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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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der Zeit von Queen Victoria und Edward VII. und sahen aus wie frisch geprägt.
    Hadley versuchte, die Hand weiter in die Tasche zu stecken: So weit er fühlen konnte, war sie mit Münzen gefüllt. Er konnte ihre Zahl nur schätzen, aber es mussten sicher Tausende sein. Er machte die Tasche wieder zu und überprüfte die zweite. Der Inhalt war der Gleiche. Jack ließ
sich auf einen der Stühle fallen und versuchte, sich von dem Schock zu erholen.
    Nach ein paar Minuten zog er den an drei Seiten um die Aktenmappe herumlaufenden Reißverschluss auf und legte sie offen auf den Tisch. Er hatte erwartet, dort den letzten Teil der Aufzeichnungen des Azteken zu finden, doch stattdessen enthielt sie eine Reihe Fotografien und offiziell wirkender Papiere.
    Im ersten Bündel, eingepackt in braunes Papier und sorgfältig mit gelber Schnur gesichert, waren Schwarz-Weiß-Fotos und verblasste Sepia-Drucke. Einige zeigten Männer in Uniform, die ernst in die Kamera blickten, andere Gruppen lächelnder Frauen und Männer in lockerer Haltung und offensichtlich zufrieden. Langsam wurde Hadley klar, dass er Natalia Florin, ihre beiden Söhne und die weitere Familie der Radischevs vor sich hatte, aus der Zeit des Azteken in Moskau.
    Das zweite Päckchen, ein durchsichtiger Papierumschlag, enthielt ein Dutzend Farbfotos von einer wunderschönen blonden Frau und einem kleinen Baby. Auf vielen Bildern war im Hintergrund das Meer zu sehen und ein kleiner Garten mit einem weißen Zaun am Ende. Chile , dachte Hadley. Lucía und María Luz.
    Außerdem war in der Aktenmappe noch ein versiegelter brauner Packpapierumschlag.
    »Ich muss Ihnen vertrauen, Hadley: Öffnen Sie ihn nicht. Zerreißen Sie ihn, verbrennen Sie ihn, es ist besser so. Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie das tun werden.«
    »Wie Sie wünschen, Jesús.«
    Es gab noch andere Papiere. Florins mexikanische
Geburtsurkunde und Dokumente in kyrillischer Schrift, die Hadley nicht lesen und schon gar nicht verstehen konnte.
    Des Weiteren fand er die Rechnung für den Verkauf der Yacht Granma aus Veracruz aus dem Jahr 1956 und eine vom Präsidenten der Regierung der Spanischen Republik unterzeichnete Quittung für eine große Menge Gold.
    Hadley war klar, dass er die Taschen keinesfalls gleich mitnehmen konnte. Ohne Hilfe konnte er sie nicht tragen, und selbst wenn, musste er sich einen Wagen mieten, um sie nach Spanien zu transportieren. Außerdem hatte Jesús nichts davon gesagt, dass er das Gold nach Spanien bringen sollte.
    Hadley schloss die beiden Taschen und wollte sie gerade wieder in den Safe stellen, als er es sich noch einmal überlegte. Er machte eine der Taschen auf und legte eine Handvoll Münzen in die kleinere Aktenmappe. Als er beide Taschen wieder in den Safe gestellt hatte, drückte er auf den Klingelknopf und rief den Bankier.
    »Wie lange läuft der Vertrag für dieses Schließfach noch?«, erkundigte er sich, als der Aufzug lautlos nach oben glitt.
    »Bis zum 31. Dezember 2006«, antwortete der junge Mann, ohne zu zögern. Der Status des Kontos war mit Sicherheit abgefragt worden, bevor man ihm Zugang gewährt hatte. Hadley dankte dem Bankier für seine Mühe und erklärte, dass er bald wiederkommen würde.
    Er war bereits fünfzig Meter die Rue de Capucins entlanggegangen und hatte versucht, sich über die Bedeutung seines Fundes klar zu werden, bevor er ein Taxi rief, das ihn in sein Hotel brachte. Er hatte bereits ausgecheckt und seinen Koffer an der Rezeption stehen lassen. Vor seinem Flug nach Barcelona musste er immer noch drei
Stunden Zeit totschlagen. Er versuchte, Florin anzurufen, erreichte ihn aber nicht.
    Hadley hatte keine Ahnung, was ein Sovereign wert war. Hundert Euro vielleicht? Was sollte er mit all den Münzen tun? Sie behalten? Hatte die Sache einen Haken? Vielleicht eine weitere schreckliche Mission? Hatte der Azteke nicht verstanden, dass Hadley das Soldatenspielen vor langer Zeit aufgegeben hatte? Er hatte genug von sinnlosen Kämpfen und Kriegen. Und bei allem, was in den letzten Monaten vorgefallen war, brachte er für Florins Kreuzzüge ebenso wenig Sympathie auf wie für Pintos Machenschaften.
    Und was sollte er mit den Familienfotos machen? Sie würden sein Buch gewiss aufwerten. Sie waren sicherlich viel wert, ebenso wie die ausländischen Dokumente, sobald sie übersetzt waren.
    Und dann war da noch der braune Umschlag, den er zu vernichten versprochen hatte. Er war stark versucht, es nicht
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