Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
ihm bevorstanden. Wenn ihm erneut bewusst wurde, dass er ganz alleine für diese Welle der Glaubenskriege verantwortlich war, die allmählich diese ganze blauweiße Murmel erfassten. Und wenn die Frage, wer − und was − er eigentlich war, ihn in eine Einsamkeit stürzte, die an seiner Seele zerrte wie jenes Vakuum, durch das sein Schwebeboot immer weiter seine Bahn zog.
    Und genau gegen derartige Augenblicke und Gedanken halfen Momente wie dieser: Er blickte auf die Welt hinab, die jetzt in seiner Obhut lag, für die jetzt er verantwortlich war. Erneut musste er der Wirklichkeit ins Auge sehen, musste die aufkeimende Zukunft erkennen, die all diese harschen Anforderungen letztendlich lohnenswert machten.
    Es ist wirklich eine wunderschöne Welt, dachte er fast schon verträumt. Und wenn man sie von hier oben betrachtet, dann rückt das tatsächlich alles wieder ins rechte Licht, nicht wahr? So schön diese Welt auch sein mag, so wichtig mir die Spezies der Menschheit ist, so ist es doch nur eine Welt unter Milliarden, nur eine Spezies von Hunderten von Millionen − mindestens. Wenn Gott sich mit Seinem Universum so viel Mühe gibt, dann kann ich ja wohl verdammt noch mal genau das tun, was Er von mir verlangt, oder nicht? Und − er verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen − und ich kann mir wenigstens ziemlich sicher sein, dass Er das auch verstehen wird. Wenn Er all dies hier zusammenfügen und mich dann dort mitten hineinsetzen kann, dann muss ich doch wohl davon ausgehen, dass Er genau weiß, was Er tut. Und das bedeutet, ich brauche nur noch herauszufinden, was ich nun tun sollte.
    Er stieß ein belustigtes Schnauben aus; im lautlosen Cockpit klang es fast widernatürlich laut, dann schüttelte er den Kopf und stellte die Lehne seines Pilotensitzes wieder senkrecht.
    Genug der Planetenschau, Merlin, rief er sich zur Ordnung. In drei Stunden bricht über Tellesberg der Tag an, und Franz wird sich schon fragen, wo seine Ablösung wohl bleibt. Es wird Zeit, deinen MolyCirc-Hintern nach Hause zu schaffen − da gehört er ja schließlich hin.
    »Owl?«, sagte er laut.
    »Jawohl, Lieutenant Commander?«, meldete sich über eine abgesicherte Kommunikationsverbindung fast augenblicklich die KI aus ihrem Versteck unter dem höchsten Berg von Safehold.
    »Ich mache mich auf den Heimweg. Sondier das Gelände rings um Basis Alpha in einem Umkreis von einhundert Kilometern und sorg dafür, dass niemand in der Nähe ist, der zuschauen könnte, wie das Schwebeboot in der Garage einparkt. Und überprüf auch meinen Balkon. Sieh zu, dass niemand beobachten kann, wie du mich absetzt.«
    »Jawohl, Lieutenant Commander«, bestätigte die KI, und Merlin streckte die Hände nach den Instrumenten des Schwebeboots aus.

Mai, im Jahr Gottes 892

.I.
    Eraystor Bay, Fürstentum Emerald
    Die helle Morgensonne spiegelte sich auf den gekreuzten goldenen Szeptern, die den Mittelpunkt im grünen Banner der Kirche des Verheißenen bildeten. Das Kurierschiff mit den zwei Masten, über denen dieses Banner im Wind flatterte, während eine steife Brise es stetig vorantrieb, war ein wenig länger als siebzig Fuß; es war auf Geschwindigkeit ausgelegt, nicht auf Ausdauer … geschweige denn auf Widerstandsfähigkeit gegen stärkeren Seegang oder Stabilität. Ihre sechzigköpfige Besatzung wäre für jede Galeere kaum ausreichend gewesen, selbst für ein derart kleines Schiff wie dieses, doch ihr schlanker, leichter Rumpf war sehr gut dafür geeignet, rasch gerudert zu werden, und unter ihren Lateinersegeln durchschnitt es zügig die schäumende Gischt. Das Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser; schaumgekrönte Wellen brandeten über den dreißig Meilen breiten Kanal zwischen Callie’s Island und der Nordostküste der Eraystor Bay hinweg.
    Pater Rahss Sawal, der Kommandant des kleinen Flottenschiffs, stand auf der winzigen Schanz, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und mühte sich nach Kräften, Zuversicht auszustrahlen, während er zu den Seevögeln und Wyvern aufblickte, die über den geradezu schmerzhaft gleißend-blauen Himmel zogen. Es fiel ihm deutlich schwer, das Ausmaß an Zuversicht zu zeigen (es wäre unziemlich gewesen, es als ›Arroganz‹ zu bezeichnen), die dem Kapitän eines Kurierschiffes von Mutter Kirche angemessen war, und der Grund dafür gefiel Sawal ganz und gar nicht.
    Die Boten des Tempels, ob sie nun über Land reisten oder die Meere durchkreuzten, genossen in jeder Hinsicht absolute Priorität und konnten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher