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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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zu tun, doch er hatte sein Wort gegeben, was den alten Mann sichtlich glücklich gemacht hatte. Hätte er sich nicht darauf verlassen, dass Hadley tun würde, was er versprochen hatte, hätte er ihm den Schlüssel zum Safe leicht vorenthalten und die Sache auf sich beruhen lassen können. Er würde den Umschlag zerreißen, wie er gesagt hatte, entschloss sich Hadley und fühlte sich gleich besser.
    Um die Mittagszeit holte er sein Gepäck ab und nahm sich ein Taxi zum Flughafen. An einem Zeitungsstand kaufte er sich eine Financial Times , die zwar vom Vortag war, aber für seine Zwecke ausreichen würde. Während des Fluges nach Barcelona schlug er die Zeitung auf und fand, was er suchte: Der Preis für neue Sovereigns stand in London zurzeit bei 69 Pfund pro Münze.

    Es war schwer abzuschätzen, wie viele Münzen sich in jedem der Koffer befanden. Er betrachtete eines der Exemplare, die er mitgenommen hatte, und versuchte, seine Größe zu schätzen. 20 mm Durchmesser? 2 mm dick? Da er keinen Taschenrechner hatte, vertrieb er sich die Zeit mit ein paar altmodischen Dreisatzrechnungen. Wie groß waren die Taschen? Er spielte immer wieder mit den Zahlen, konnte die Ergebnisse aber nicht glauben. Kein Wunder, dass er die Taschen nicht hatte heben können. Selbst bei einer vorsichtigen Schätzung, wenn die Münzen locker in den Taschen lagen, kam er auf annähernd eine Million Euro pro Tasche.
    Es war eine riesige Summe, und Hadley konnte immer noch nicht fassen, warum ausgerechnet er sie bekommen hatte. Dann fiel ihm Florins ursprüngliche Botschaft an Pinto wieder ein: Wir teilen den Rest zwischen Spanien und Kuba auf.
    Sollte das Pintos Hälfte sein?
    Es gab nicht einmal eine Notiz von Florin, die etwas erklären könnte. Von Barcelona aus würde er noch einmal versuchen, ihn anzurufen.
    In Barcelona stieg Hadley aus und machte sich auf den Weg von Terminal B zum Terminal C, wo die Air Nostrum in vierzig Minuten nach Valencia starten sollte. Auf dem Weg rief er erneut bei Florin an, doch er erhielt keine Antwort und nicht einmal die Aufforderung, eine Nachricht auf Band zu hinterlassen.
    Er steckte gerade sein Telefon ein, als ihm eine Schlagzeile ins Auge fiel. Ein Mann hielt eine Ausgabe von La Vanguardia vor sich hoch, und Hadley konnte in großen Buchstaben auf der Titelseite lesen:
    MUERE EN CUBA JESÚS FLORIN
    Entgeistert starrte er die Zeitung an. Der Leser bemerkte Hadleys Blick und drehte die Zeitung um (er hatte sich für die Sportseiten interessiert), um selbst den Titel zu lesen.
    »Jesús Florin ist tot?«, fragte Hadley den Fremden.
    Der Mann war überrascht, dass sich jemand so dafür interessierte. Er hatte wohl von Florin gehört – wie die meisten Leute –, aber immer nur in Verbindung mit längst vergangenen Ereignissen. Er hatte angenommen, dass der Azteke schon vor langer Zeit gestorben war.
    »Wo haben Sie …?«, begann Hadley, und der Mann nickte zu dem Laden hinter ihm.
    Hadley kaufte eine Ausgabe von El País und versuchte auf dem Weg zum Terminal C, den Leitartikel zu lesen.
    Fallece Jesús Florin
De nuestro corresponsal, La Habana, Jueves 3
    Hadley konnte sich kaum auf die Einzelheiten konzentrieren, weil er fieberhaft überlegte.
    Jesús Florin verstarb friedlich im Schlaf … natürliche Todesursache … im Alter von 88 Jahren … zwei Ehefrauen und drei Kinder verstarben vor ihm … Soldat, Staatsmann, Philosoph, Revolutionär …
     
    Seinem Wunsch gemäß wird er heute in einer privaten Zeremonie in Havanna eingeäschert und seine Asche über dem Golf von Mexiko verstreut.

     
    Todesanzeigen, S. 38
    Langsam fasste sich Hadley wieder und schaffte es, kurz nach dem Start einen Drink zu nehmen. Er las den Nachruf ganz und stellte fest, dass darin vieles fehlte. Auch hatte der Verfasser nicht die Möglichkeit gehabt, die jüngsten Ereignisse hinzuzufügen. Vielleicht hatte Florin das damit gemeint, dass Hadley das letzte Kapitel schreiben sollte.
    »Schreiben Sie es, Hadley, Sie wissen genauso viel wie ich.«
    Hadley sah durch das große Fenster. Es war ein kristallklarer Tag, und in der Ferne konnte er die Balearen sehen, Mallorca mit dem hohen Tramontana-Gebirge, daneben Menorca und Ibiza. Dann fiel ihm der braune Umschlag wieder ein.
    War er noch an sein Versprechen gebunden, jetzt, wo Florin tot war? Konnte Hadley als Historiker ein Dokument vernichten, das der Wahrheit dienen könnte?
    »Es ist das Beste« , hatte Florin gesagt.
    Aber der Azteke war tot. Und die Wahrheit über
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