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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3
Autoren: David Weber
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sich ganz nach Gutdünken frei bewegen. Sie überbrachten die Botschaften und Befehle Gottes Selbst, mit der Autorität der Erzengel persönlich, und kein Sterblicher war so verwegen, ihnen den Weg verwehren zu wollen, wohin auch immer Gott oder Seine Kirche sie auch schicken mochten. Das war im wahrsten Sinne des Wortes schon seit Anbeginn der Zeiten so, seit dem Tag der Schöpfung, und niemand hatte jemals gewagt, das infrage zu stellen oder zu bestreiten. Bedauerlicherweise war sich Sawal mittlerweile nicht mehr sicher, dass diese jahrhundertealte Unantastbarkeit der Boten von Mutter Kirche immer noch Gültigkeit hatte.
    Dieser Gedanke war … verstörend, und das in mehr als einer Hinsicht. Zunächst einmal wirkte es sich natürlich auf ihn persönlich aus − schließlich hätte es ernstliche Konsequenzen auf seine eigene derzeitige Mission. Langfristig gesehen war es verstörend, weil ein Aufgeben dieser Unantastbarkeit schlichtweg undenkbar wäre. Sich der Autorität der Kirche Gottes zu widersetzen konnte nur eine Konsequenz für die Seelen eben jener haben, die es wagten, und wenn das Vorbild Einzelner andere dazu verführte, ebenfalls der Sünde anheimzufallen …
    Erneut verdrängte Sawal diesen Gedanken. Er versuchte sich selbst nach Kräften davon zu überzeugen − welcher Wahnsinn auch immer das Königreich Charis befallen haben mochte, Gott würde doch niemals zulassen, dass er sich über die Grenzen von Charis hinaus ausbreitete. Die unbeschränkte Autorität von Mutter Kirche war der Dreh- und Angelpunkt nicht nur der Welt, in der er lebte, sondern auch Gottes eigenen Plans für das Heil der ganzen Menschheit. Würde diese Autorität infrage gestellt − würde dieser Plan scheitern −, so wären die Konsequenzen schlichtweg undenkbar. Angesichts dieser Vorstellung musste sich Shan-wei, die verlorene und verdammte Mutter alles Bösen, schon die Reißzähne lecken − in jener dunklen, feuchten Ecke der Hölle, in die der Erzengel Langhorne sie einst für ihre Sünden verbannt hatte. Schon in diesem Augenblick musste sie die Gitterstäbe ihres Gefängnisses prüfen, die Stärke ihrer Fesseln, wann immer sie den anmaßenden, sündigen Stolz all jener spürte, die ihr eigenes, fehlbares Urteilsvermögen über das Urteil Gottes Selbst stellten. Langhorne persönlich hatte das Tor hinter ihr versperrt, mit der unumstößlichen Autorität der Ewigkeit, doch der Mensch besaß einen freien Willen. Selbst jetzt konnte er jederzeit den Schlüssel in jenem Schloss herumdrehen, so er das wünschte, und wenn er das tat …
    Diese verdammten Charisianer, dachte Sawal verbittert. Begreifen die denn überhaupt nicht, welches Tor sie da gerade öffnen? Ist denen das egal? Sehen die einfach nicht ein …
    Seine Kiefer mahlten, und der Kommandant zwang sich dazu, die Schultern wieder ein wenig zu entspannen, dann atmete er tief durch, um sich zu beruhigen. Besonders hilfreich war es nicht.
    Die Anweisungen, die ihm Bischof-Vollstrecker Thomys erteilt hatte, waren völlig eindeutig gewesen: Sawal sollte die Depeschen des Bischof-Vollstreckers um jeden Preis zu Bischof-Vollstrecker Wyllys in Eraystor bringen. Diese Formulierung − ›um jeden Preis‹ − war niemals zuvor zu Sawals Anweisungen aufgetaucht. Bislang hatte auch niemals eine Notwendigkeit dafür bestanden, doch jetzt …
    »Achtung!« Der Ruf erscholl aus dem Krähennest. »Achtung! Drei Segel Backbord voraus!« »So, so«, murmelte Commander Paitryk Hywyt von der Royal Charisian Navy, während er durch das Fernglas spähte. »Das dürfte interessant werden.«
    Er ließ das Fernglas sinken und legte nachdenklich die Stirn in Falten. Seine Anweisungen in dieser Hinsicht waren eindeutig. Als er sie empfangen hatte, war ihm dabei alles andere als wohl gewesen, doch die Anweisungen waren völlig eindeutig, und nun entdeckte er, dass er sich sogar darauf freute, sie zu befolgen. Sonderbar. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass es jemals dazu kommen würde.
    »Ja, das ist wirklich ein Kurier der Kirche«, sagte er etwas lauter, und Zhak Urvyn, der First Lieutenant der HMS Wave, stieß einen Laut aus, der unverkennbar verriet, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte.
    »Einigen der Männer wird das wohl kaum gefallen, Sir«, sagte Urvyn leise. Hywyt blickte ihn von der Seite an, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Ich habe das Gefühl, die Einstellung der Männer könnte uns durchaus überraschen, Zhak«, sagte er nüchtern. »Sie sind immer noch so
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