rothenburg

Codewort Rothenburg

Titel: Codewort Rothenburg
Autoren: Béla Bolten
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entspringen die Dialoge auch dieser »realen« Personen der Fantasie des Autors.
    »Codewort Rothenburg« kann insofern als rein fiktiver Roman gelesen werden. Für alle, die sich mehr für die historischen Hintergründe interessieren, gebe ich hier noch einige weitere Hinweise. Um es den Lesern so einfach wie möglich zu machen, folge ich in diesen Anmerkungen dem Kapitellauf des Buches.

    Der in Kapitel fünf erstmals ausführlich erwähnte und später häufiger auftauchende S-Bahn-Mörder ist eine historische Figur. Der Eisenbahner Paul Ogorzow, geboren am 29.09.1912, verheiratet, zwei Kinder, überfiel zwischen 1939 und 1941 in Berlin einunddreißig Frauen, vergewaltigte sie und ermordete acht von ihnen bestialisch. Im Schutz der Verdunkelung und unter Ausnutzung seiner Vertrauen erweckenden Bahnuniform lauerte er den Frauen nachts in S-Bahn-Zügen oder in einem in der Nähe von Bahngleisen gelegenen Laubenviertel auf.
    Nach seiner Verhaftung am 3. Juli 1941 wurde Ogorzow nach einem Schnellverfahren bereits am 26. Juli 1941 in Plötzensee mittels Guillotine hingerichtet.
    Wer mehr über den Fall des S-Bahn-Mörders wissen möchte, dem sei der dokumentarische Roman »Wie ein Tier« von Horst Bosetzky empfohlen.

    Die Ereignisse um das Warenhaus Lesser sind verbürgt. Susette Lesser, der Witwe des Kaufhausgründers, gelang es 1939, den Verkauf von Grundstück und Gebäude zu akzeptablen Bedingungen in die Wege zu leiten. Der Verkaufserlös hätte ausgereicht, um die Emigration zu finanzieren. Die zuständigen Behörden untersagten den Verkauf mit der Begründung, das Gebäude werde ohnehin in kurzer Zeit abgerissen und sei daher wertlos. Susette Lesser wurde im Oktober 1941 ins Ghetto von Lodz deportiert, über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Das Gebäude steht noch heute.

    Die Gruppe, die sich regelmäßig zum sonntäglichen Eintopfessen trifft, ist erfunden. Erna und Gustav Neeb sind einzig und allein meiner Fantasie entsprungen. Einige ihrer Gäste hingegen spielten eine bedeutende Rolle im Widerstand.
    Bei dem Ringer Werner handelt es sich um Werner Seelenbinder. Er schloss sich in den Zwanzigerjahren der KPD an und war ein erfolgreicher Sportler. Er gewann sechs deutsche Meistertitel im Halbschwergewicht. Als sich Seelenbinder 1936 für die Olympischen Sommerspiele in Berlin qualifizierte, wollte er ein besonderes Zeichen des Protests setzen und bei der Siegerehrung den Hitlergruß verweigern. Es kam allerdings nicht dazu, weil er nach zwei Niederlagen nur den vierten Platz belegte.
    Seelenbinder baute eine eigene Widerstandszelle in der Fabrik auf, in der er arbeitete. Gleichzeitig unterhielt er Kontakt zur kommunistischen Widerstandsgruppe um Robert Uhrig und Alfred Kowalke. Als Uhrig enttarnt wurde, nahm die Gestapo am 4. Februar 1942 auch Seelenbinder fest. Nach über zwei Jahren Haft in verschiedenen Konzentrationslagern und Zuchthäusern wurde er vom Volksgerichtshof in Potsdam zum Tode verurteilt und am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg enthauptet.

    Harro und Libertas (genannt Libs) Schulze-Boysen gehören zu den bedeutendsten Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus. Sie waren Motor und Mittelpunkt eines Kreises linksgerichteter Antifaschisten.
    Harro Schulze-Boysen (geboren am 2. September 1909) arbeitete ab 1934 in der Nachrichtenabteilung des Reichsluftfahrtministeriums (RLM), zum Schluss im Rang eines Oberleutnants. Äußerlich angepasst, knüpfte er privat ein immer größeres Netz mit anderen Widerstandsgruppen wie zum Kreis um Arvid Harnack und den Kommunisten um Hilde und Hans Coppi. Ab 1940 gab Schulze-Boysen auch militärische Informationen an die Sowjetunion weiter, vor allem versuchte das Widerstandsnetzwerk, das später den Namen »Rote Kapelle« erhalten sollte, die Sowjetunion vor dem bevorstehenden deutschen Überfall zu warnen.
    Seine Frau Libertas (geboren am 20. November 1913) hatte er bereits 1934 kennengelernt. Sie heirateten 1936. Als Mitarbeiterin des Reichspropagandaministeriums und später in der Kulturfilmzentrale sammelte sie Bildmaterial über deutsche Kriegsverbrechen und Gewalttaten deutscher Soldaten vor allem an der Ostfront.
    Im Juli 1942 dechiffrierte die Gestapo eine Nachricht aus Moskau, in der sowohl Name wie Anschrift der Schulze-Boysens standen. Daraufhin wurde Harro Schulze-Boysen am 31. August 1942 in seinem Büro im Reichsluftfahrtministerium verhaftet. Libertas geriet in Panik, als ihr Mann am Abend nicht heimkehrte, und
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