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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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zuzugeben!«
    Beim Militär ging das Gerücht, dass die Zahl der Toten die 20.000 überschritt. Doch so, wie sie es sagten, klang es eher, als seien sie auch noch stolz darauf, anstatt sich zu entschuldigen.

    Vielleicht, dachte Vilanova, sollte er dankbar sein, dass er nicht bei der Kavallerie angenommen worden war, denn dann hätte man ihm vielleicht befohlen, zum Mörder zu werden. So war er stattdessen auf Befehl zum Dieb geworden – und zwar zu einem ausgezeichneten, wie sich erwies.
    Luis Vilanova besaß ein Büro im Ministerium für Öffentliche Arbeit und ein weiteres bei der Nationalbank. Er wusch das schmutzige Geld für die Generäle und ihre Freunde und wurde dabei zwangsläufig selbst reich.
    Die Wohnung in der Avenida del Libertador – für Susana die Erfüllung ihres Traums, das Symbol dafür, dass sie es geschafft hatten – kostete zwanzig Mal so viel, wie ein Colonel im Jahr verdiente. Er hatte sie bar bezahlt. Niemand hatte Fragen gestellt, und das würde auch niemand, solange die Junta regierte.
    Zuerst war es ganz normale, schlichte Bestechung gewesen. Da alle Ministerien durch das Militär geleitet wurden, gab es nichts ohne Zustimmung der Junta. Keine öffentlichen Arbeiten, keine Baugenehmigungen, keine Lohnabsprachen, keine Schürferlaubnis, keine Transportgenehmigungen und, was noch schlimmer war, keine Zahlungen für bereits geleistete Arbeit.
    Die Räder des Handels mussten geschmiert werden, wenn bestehende Verträge aus der Ära Perón eingehalten und nicht ad nauseam als verdächtige Transaktionen eines unglaubwürdigen, abgesetzten Regimes betrachtet werden sollten – was sie mit großer Wahrscheinlichkeit waren.
    Und das einzig akzeptierte Schmiermittel war Bargeld.
    Doch dann wurde die Gier zu groß. Das Militär wollte sein eigenes Spielzeug, und die Ausgaben dafür gingen in die Milliarden. Flugzeuge aus den USA und Frankreich,
Kriegsschiffe aus Großbritannien, Flugabwehrraketen aus der Schweiz. Gewehre, Munition und Bomben nahm man, woher man sie bekommen konnte. Da jeder General oder Admiral seine eigenen Kontakte zu den Verkäufern und Waffenhändlern im Ausland herstellte, legten sie damit den Grundstein für ihr persönliches Unternehmen. Am Zahltag achtete Luis Vilanova darauf, dass jeder Beteiligte seinen Anteil erhielt.
    Welches Material man kaufte, hing nicht so sehr von seiner Eignung ab als vielmehr von der hierarchischen Position des geldgebenden Stabsoffiziers und seiner Nähe zur Junta. Es wurde völlig inkompatible Ausrüstung gekauft, viel zu teuer bezahlt und dann beiseitegelegt, zeitweilig vergessen oder an irgendwelche Untergebenen weitergereicht, wenn sie ihren Hauptzweck, Provisionen zu erwirtschaften, erfüllt hatte.
    Vilanova schrieb die Überweisungen aus. Auf Bankkonten in Uruguay für die kleineren Zahlungen, in Miami und Toronto für die größeren, auf den Kaimaninseln und in Genf für die ganz großen. Ende 1980 blutete das Land finanziell aus, wobei Waren und Diebstähle durch Anleihen aus dem Ausland finanziert wurden, die von staatlichen Garantien gestützt wurden.
    »Konto der Streitkräfte« war ein üblicher Bestimmungsort bei der Banca de la Nacíon sowohl in Argentinien als auch im Ausland. Bis der Nation die tatsächliche Rechnung gestellt wurde, waren die Diebe längst weg.
    Vilanova wurde für seine Bemühungen gut bezahlt und erhielt von jeder Transaktion einen gewissen Prozentsatz. Doch die vielen kleinen Provisionen summierten sich rasch, und abgesehen von der Erfüllung der Wünsche seiner Frau
investierte Luis Vilanova den Hauptanteil seines Vermögens sicher und unantastbar weit weg, um eine stabile Grundlage für seine Zukunft zu legen. Um zu wissen, wie reich Vilanova tatsächlich war, musste man sich in Spanien umsehen.
    Er kannte den Wirtschaftszyklus in Argentinien bereits. Es ging von bettelarm bis reich und wieder zurück. In der letzten Runde während der 60er-Jahre war sein Vater ruiniert worden. Diesmal hatte Vilanova vor zu verschwinden, solange er noch oben war. Er hatte einen sorgfältig ausgeklügelten Plan und hakte jeden Punkt auf seiner Liste mit der einem Topverwalter angemessenen Sorgfalt ab.
    Außerdem hatte er eine Trumpfkarte in der Tasche. Luis’ Eltern waren in Spanien geboren, und auch wenn sie nach Argentinien ausgewandert waren, hatten sie die doppelte Staatsbürgerschaft behalten. Obwohl er in Argentinien geboren war, hatte Luis Anspruch auf die spanische Staatsbürgerschaft und demnach auch seine Frau
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