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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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das Leben des Azteken war Jack Hadley anvertraut worden.
    Er hatte keine Zweifel mehr, als er aufstand und die Aktenmappe aus dem Fach über seinem Kopf nahm. Wenn der Inhalt persönlicher Natur und nicht von historischem Wert war, würde er ihn vernichten, wie Jesús verlangt hatte. Aber wenn er entscheidend zur Vervollständigung der Biografie des Azteken beitrug, musste Hadley ihn einsehen.
    Vorsichtig öffnete er den Umschlag und nahm den Inhalt heraus.
    Es waren zwei aneinandergeheftete Geburtsurkunden. Auf beiden wurde die Geburt eines weißen weiblichen Kindes mit 3,75 Kilogramm um 11:25 Uhr am 20. Juni 1972 bescheinigt.

    Das erste Dokument benannte das Kind als María Luz Florin del Valle, geboren im Hospital Alemán in Valparaíso, Chile.
    Das zweite verzeichnete die Geburt von Mercedes Susana Vilanova im Militärhospital von Buenos Aires, Argentinien.
    Hadley war entsetzt. Plötzlich wurden das Gold und seine Bedeutung völlig nebensächlich.
    Oh, Jesús Florin! , rief Hadley im Stillen. Wie konnten Sie mir nur so eine Last auferlegen? Ich werde in fünfzehn Minuten in Valencia landen. Sie wird mich strahlend am Flughafen erwarten. Soll ich dieses Wissen mit in mein Grab nehmen? Wie soll ich Mercedes sagen, dass die Menschen, die sie für ihre Eltern hält, sie über den Babyhandel des Militärs in den Siebzigerjahren gekauft hatten?Wie kann ich ihr sagen, wer ihre wirklichen Eltern waren?
    Öffnen Sie ihn nicht. Zerreißen Sie ihn, verbrennen Sie ihn, es ist besser so.
    Mein Gott. Jetzt wünschte sich Hadley, er hätte getan, worum er gebeten worden war. Florin hatte gesehen, dass sie glücklich war, und es vorgezogen, unerkannt zu bleiben. Hatte er Vilanova vergeben? Es war der letzte Liebesbeweis des Azteken gewesen.
    Und jetzt, Sie dummer Junge? Hadley konnte beinahe Florins schalkhafte Stimme hören.
     
    Im CNI-Hauptquartier betrachtete Pinto das ungeöffnete Päckchen auf seinem Tisch. Es war ein kleiner gepolsterter Umschlag, an ihn persönlich adressiert. Die Sicherheitsleute unten hatten ihn durchleuchtet, die Hunde daran schnuppern lassen und ihn für ungefährlich erklärt. Dringlichere
Angelegenheiten hatten ihn bisher davon abgehalten, sich damit zu befassen, aber jetzt hatte er einen Moment Zeit und öffnete ihn.
    Vier verlockend glänzende und klingende Münzen rollten auf seinen Schreibtisch. Pinto betrachtete sie mit wachsendem Interesse. Er warf einen Blick in den Umschlag und entnahm ihm ein zusammengefaltetes Blatt Papier, auf dem handschriftlich lediglich stand: »Ihr Anteil.« Signiert war es mit »JF«.
    Vor Aufregung bebend reihte Pinto die Münzen mit dem Zeigefinger nebeneinander auf: einen amerikanischen Doppeladler von 1933, ein russisches Zwanzigrubel-Stück von 1755, einen Doppelflorin von Edward III. von 1343 sowie eine Zwanzigdollar-Liberty-Münze mit hohem Relief.
    Pinto musste nicht nachschlagen. Er wusste, dass er vor über zehn Millionen Dollar saß. Er steckte die Münzen wieder in den Umschlag, den Umschlag in die Tasche, stieß seinen Stuhl zurück und grinste breit.

Epilog
    (Aus El País , Madrid, Freitag, 4. Juli 2004, S. 38)
     
    Todesanzeigen
     
    Jesús Florin, der Azteke. 1916 – 2004
     
    Soldat, Revolutionär, engagierter Streiter für den Sozialismus, dessen Privatleben von Tragödien gezeichnet war.
     
    In der Nacht zum Mittwoch verschied Jesús Florin, besser bekannt als der Azteke, im Schlaf in seinem Haus bei Havanna.
    Jesús María Florin del Valle wurde am 12. März 1916 in Veracruz, Mexiko, geboren. Er wurde in der Hauptstadt seines Vaterlandes in Jesuitenschulen unterrichtet und später in Madrid, bevor er im Herbst 1934 an der Universität von Salamanca Geisteswissenschaften zu studieren begann.
    Als einziger Sohn des politisch einflussreichen Großgrundbesitzers Emilio Florin del Valle und von Doña Isabel de Guzmán y Sotomayor hätte Jesús nach Abschluss seines Studiums eigentlich nach Hause zurückkehren und in die Fußstapfen seines Vaters treten sollen.
    Stattdessen reiste er bei Ausbruch des Bürgerkriegs 1936
nach La Mancha, schloss sich den neu gegründeten Internationalen Brigaden bei Albacete an und wurde der XI. Brigade unter der Führung des erfahrenen rumänischen Kommandeurs Emilio Kléber zugeteilt.
    Die XI. Brigade wurde zusammen mit der XII. des Ungarn Lukács zum Casa de Campo am Westrand von Madrid beordert, mit dem Befehl, den Vormarsch der Nationalisten aufzuhalten. Am 29. Oktober führte Florin die Infanterie in einem
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